Stundenlang in der Schule Maske tragen, seit Monaten kaum noch Freunde treffen, Schwimmbad und Kino sind zu – Kinder haben in der Corona-Pandemie nicht viele Gelegenheiten für kleine Freuden. Und das stößt einer Gruppe Eltern aus Singen und dem Hegau sauer auf. Unter dem Namen „Aktion Kinderschuh“ waren sie am Mittwoch sechs Stunden lang auf dem Rathausplatz in Singen präsent. Das Ziel sei gewesen, Kindern und ihren Wünschen eine Plattform zu geben, so Initiatorin Yvonne Franke-Ruf.

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Unter anderem Oma und Opa zu treffen oder regelmäßigen Unterricht nennt Franke-Ruf als solche Wünsche. Und sie stellt die Frage, warum Kinder in der Schule eine Maske tragen müssen, wenn doch regelmäßig getestet werde. Jana Bergmann ergänzt, dass es in den Schulen teilweise zu Diskriminierung komme, wenn sich ein Kind nicht testen lasse oder wegen der Maskenpflicht nicht in den Präsenzunterricht komme. Mehr Resonanz hätte sie erhofft, sagt Franke-Ruf. Etwa 25 Eltern seien da gewesen. Rückmeldungen von Passanten seien positiv gewesen, sagt Bergmann.

Singens Bürgermeisterin Ute Seifried versteht Eltern, die nicht mehr können

Aktionen unter demselben Titel in Ostdeutschland hängen Medienberichten zufolge mit dem Querdenker-Milieu zusammen. Auch Holocaust-Symbolik durch aufgeschichtete Kinderschuhe wurde kritisiert. Die Frauen auf dem Singener Rathausplatz distanzieren sich davon deutlich. Demnächst wolle sich die Initiative einen anderen Namen geben, sagt Bergmann, und die nächste Aktion der Gruppe soll auch nichts mehr mit Schuhen zu tun haben. Sie sei durch eine Freundin auf die Aktion aufmerksam geworden und spontan angetan gewesen, sagt Franke-Ruf. Hintergründe habe sie nicht überprüft.

Den Zusammenhang mit Querdenkern in Ostdeutschland kennt auch Singens Bürgermeisterin Ute Seifried. Im Austausch mit den Initiatorinnen im Vorfeld sei man zu der Überzeugung gekommen, dass diese nicht dazuzählen. Seifried signalisiert Verständnis: „Die Kinder können kaum noch raus. Das macht auch Eltern zu schaffen.“