Es ist das einzige, was nach dem Feuer übrig geblieben ist: Das Taufbecken der ehemaligen Friedenskirche an der Rielasinger Straße ist noch heute zu sehen. Während Mauern und Kirchturm abgerissen wurden, ist das Taufbecken das einzige Überbleibsel der Brandruine. Das Wasser, das sich darin befindet, ist mittlerweile grün. Dass darin noch einmal eine Taufe stattfinden soll, ist aktuell absolut unvorstellbar.
Und dennoch schöpfen die Mitglieder der Friedenskirche, die bei einem verheerenden Feuer im März 2022 vollständig zerstört wurde, gerade aus dem einzigen Überbleibsel Mut. So auch bei Maximilian Stroscher. Er ist Mitglied des Bauausschusses der Friedenskirche und bei einem Besuch des SÜDKURIERS sagt er: „Wir bauen die Friedenskirche wieder auf.“
Einen ersten Entwurf gibt es schon
Dass die Gemeinde den Plan verfolgt, die Friedenskirche wieder aufzubauen, ist nicht neu. Allerdings stand lange nicht fest, wo der Neubau erfolgen soll – ob an alter Wirkungsstätte oder auf einem neuen Grundstück. Hier gibt Maximilian Stroscher nun Einblicke in den Plan. Und der besagt: Die Friedenskirche soll wieder auf dem Grundstück in der Rielasinger Straße entstehen. „Wir werden die Kirche hier wieder aufbauen“, sagt er. Ein erster Entwurf sei bereits erstellt worden.
Warum man den alten als neuen Standort gewählt habe? Natürlich habe man sich mit der Frage nach einem anderen Grundstück beschäftigt. Aber gleich aus mehreren Gründen habe man sich laut Stroscher für die Rielasinger Straße entschieden. Zum einen liege er mitten in der Innenstadt und sei leicht zu erreichen. „Wir sind eine Kirche für alle Menschen, deswegen brauchen wir eine gute Infrastruktur“, sagt er. Zum anderen gebe es in Singen kaum freie Grundstücke, auf denen man eine Kirche bauen könnte.
Das bleibt von der alten Friedenskirche
Kein Zeitdruck beim Wiederaufbau
Bevor der Neubau aber begonnen werden könne, seien laut Stroscher noch einige Dinge zu besprechen. Aktuell befinde man sich etwa mit der Versicherung in abschließenden Gesprächen über die Versicherungssumme. Zum genauen Inhalt der Gespräche wolle die Gemeinde nichts Konkretes sagen. Das Gebäude sei für den Neuwert versichert gewesen. Mit der Versicherung habe man sich geeinigt, weshalb man für den Wiederaufbau auch keine Frist mehr einhalten müsse. Die Stadt Singen etwa musste innerhalb von drei Jahren mit dem Wiederaufbau der Scheffelhalle beginnen, sonst hätte sie deutlich weniger Geld von der Versicherung erhalten.

Laut Maximilian Stroscher stehe aber auch fest: Das Geld von der Versicherung werde nicht für den Wiederaufbau der Friedenskirche reichen. „Wir sind auf Spenden angewiesen“, sagt er. Stroscher rechnet damit, dass man sicherlich eine Million Euro mehr benötigen werde.
Ein Neubau ohne Kirchturm
Und der Sprecher des Bauausschusses der Friedenskirche nennt auch erste Details zum Neubau. Ein Atrium mit einem in der Mitte geöffneten Hof könnte vorstellbar sein. Aber auf eines könnten die Gemeindemitglieder verzichten müssen: auf einen Kirchturm. „Wir hatten keine Glocke, jeder hat heute eine Uhr. Welchen Sinn hat dann ein Kirchturm?“, fragt Stroscher. Auch die Eingangssituation solle sich verändern. Bei der alten Friedenskirche sei der Eingang etwas versteckt im Hof gewesen. Die Idee bei der neuen könnte sein, dass sich der Eingang hin zur Rielasinger Straße öffnet.
Aktuell gehe man davon aus, dass der Neubau um die 4,5 Millionen Euro kosten könnte. Laut Stroscher sei dies allerdings nur eine grobe Kostenschätzung. „Wir haben noch keine Berechnungen, wir sind bei der Planung ja auch erst am Anfang“, sagt er. Zum Vergleich dazu: Im März 2023 sprach Stroscher – damals noch in seiner Funktion als Gemeindeleiter – dass die Friedenskirche in der Rielasinger Straße 19 im Jahr 1993 für rund vier Millionen D-Mark gebaut worden sei.
So könnte der Zeitplan aussehen
Bei der Friedenkirche ist man optimistisch, was den Zeitplan angeht. 2025 – also im nächsten Jahr – könnte der Bau bereits beginnen. „Wenn wirklich alles glattläuft, dann könnte die neue Friedenskirche 2026 bereits stehen“, sagt Stroscher. Bis dahin werde man weiterhin die Räume bei Team Pirmin in der Singener Südstadt für die Gottesdienste nutzen können. „Das ist weiterhin ein echter Segen für uns“, sagt Stroscher.