Die Ferien sind vorbei, doch das Neun-Euro-Ticket gilt immer noch. Die Bahn hat ihre Bauarbeiten in Engen und an der Gäubahn beendet, Fahrgäste müssen also nicht mehr auf den Schienenersatzverkehr ausweichen. Normalität in den Zügen herrscht indes weiterhin nicht. Der SÜDKURIER hat sich nach dem Ferienende auf dem Singener Bahnhof umgehört, ob der erste Trubel, der durch das Neun-Euro-Ticket entstanden ist, in den Zügen von und nach Singen am ersten Tag nach den Pfingstferien abgeklungen ist.
Der Berufsschüler

Noah Plumari ist 18 Jahre alt und pendelt jeden Tag von Gottmadingen zur Schule nach Radolfzell. Er hat das Neun-Euro-Ticket gekauft, um die Bahn für seinen Schulweg zu nutzen. „Ich finde die Idee hinter dem Neun-Euro-Ticket an sich super, gerade auch für meinen Schulweg. Aber es ist auch schwierig, weil sich die Züge oft verspäten und manchmal nicht weiterfahren“, sagt er. Heute habe es auf seinem Hin- und Rückweg zur Schule schon Probleme gegeben: „Es ist sehr viel los. In den ersten Zug, den ich in Singen nehmen wollte, habe ich nicht mehr reingepasst und musste deshalb den nächsten Anschlusszug nehmen“, so der 18-Jährige. Deshalb sei er auch am Morgen 20 Minuten zu spät zur Schule gekommen. Und auch auf seinem Rückweg von Radolfzell nach Singen sei der Zug sehr voll gewesen.
Der Festival-Besucher

Leon Steiner hat es sich am Bahnsteig schon gemütlich gemacht, er sitzt auf einem Campingstuhl und hört mit einem Headset Musik. Er sei auf dem Weg von Tuttlingen nach Basel, da er vom Southside-Festival komme, erklärt er. „Auf der Fahrt heute von Tuttlingen nach Singen war extrem viel los. Ich hab auch viele Leute mit kleinen Karren gesehen, die sind wahrscheinlich auch auf dem Rückweg vom Festival“, so der 27-Jährige. Wegen der vielen Mitreisenden, habe die Bahn auch Verspätung gehabt und der Anschlusszug nach Basel sei abgefahren, kurz bevor er ihn erreichen konnte, fügt Leon Steiner hinzu. Er vermute, dass das stark an den Leuten liege, die auf dem Heimweg vom Festival seien. Doch im Zug habe trotz der vielen Menschen Ordnung geherrscht: „Die Mitarbeiter der Deutschen Bahn waren echt kulant. Sie haben versucht, so viele Leute wie möglich mitzunehmen“, sagt Leon Steiner. Der 27-Jährige habe das Neun-Euro-Ticket für seine Fahrt zum Festival genutzt und nutze es auch häufig, um nach Freiburg zu fahren.
Um Leon Steiner herum sitzen noch weitere junge Leute, die auf dem Weg nach Hause vom Southside Festival sind. Unter ihnen ist Lena Mungenas. Sie sagt, der Zug von Tuttlingen nach Singen sei normal besucht gewesen. Und auch auf der Hinfahrt zum Festival seien die Züge im Vergleich zu der Zeit vor dem Neun-Euro-Ticket nicht übermäßig voll gewesen, so die 28-Jährige.
Der Pendler

Ein wenig später wartet Peter Breuer auf den Zug nach Engen. Der 34-Jährige sagt, er habe sich das Neun-Euro-Ticket gekauft, doch sei über die ganzen Pfingstferien nicht Zug gefahren. Denn er habe in den Medien darüber gelesen, wie voll die Züge zurzeit seien. „Ich find das Neun-Euro-Ticket gut, aber es nutzen halt übermäßig viele Leute“, äußert sich Peter Breuer. Als er sich am Morgen auf den Weg von Engen nach Singen gemacht habe, sei der Zug nicht voll gewesen doch laut dem 34-Jährigen seien in Singen dann einige Leute eingestiegen, einige auch mit viel Gepäck.
Am Bahnhof wartet außerdem auch eine Schulklasse im Schatten auf ihren Anschlusszug. Die beiden Lehrerinnen erzählen, sie seien mit einer Gruppe von Siebtklässlern auf dem Weg ins Schullandheim. „Wir sind nicht glücklich über das Neun-Euro-Ticket“, sagen sie. Denn heute sei viel los in den Zügen und es gebe auch Personen, die sich über die Schüler ärgern und das, obwohl sie nicht nicht gestört hätten. Laut den beiden Lehrerinnen sei die Reise schon länger geplant und man habe die dafür gekauften Sparpreisticket später mit Neun-Euro-Tickets ersetzt. Über den billigen Preis seien sie beide froh, da die Fahrt bis jetzt sehr unkomfortabel gewesen sei.