Für Menschen, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges immer in Frieden gelebt haben, ist die Grausamkeit und die Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung durch den Krieg in der Ukraine unvorstellbar. Drei Jahre ist es nun her, dass russische Einheiten die Ukraine überfallen haben, und eines wird seither deutlich: Selbst die dramatischen Schilderungen können nicht vermitteln, was die Bevölkerung in den besetzten Gebieten erleidet.

Zum traurigen Jahrestag zeigte der ukrainische Verein Singen im Gemeindezentrum der evangelischen Lutherpfarrei einen Film des ukrainischen Regisseurs Stanisalv Tiunov, der auf wahren Begebenheiten beruht. Darin geht es um die Besetzung von Butscha durch die russische Armee und die an der Zivilbevölkerung verübten Verbrechen. Hauptfigur ist ein Freiwilliger, der im Lauf von etwa drei Monaten unter schwierigsten Bedingungen rund 200 Menschen aus dem besetzten Gebiet herausgeholt hat.

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Es geht um Konstantin Gudauskas aus Kasachstan, der dank seines Passes immer wieder die Kontrollpunkte passieren konnte, um Lebensmittel an die russischen Besatzer zu liefern. Auf der Rückfahrt hatte er schwer geschundene Menschen dabei, die das Gebiet beim Einmarsch der Russen nicht rechtzeitig verlassen konnten.

Viele Besucher sind auch Betroffene

In seiner Begrüßung bezeichnete der Vorsitzende des ukrainischen Vereins, Vitalii Tomniuk den Film als Dokument der dunkelsten Zeiten eines Dorfes vor Kiew. Es sei nicht nur die Geschichte über die Tragödien, sondern auch über Mut und Heldenmut. Er sei eine Aufforderung an die Ukrainer und auch an die Europäer, stark, vereint und standhaft zu bleiben. „Nur gemeinsam werden wir in eine Zukunft gehen, die auf Freiheit, Würde und Gerechtigkeit beruht“, betont Tomniuk.

Yulia Trester, die aus der Region Butscha stammt, wünschte sich für die Unterstützung der Ukraine nicht nur die Anteilnahme von den Menschen in Deutschland und Europa, sondern auch Stärke. Im Gedenken an die Gefallenen und Getöteten erhoben sich alle zu einer Schweigeminute.

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Der Film zeigt aus der Sicht des Fluchthelfers die emotionalen Konflikte zwischen Angst und dem unbändigen Willen zu helfen. Konstantin, genannt Kostia, begab sich immer wieder in Lebensgefahr, um andere Leben zu retten. Dafür nahm er Demütigungen durch Wachposten in Kauf. Auf der anderen Seite werden unmenschliche Offiziere dargestellt und ein Ehrenwort, das nichts wert ist, weil der Oberst Gefangene in der nächsten Minute kaltblütig erschießt. Soldaten, die Frauen vergewaltigen, foltern und plündern. Es ist ein Film, der an Düsternis und Grausamkeit nicht zu überbieten ist.

Ein Film, den mehr Menschen sehen sollten

Im Saal wurde viel geweint, weil etliche der Anwesenden sich an ihre eigenen Schicksale und die von Angehörigen erinnert fühlten. Die langjährige SPD-Stadträtin Claudia Weber wünschte sich eine größere Verbreitung dieses Filmdokuments, um ausländerfeindliche Scharfmacher zum Umdenken zu bewegen.