Ausschuss will Sicherheit für Radler erhöhen. 2,6 Kilometer Strecke sollen neu hinzukommen. Maßnahmen sollen dieses Jahr umgesetzt werden.

Zwei auf einen Streich: In Singen sollen schon bald zwei neue Fahrradstraßen entstehen und die bisherige von der Nordstadt in die Innenstadt ergänzen. Dafür sollen schon bald im gesamten Singener Stadtgebiet einige Straßen umgewidmet, um Radeln attraktiver und sicherer zu machen. Darauf haben sich die Mitglieder des Ausschusses für Stadtplanung, Bauen und Umwelt mehrheitlich entschieden. Was Radfahrer aber auch Autofahrer nun wissen müssen.

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  • Vom Zentrum in die Südstadt: Beginnend an der Rielasinger Straße wird die Julius-Bührer-Straße zur Fahrradstraße und soll in ihrer Funktion weiter in die Maggistraße über die Lange Straße in die Worblinger Straße führen. Laut der Singener Radverkehrsbeauftragten Petra Jacobi soll die Rechts-vor-links-Regel aufgehoben werden und die Bevorrechtigung durchgängig mit Vorfahrtsregelungen in Einmündungsbereichen erhalten bleiben. Die bereits eingerichteten Tempo-30-Zonen sollen ebenfalls weiter Bestand haben. Insgesamt wird die neue Fahrradstraße, die im Ausschuss unter dem Namen Fahrradstraße Worblinger Straße vorgestellt wurde, eine Länge von 1,6 Kilometer umfassen. Kostenpunkt: rund 84.500 Euro.
„Ohne Fahrradstraßen kommen wir beim Thema Sicherheit im Straßenverkehr nicht weiter.“Bernd Häusler, Oberbürgermeister
„Ohne Fahrradstraßen kommen wir beim Thema Sicherheit im Straßenverkehr nicht weiter.“Bernd Häusler, Oberbürgermeister | Bild: Tesche, Sabine
  • Aus der Weststadt ins Zentrum: Die zweite Fahrradstraße soll von der Schaffhauser Straße über die Roseneggstraße und die Schlachthausstraße bis zur Hauptstraße führen. Dort soll der Radfahrer über eine Einfädelspur oder eine Ampel die Hauptstraße komfortabel queren können und weiter in die für Radfahrer geöffnete Fußgängerzone ins Zentrum fahren. Die Verbindung trägt in der Stadtverwaltung den Namen Fahrradstraße Randenbahn und soll nach ihrer Fertigstellung eine Länge von etwa einem Kilometer haben. Die Kosten beziffert die Stadtverwaltung auf 64.000 Euro. Die Stadtverwaltung habe in den zukünftigen Fahrradstraßen laut Jacobi täglich zwischen 600 und 800 Fahrradfahrer gezählt. Das Gros seien Schüler und Einpendler. Ziel sei es laut Jacobi, dass die beiden Fahrradstraßen noch in diesem Jahr realisiert werden. Entsprechende Förderanträge hierzu laufen bereits. Danach solle die Ausschreibung erfolgen. „Diese Maßnahmen dienen dazu, die Stadt als fahrradfreundliche Stadt weiterzubringen“, sagte Jacobi.
„Ich habe Probleme mit weiteren Fahrradstraßen. Die in der Nordstadt wird kaum genutzt.“Angelika Berner-Assfalg, CDU-Stadträtin
„Ich habe Probleme mit weiteren Fahrradstraßen. Die in der Nordstadt wird kaum genutzt.“Angelika Berner-Assfalg, CDU-Stadträtin | Bild: CDU
  • Das sagen die Stadträte: Im Gremium selbst kamen die neuen Fahrradstraßen beim Großteil der Mitglieder gut an. Karin Lehye-Schröpfer (Grüne) freue sich, dass Singen weitere Fahrradstraßen bekomme. Markus Weber (Neue Linie) wünsche sich, dass Fahrradfahrer und Autofahrer auf diesen Straßen zukünftig eine sichere Koexistenz führen werden. Regina Brütsch (SPD) sprach sich ebenfalls für die neuen Fahrradstraßen aus: „Der Bereich in der Worblinger Straße ist für eine Fahrradstraße prädestiniert, sie wird von vielen Schülern genutzt.“ Aber sie mahnte auch an: „Die neuen Fahrradstraßen müssen auch genutzt werden, dafür braucht es Schilder.“ Gerade bei der Unterführung von der Bahnhofstraße sehe sie ein großes Gefahrenpotenzial. Dort würden Fahrradfahrer und Fußgänger aufeinandertreffen. „Bei der Unterführung kommt es schon jetzt zu Unfällen“, sagte sie.
„Der Bereich in der Worblinger Straße ist dafür prädestiniert, sie wird von vielen Schülern genutzt.“Regina Brütsch, ...
„Der Bereich in der Worblinger Straße ist dafür prädestiniert, sie wird von vielen Schülern genutzt.“Regina Brütsch, SPD-Stadträtin | Bild: Partei

Aber es gab auch kritische Stimmen aus dem Gremium. Etwa von Angelika Berner-Assfalg (CDU). „Ich habe Probleme mit weiteren Fahrradstraßen. Die in der Nordstadt wird kaum genutzt“, sagte sie. Der Radler würde sich seinen eigenen Weg suchen. Sie setze darauf, dass die Stadt den Kontakt vor allem mit jungen Radfahrern suche und sie auf die Möglichkeiten aufmerksam mache, sicher in die Innenstadt zu gelangen. Ein weiteres Problem sehe sie für den Radverkehr in der Julius-Bührer-Straße – dort wo die Einfahrt in das neue Parkhaus entstehen soll. „Das gibt eine ganz heikle Ecke“, so Berner-Assfalg. Regina Brütsch gab ihr teilweise recht „Die Unmengen an Radfahrern sind auf der Nordstadt-Fahrradstraße wirklich nicht unterwegs.“ Oberbürgermeister Bernd Häusler sicherte zu, dass die Stadt alle Maßnahmen, die zur Sicherheit der Radler führen werde, ergreife. Aber: „Ohne Fahrradstraßen kommen wir beim Thema Sicherheit im Straßenverkehr nicht weiter.“

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Vorbild in der Nordstadt gibt es seit Oktober 2019

  • Die Fahrradstraße: Eine Fahrradstraße ist an dem Verkehrszeichen mit einem weißen Fahrrad in einem blauen Kreis und dem schwarzen Schriftzug „Fahrradstraße“ auf weißem Hintergrund erkennbar. Auf einer explizit ausgeschilderten Fahrradstraße hat der Radverkehr Vorrang und sie darf nicht durch andere Fahrzeuge befahren oder von Fußgängern benutzt werden. Ausnahmen sind nur dann zugelassen, wenn für weiteren Verkehr ein Zusatzschild angebracht wird und maximal Tempo 30 erlaubt ist.
  • Vorbild in der Nordstadt: Nach einem längeren Planungsprozess samt Bürgerbeteiligung wurde im Oktober 2019 die erste Fahrradstraße in Singen eröffnet. Die Strecke von der Bruderhofstraße bis zum Hegau-Gymnasium ist nun für Radfahrer in fünf bis sechs Minuten zu bewältigen. Der Kostenpunkt für die Nordstadt-Fahrradstraße lag bei etwa 200.000 Euro. Dazu kamen noch einmal rund 40.000 Euro für Markierungen.
  • Diese Regeln gelten: Immer häufiger ist das Schild Fahrradstraße in deutschen Städten zu sehen. Laut ADAC dürfen nur Fahrräder und E-Scooter dort fahren. Zusatzschilder können Auto- und Motorradverkehr zulassen. Auf Radfahrer muss besondere Rücksicht genommen werden, so der ADAC. So wie Hauptverkehrsstraßen den Autoverkehr konzentrieren, würden Fahrradstraßen der Bündelung des Radverkehrs dienen. Laut ADAC können Fahrradstraßen dort eingerichtet werden, wo der Radverkehr Priorität hat oder bekommen soll.