Auf viele Menschen wirkt die Fasnet und ihr Brauchtum an und für sich schon skurril genug. In diesem Jahr ist der traditionelle Beginn der Fasnet aber selbst für eingefleischte Fasnachter etwas merkwürdig. Während es die Mitglieder der Poppele-Zunft und Vertreter der anderen Singener Fasnachtsvereine normalerweise zu Martini in Häs und Schunkellaune in die Gems zur Martini-Sitzung zieht, sind dort die Türen in diesem Jahr geschlossen. Corona und schunkeln – das geht nun mal nicht zusammen. Damit dieser traditionsreiche Tag trotz der Pandemie nicht einfach ausfällt, hat sich die Poppele Zunft dazu entschieden, ihre Martini-Sitzung ins Digitale zu verlagern.

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Pünktlich um 11.11 Uhr am 11.11. steht der Link zum Martini-Video auf der Homepage der Poppele Zunft zur Verfügung. Jeder, der mag ist eingeladen, die traditionelle Poppele-Fasnachtseröffnung am Bildschirm mit zu verfolgen. Und schon „goht´s degege“, wenn Uwe Seeberger die gleichnamige Singener Fasnachtshymne mit Akkordeonbegleitung schmettert. Wie im Original in der Gems begrüßt auch im Youtube-Video Zeremonienmeister Ingo Arnold die Zuschauer und zündet, nachdem Uwe Seeberger auch noch das „Hoorig“ angestimmt hat, die Kerze zur Beschwörung des Burggeistes an. Zunftkanzler Ali Knoblauch, Säckelmeister Holger Marxer, Zunftmeister Stephan Glunk und Narrenmutter Ekke Halmer sprechen die Beschwörungsverse – und dann steigt er aus seiner Gruft empor. Hämisch lachend tritt der Poppele aus dem Nebel hervor und gibt Stephan Glunk die Narrenkappe zurück, die zum Aschermittwoch abgelegt wurde.

Zunftkanzler Ali Knoblauch bei seinem närrischen Jahresrückblick, den es in diesem Jahr zu Martini erstmals als Video im Internet zu ...
Zunftkanzler Ali Knoblauch bei seinem närrischen Jahresrückblick, den es in diesem Jahr zu Martini erstmals als Video im Internet zu sehen gab. | Bild: Poppelezunft

Ebenfalls Tradition an Martini hat der Rückblick auf das vergangene Jahr vom Zunftkanzler. Der blickt in diesem Jahr vor allem auf Dinge zurück, die gar nicht stattgefunden haben. Allen voran das Jubiläums-Hohentwielfest, das bereits zum zweiten Mal abgesagt werden musste. Dass auch er Verschwörungstheorien aufstellen kann, stellt Ali Knoblauch im Video unter Beweis. Und trotzdem steht für die Poppele-Vertreter fest: „Gibt´s keinen Umzug und auch keinen Ball, Fasnacht im Herzen geht auf jeden Fall.“ Und so lautet das Poppele Fasnets-Motto in Zeiten von Corona passend: „Fasnet – mit Abstand s´Bescht“. Dieses Motto gelte von nun an bis in Ewigkeit, verdeutlicht Ekke Halmer, während Stephan Glunk das neue Mottolied auf dem Bildschirm rappt.

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Dann ist das Video aus und während die Sitzung sonst gemütlich ausklingt, hat einen nach der Online-Version direkt der graue November-Lockdown-Alltag wieder. Aber immerhin gab es eine kleine närrische Auszeit. Was bleibt ist das Bewusstsein, wie sehr Feste, Bräuche und Traditionen das Jahr normalerweise bereichern.