Die Sichelhenke im Singener Stadtteil Bohlingen wird von den Besuchern gerne als ein urgemütliches Heimatfest bezeichnet. Darauf sind die vielen Ehrenamtlichen im Dorf stolz – doch sie wissen auch, dass dies kein Selbstläufer ist. Um die bäuerlichen Erntearbeit von früher fortzuleben und der Öffentlichkeit zu zeigen, investieren die Bohlinger jedes Jahr viel Herzblut. Dahinter stehen Menschen, welche diese Traditionen von ihren Vorfahren gelernt haben.

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Als ältester Schnitter zog am Wochenende Werner Müller (65) die erste Bahn im Haberfeld. „Schon das Herstellen der Sense mit drei oder vier Holzzinken zum Auswerfen der Frucht muss früher eine filigrane Arbeit gewesen sein“, sagt Werner Müller über das sogenannte Habergeschirr. Von seinem Vater hat er einst das Mähen mit der Sense gelernt, beim Getreidemähen vor 30 Jahren an der Sichelhenke hat er den Ältesten über die Schulter geschaut.

Oberschnitterin Ingrid Müller nimmt mit der Sichel die geschnittenen Garben vom Feld auf.
Oberschnitterin Ingrid Müller nimmt mit der Sichel die geschnittenen Garben vom Feld auf. | Bild: Rolf Hirt

„Von den erfahrenen Mähern, wie Martin Meyer und Anton Riedmann, haben wir viel gelernt, auch die kantigen Sprüche und Weisheiten rund um die historische Feldarbeit gehören dazu“, erinnert sich Werner Müller und erzählt eine passende Regel. „Wer beim Dengeln schlooft, wird beim Mähe wach“, und weist auf den geübten Schliff der Sense hin.

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Für eine gute Feldarbeit ist, wie in früheren Zeiten auch heute noch ein eingespieltes Team Voraussetzung. Eine wichtige Rolle spielen die Schnitterinnen, mit Schürzen, Kopftuch und Armschonern ausgerüstet. Sie nehmen mit der Sichel die Garben auf und legen diese gebündelt zum Binden beiseite. „Auch wir haben diese harte Erntearbeit von unseren älteren Vorgängerinnen gelernt und wollen dies so weiterführen“, erklärt Oberschnitterin Ingrid Müller, sie ist die Frau von Mäher Werner Müller. Bei der Familie Müller ist Tradition zu erhalten ein wichtiges Gut.