„Jedes Detail ist zu sehen, nichts kann sich verstecken“, schildert Christiane Meyer-Stoll die Eigenheiten des weißen Kubus, der als „white cube“ heute die Museumslandschaft dominiert. Während Galerien noch im 19. Jahrhundert ihre Werke häufig auf farbigen Hintergrund präsentierten, setze sich mit Einsetzen der Moderne zunehmend kahle, weiße Ausstellungsräume durch. Der Fokus sollte so ganz auf die Kunst gelegt werden. Als Chefkuratorin des Kunstmuseums Lichtenstein ist Meyer-Stoll mit diesem Konzept natürlich bestens vertraut.
Die 60-Jährige ist Teil eines Kunsttalks über den Status von Atelier und Museum als Kontext von Kunst. Der Künstler Harald F. Müller hat sie zusammen mit Tina Braegger, einer Schweizer Künstlerin, und unter der Moderation des Kunstkritikers Georg Imdahl eingeladen. Inmitten seiner eigenen Werke wird darüber diskutiert, wie zurückhaltend denn nun ein Ausstellungsraum sein muss oder eben nicht.
Müller sieht die Debatte sehr offen: „Ich sehe den white cube als eine Möglichkeit für vieles.“ Farbige Wände bieten aber die Chance, Kunstwerke gerade nochmals mehr zu betonen als auf einem weißen Hintergrund. Zumal Farben ja ohnehin das Steckenpferd des in Singen lebenden Künstlers sind, wie es sich auch im Stratozero, seinem eigenen Atelier, deutlich zeigt. Die Halle inmitten des Gewerbegebiets ist minimalistisch gestaltet, aber keinesfalls ein leerer Raum mit weißen Wänden.
Braegger ist dagegen auf ihr Werk fixiert: „Es wäre gelogen, zu behaupten, dass ich mit Räumen arbeite. Aber da meine Bilder sehr groß sind, bin ich schon in Situationen gekommen, dass ich sie an die Räumlichkeiten anpassen muss.“
Aber auch sie nimmt wahr, dass der Kontext einen Einfluss hat: „Zuhause laufe ich barfuß darüber und im Museum traut man sich dann kaum noch sie anzufassen.“ Trotzdem hat sie ein Gesamtkonzept im Kopf: „Ich denke an die Ausstellung, wie es dort zusammenkommt.“