In der fünften Jahreszeit muss man verbal einstecken können, denn die Narren im Hegau haben scharfe Zungen und das ganze Jahr über spitze Ohren. Sie halten der Gesellschaft schonungslos den Spiegel vor und decken auf, wo es klemmt. Wer einmal einen Narrenspiegel oder einen Bunten Abend besucht hat, wird es gespürt haben.

Und auch sonst sind die Narren dafür bekannt, sich unter den jeweiligen Zünften und Gruppierungen zu necken – vor allem in der Zeit zwischen Schmutzigem Dunschtig und Aschermittwoch, da laufen die Narren zur spöttischen Hochform auf. Unvergessen der gesangliche Gruß der Singener Poppele in Richtung Radolfzell: „Wir sind vu Singen, vu Singen und itt vo Radolfzell – hoorig isch de Sell!“ Aber wenn eine Narrenzunft großes Jubiläum feiert und den ganzen Hegau zum Narrentreffen einlädt, dann eint alle Narren – egal ob aus Singen, Gottmadingen oder Hilzingen – eine Sache: Sie stehen zusammen.

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Neckereien werden beiseitegelegt. So ist es nicht verwunderlich, dass beim Narrentreffen in Engen jede Menge Narrenbändel aus Singen in den Straßen hängen. Wie es dazu gekommen ist, verrät Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk: „Wir haben unseren Freunden in Engen zwei Kilometer Narrenbändel für deren Jubiläum geliehen“, so der Poppele-Chef. Das sei eine Selbstverständlichkeit.

13.000 Besucher werden in Engen erwartet

Ohnehin, die Poppele freuen sich auf das Narrentreffen in Engen. Rund 13.000 Besucher und Hästräger werden am kommenden Wochenende zum 150. Jubiläum der Zunft in Engen erwartet. „Auch wir werden mit einer großen Abordnung in Engen am Umzug mitlaufen“, kündigt der Singener Zunftmeister Stephan Glunk an.

„Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Narrenzünfte ein Narrentreffen ausrichten“, sagt er. Die Gottmadinger Gerstensäcke waren 2024 dran, jetzt die Narrenzunft in Engen. „Egal, wie groß die Zunft ist, ein Narrentreffen ist immer ein riesiger Kraftakt„, weiß Glunk.

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Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass die Poppele von befreundeten Narrenzünften angefragt wurden, so Glunk weiter. „Wir haben viele Narrenbändel und wenn wir sie nicht brauchen, dann springen wir ein.“ Und so komme ins kleine Hegau-Städtchen Engen auch ein Hauch von Großstadt-Flair der Metropole unterm Hohentwiel, der Heimat des Poppele, scherzt er.