
Am Anfang stand viel Überzeugungsarbeit und dann kam der Abbruch. Die Pläne für das große Einkaufszentrum in Singen waren eine schwere Geburt. Nach etwas mehr als zwei Jahren Bauzeit war das Werk vollendet. Der SÜDKURIER hat den Baufortschritt über 29 Monate aus einer besonderen Perspektive dokumentiert.
Spätsommer 2018: Aus einer Drohne hat die Tageszeitung den Stand der Bauarbeiten festgehalten – vom Abriss des umstrittenen Holzerbaus bis zur Montage der Fassade. Etliche Gebäude mussten abgetragen werden und offenbarten ein gewaltiges Loch im Zentrum der Stadt.

Herbst 2018: Die ungewöhnliche Perspektive aus halber Höhe wird durch den Einsatz der Drohne ermöglicht. Zu erkennen sind nach Abschluss der Abbrucharbeiten die ersten Fundamente samt der dafür erforderlichen Verschalungen. Durch die Einbahnstraßenregelung sowie den Bauverkehr samt Fahrbahn-Verschmutzungen ist der Verkehr mühsam. Zugleich lockt das Bauspektakel täglich Zaungäste an.

Winter 2018: Über den Jahreswechsel ruhten die Abbrucharbeiten auf dem Gelände des neuen Einkaufszentrum zwischen Bahnhof- und Hadwigstraße. Sorgfältig läuft dann aber der Rückbau der denkmalgeschützten Fassade des Hotels Victoria, das inzwischen wieder in die Fassade des Cano integriert werden konnte.

Fastnacht 2019: Drohnenpilot Andreas Rautter liefert spektakuläre Aufnahmen aus luftiger Höhe und dokumentiert in der Serie, wie rasant die Baustelle sich entwickelt. Im Juli des vergangenen Jahres begannen die Bauarbeiten für das geplante 16 000 Quadratmeter große Einkaufszentrum. Eröffnet werden soll das Cano nun im Jahr 2020.

Frühjahr 2019: Nachdem die Abrissarbeiten inzwischen komplett abgeschlossen sind, beginnen – nicht mehr nur im Ostteil der Großbaustelle – die Aufbauarbeiten. Aktuell wird ein weiterer Kran aufgebaut, der künftig den Radius über der südwestlichen Ecke abdecken soll. Die imposanten Kräne beherrschen schon jetzt das Stadtbild weit über die Fußgängerzone hinaus.

Sommer 2019: Zügig schreiten die Bauarbeiten beim Singener Einkaufszentrum Cano voran, und der Blick von oben zeigt Anfang Juli bereits, wie sich die Shopping-Mall im Erdgeschoss entwickeln wird – inklusive der gewollten Durchblicke über die Etagen hinweg, die sich gestalterisch an der Hegauer Vulkanlandschaft anlehnen sollen. Größtenteils abgeschlossen sind somit die Rohbauarbeiten im Untergeschoss, wo nach Fertigstellung gegen Ende nächsten Jahres Norma und Edeka einziehen wollen. Am östlichen Ende der Baustelle wird derweil bereits an der Schalung für die Wände zum Obergeschoss gearbeitet, sodass sich das Gebäude aus der Erde empor hebt.

Herbst 2019: Oft sind orientierungslose Autofahrer in der Stadt zu beobachten, es wird schon mal geflucht und Gesprächsthema sind die diversen Einschränkungen durch Lärm oder etwa Zeitverluste durch den gehemmten Verkehrsfluss. Was das Cano als größte Baustelle anbelangt, so ist der Baufortschritt deutlich erkennbar: Der Rohbau gewinnt an Höhe.

Winter 2019: Es geht sichtbar voran: Nach dem Erdgeschoss nimmt das erste Stockwerk Gestalt an. Das Zentrum soll sich über die drei Ebenen, Basement, Erdgeschoss und Obergeschoss erstrecken, auf den obersten Etagen wird geparkt. Über 500 Handwerker werden laut Projektmanager in den nächsten Monaten auf der Baustelle tätig sein. Nach dem Rohbau werden im Innenausbau die Geschäfte gestaltet.

Frühjahr 2020: Während das Leben in der Singener Innenstadt wegen der Corona-Epidemie so gut wie lahmgelegt ist, gehen die Arbeiten am Cano beinahe unbehelligt von der weltweiten Krise voran. Center-Managerin Carolin Faustmann betonte damals: ‚Wir sind mit dem Cano voll im Zeitplan.‘ Sie hat zum Jahresbeginn ihre Arbeit in Singen aufgenommen und ihr Team zusammengestellt. Auch wenn sie nicht für den Hochbau zuständig ist, so ist sie doch stark vom Baufortschritt abhängig, denn jetzt werden bereits die Weichen für die künftigen Abläufe gestellt.
Dabei geht es sogar schon um Details wie Ladenzugänge, Wegeführung oder Beschilderungen für Toiletten. Diese Themen werden nun mit den Architekten und den künftigen Mietern besprochen.
Rohbau, Haustechnik und Fassaden müssen abgestimmt realisiert werden. Viele Handwerker bleiben über Monate hier und wohnen in Monteurswohnungen. Und Corona ist schon Thema: „Die Arbeiten finden im Freien statt und da ist es gut möglich, den Abstand von 1,50 Metern einzuhalten“, erklärt die Center-Managerin in der Phase des ersten Lockdowns. Als Vorsichtsmaßnahmen wurde ein zweites Planungsbüro eingerichtet und Zweierteams gebildet, um die Koordination der Baustelle im Falle einer Ansteckung mit dem neuen Virus nicht zu gefährden.

Sommer 2020: Die Konturen des neuen Singener Einkaufszentrums sind inzwischen klar erkennbar – doch irgendwie konnte man bei der Betrachtung des Rohbaus noch immer nicht so richtig glauben, dass das Cano im Herbst eröffnet wird. Über den Sommer zu tun haben die Handwerker vor allem bei der Innenausstattung, bis Corona die Arbeiten Ende Oktober kurz vor dem geplanten Eröffnungstermin abrupt gebremst hat. Als neuer Start ist nun der 10. Dezember geplant.
Herbst 2020: Nach einem intensiven Endspurt unter Corona-Bedingungen rückt die Eröffnung immer näher. Der ursprüngliche Eröffnungstermin vom 19. November war nicht zu halten, doch am 10. Dezember wird das rote Band zerschnitten und die ersten Kunden strömen ins neue Einkaufszentrum. Allerdings dürfen wegen Corona-Einschränkungen nur 1000 Kunden gleichzeitig hinein. „Es war ein Kraftakt bis zur letzten Sekunde“, sagt Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler. Man habe viele Jahre gerungen, nun sei das Ergebnis erkennbar.
Dieser Artikel erschien erstmals im Herbst 2020. Seitdem hat das Cano-Management gewechselt und sich das Einkaufszentrum merklich in der Stadt etabliert. Im Dezember 2023 besteht das Cano seit drei Jahren, die Center-Leiterin Kitty Molnar spricht zum Zwischenstand auch über Leerstände und Polizeieinsätze.