Der Bereich rund um die Kreuzensteinstraße ist großräumig abgeschirmt. Baulichter sind überall zu sehen, immer wieder schrillt ein Martinshorn durch die Nacht. Am Sonntagabend gegen 18.15 Uhr ist es in der Singener Innenstadt zu einem Großeinsatz von Feuerwehr und Rettungskräften gekommen. Eine Anfrage des SÜDKURIER beim Führungs- und Lagezentrum der Polizei ergab, dass in einem Keller in einem Mehrfamilienhaus ein Feuer ausgebrochen war. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt und mit Rettungswägen ins Krankenhaus gebracht. Das Mehrfamilienhaus musste evakuiert werden.
Wie Mario Dutzi als Kommandant der Singener Feuerwehr dem SÜDKURIER erklärte, handelte es sich um einen großflächigen Kellerbrand. Dabei entwickelte sich eine so starke Hitze, dass die Feuerwehr auch zwei Stunden nach Alarmierung nicht in die betroffenen Räume vordringen konnte. Auch gegen 20 Uhr legte sich noch dichter Rauch über die gesamte Umgebung, außerdem ein durchdringender Gestank. „Die Hitze hat alle Einsatzkräfte daran gehindert, das Gebäude zu betreten. Wir versuchen jetzt mit Löschschaum, von außen gegen das Feuer vorzugehen“, schilderte Dutzi vor Ort.
Bereits beim Eintreffen der Feuerwehr-Einsatzkräfte seien Flammen zu sehen gewesen. Das Treppenhaus war laut Dutzi völlig verraucht und zum Teil sei der Rauch auch in die Wohnungen eingedrungen. Einige Bewohner hätten sich an Fenstern und Balkonen bemerkbar gemacht, sechs davon mussten per Drehleiter gerettet werden. Ein Drittel des Kellers habe beim Eintreffen der Einsatzkräfte im Vollbrand gestanden. „Wahrscheinlich ist das Feuer in einem Lagerbereich ausgebrochen“, so Dutzi. Was den Brand ausgelöst hat, war am Abend noch völlig unklar.
Rettungsdienste mussten mit 28 Verletzten rechnen
Ralph Orthmann war der leitende Notarzt vor Ort. Er schilderte, dass neun Personen mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden mussten. „Im Haus wurden 28 Personen gemeldet, wir mussten davon ausgehen, dass sich alle Personen noch im Haus befinden“, nannte Orthmann den Grund, weshalb so viele Rettungswägen alarmiert wurden. 19 Rettungswägen hielten sich bereit, dafür waren alle vier Organisationen der sogenannten weißen Flotte in die Singener Innenstadt gefahren: Rotes Kreuz, Johanniter, Malteser und ASB mit insgesamt 55 Rettungskräften.
Wer im Haus war und nicht verletzt wurde, wurde in der Waldeckhalle versorgt, wie Oberbürgermeister Bernd Häusler vor Ort erklärte. Das betraf laut dem leitenden Notarzt zwölf Personen. „Es ist schlimm, dass mehrere Menschen leicht verletzt wurden und wahrscheinlich erstmal ihre Wohnungen verloren haben“, so Häusler. Laut Kommandant Mario Dutzi war am Abend noch unklar, ob ihre Wohnungen noch bewohnbar sein werden.
Wie Oberbürgermeister Häusler am Rande des Einsatzes schilderte, sei die Drehleiter der Singener Feuerwehr am Freitag kaputtgegangen. Deshalb sei sie beim Großeinsatz auch nicht im Einsatz gewesen. Dafür seien die Drehleitern der Feuerwehren aus Rielasingen-Worblingen und Radolfzell alarmiert worden. OB Häusler lobte das außerordentlich gute Zusammenspiel der Feuerwehren, denn die Rielasinger Feuerwehr sei blitzschnell vor Ort gewesen. Es habe auch gut funktioniert, das Notfalllager aufzubauen.
Die Straße war während des gesamten Großeinsatzes großräumig abgesperrt, schon ab der Ecke Bahnhofstraße war kein Durchkommen mehr. Insgesamt waren 20 Fahrzeuge und 100 Einsatzkräfte im Einsatz, darunter die Abteilungen Stadt, Friedingen, Bohlingen, Überlingen am Ried und Beuren sowie die Drehleitern aus Radolfzell und Rielasingen-Worblingen.
Die Polizei sprach anfangs von zwölf Verletzten, der leitende Notarzt hat das auf neun korrigiert.