Viel Betroffenheit und großen Schmerz rief der Tod des Priesters Manuel Gonçalves Janeiro hervor. Verlor die Gemeinschaft der als Gastarbeiter nach Singen gekommenen Portugiesen nicht nur ihren jahrelangen katholischen Priester, sondern auch in vielen Belangen ihren ersten Ansprechpartner, Vermittler und Fürsprecher. Manuel Janeiro verstarb am 4. September 2024 im Alter von 83 Jahren.

Geboren 1941 in Freixianda in Portugal trat er bereits 1953 ins Priesterseminar des Bistums Leiria ein und wurde 1965 zum Priester geweiht. Von 1966 bis 1971 vertiefte er seine Studien in Dogmatik und Soziologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und promovierte von 1971 bis 1976 in Soziologie an der Universität Konstanz.

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Da die Promotion „Integrationsprozesse und Religiosität der portugiesischen Gastarbeiter in Deutschland“ zum Thema hatte, war der Weg nach Singen und hinaus aus der universitären Forschung hinein in die Praxis recht kurz.

Janeiro stellte sich in den Dienst der Gemeinde

Nelson Ribeiro, selbst Kind portugiesischer Gastarbeiter in Singen und Priester im Erzbistum Freiburg, stand der Trauerfeier in Singen vor und betonte in seiner Ansprache das von Gott gerufen sein von Manuel Janeiro. Nach dem Ruf ins Leben und dem Ruf zum Priester, hörte Janeiro einen weiteren Ruf von Gott: Den Ruf sich in den Dienst einer Gemeinde fernab der Heimat zu stellen und für sie da zu sein, sich zu kümmern.

Mit einer Trauerfeier verabschiedete sich die Gemeinde von einer prägenden Persönlichkeit.
Mit einer Trauerfeier verabschiedete sich die Gemeinde von einer prägenden Persönlichkeit. | Bild: Ulrike Brosig

Nachdem bereits zuvor schon Kontakte zur wachsenden Gruppe der als Gastarbeiter nach Singen gekommenen Portugiesen entstanden waren, wurde er 1978 Leiter der katholischen portugiesischen Mission in Singen. Eigentlich wollte Janeiro nicht dauerhaft in Deutschland blieben, aber er blieb bis zu seinem Tod.

Der Priester begleitete bei Behördengängen

Dem Ruf nach Singen folgte er über 40 Jahre lang als Seelsorger in allen Lebensbereichen: Janeiro war oft erste Ansprechperson bei Problemen, Sorgen oder Fragen und Schwierigkeiten. Er begleitete seine Landsleute gerade zu Beginn in Krankenhäuser, auf Behörden, in Betriebe und Schulen, war Sozialarbeiter, Vermittler und Übersetzer, organisierte Sprachkurse, Bildungsabende und war Herausgeber einer Zeitung für im Ausland lebende Portugiesen in ganz Europa. „Dabei war er nicht nur Priester, sondern auch Freund“, so Silvio Carriço von der portugiesischen Mission.

„Auch wenn er stark überzeugt von seiner Meinung war, versuchte er immer den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, suchte, schaffte und fand Lösungen auch für Gemeindemitglieder, deren Lebensrealität außerhalb der katholischen Konventionen und Regeln stattfand“ so Carriço weiter. Als großer Fußballfan und leidenschaftlicher Anhänger von Sporting Lissabon kickte er auch selbst immer wieder mit oder gegen die Ministranten.

Er half, die Kultur der Heimat zu bewahren

Neben der Mitorganisation von portugiesischen Festen und Vereinen, um die heimatliche Kultur zu bewahren, ging es Janeiro immer auch um Integration und Verständigung zwischen den Kulturen und das gegenseitige Verständnis füreinander, ohne die eigene Herkunft, Prägung und eigene Traditionen zu verlieren. „Ökumene und die deutsch-portugiesische Partnerschaft waren ihm wichtig“, so Carriço.

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Als portugiesischer Delegat bei der deutschen Bischofskonferenz war er zudem ab 1991 für die Koordinierung aller portugiesischen Missionen und Seelsorger in Deutschland verantwortlich, vertrat deren Interessen und war das Bindeglied zur katholischen Kirche in Portugal. In Anerkennung seiner Dienste wurde er 2004 von Erzbischof Zollitsch zum Ehrendomherren ernannt, 2010 verlieh im Papst Benedikt XVI. den Ehrentitel „Kaplan seiner Heiligkeit“.

Manuel Gonçalves Janeiro war über 40 Jahre eine der prägendsten Persönlichkeiten Singens und hat sich um Integration, Völkerverständigung und Gemeinschaft verdient gemacht. Sein Wirken hat in der Stadtgesellschaft tiefe Spuren hinterlassen und wird weitergetragen werden.