Einmal als Blätzlihansele an Fasnacht dabei sein – davon träumt so mancher Junge, der mit der Singener Poppele-Zunft verbandelt ist. Das war auch beim aktuellen Hansele und Hoorigen Bärevadder Joachim „Aki“ Kania so. Mit zwölf Jahren war es bei ihm dann so weit. Die Geschichte der Hansele und Hoorigen Bären präsentierte Historiker Simon Götz bei der Jubiläumsveranstaltung zum 75-jährigen Bestehen im proppenvollen Saal des Kardinal-Bea-Hauses.
Hansele gibt es länger als ursprünglich gedacht
„Für die Zukunft unserer Gruppe wünsche ich mir Kontinuität für unsere Häser“, sagte Aki Kania. Schließlich sei die Ernte von Erbsenstroh nicht immer von gleicher Qualität. Für die Poppele-Zunft ist der 22. Januar 1949 der offizielle Beginn der Traditionsfiguren Hansele und Hoorige Bären, denn an diesem Tag waren die Figuren im Gasthaus Friedenslinde vorgestellt worden.

Der Hoorige Bär – dieser urige Kerl aus Stroh – habe damals einen Bärenkopf aus Pappe gehabt, erklärte Historiker Simon Götz. Die Gruppe sei dann schnell gewachsen und der Bär sei schon ein Jahr später der Star bei der Vereinigung der Schwäbisch Alemannischen Narrenzünfte (VSAN) gewesen.
Erste historische Belege über Hansele, die ihr Publikum bespaßt hätten, gebe es jedoch schon aus dem Jahr 1907, so Götz. Er hatte auch ein Foto mit einem Blätzlihansele aus dem Jahr 1903 gefunden. „Also sind die Hansele eigentlich schon 121 Jahre alt“, lautete sein Fazit. Peter Oexle und der damalige Zunftmeister Hans Maier seien seinerzeit federführend beim Wiederbeleben der alten Figuren gewesen.
Auch Anekdoten von lang gedienten Mitgliedern wie Rudi Endres oder Bernd Rudolph fehlten nicht in der launigen Feier im Kardinal-Bea-Haus. So erzählte Endres, wie und warum er einmal bei der Rückfahrt von einem Narrentreffen auf dem Parkplatz vergessen wurde, in einer Zeit, als es noch keine Handys gab.
Hoorige Bär verliert gern Stroh
Die Haltbarkeit der Hoorigen-Bären-Häser war im Übrigen immer ein Problem. „Am Fasnachtsdienstag war oft nicht mehr viel Stroh dran“, sagte Peddi Schwarz. Irmgard Mautner habe die Hästräger dann immer ermahnt, „dass sie mehr breitbeinig laufen sollen, damit es besser hebt“, so Schwarz. Auch Schwarz selbst, der 1962 in die Zunft eintrat, war anfangs bei den Hoorigen Bären, obwohl er lieber bei den Hansele gewesen wäre.
Bernd Rudolph steuerte eine Anekdote bei, die ungefähr vor 15 Jahren passiert ist. Damals sei das Erbsenfeld wortwörtlich abgesoffen, doch man habe Hoffnung gehabt, dass es doch noch Bauern in der Nachbarschaft gebe, die aushelfen könnten. Fast hätte man, dank Internet-Recherche, in Frankreich Erbsenstroh geholt, doch bei Fasnetsfreunden in Empfingen sei man dann noch fündig geworden.
Ganz am Schluss der Feier hatte Hansele und Hoorige Bärevadder Aki Kania noch eine kleine Überraschung parat: Akribisch hatten Zunftmitglieder eine fast 80-seitige, reich bebilderte Festschrift erarbeitet, inklusive einem Hansele- und Bären-ABC. Musikalisch umrahmt wurde der Jubiläumsabend durch Auftritte der Freibadmusik, der A-Capella-Gruppe „Criminal Harmonists“ sowie Beiträgen der Narrengemeinde Tiroler Eck und des aktuellen Singener Oberbürgermeisters, Zunftmeister Stephan Glunk, der das Lied „Die Fischerin vom Bodensee“ passend umtextete.

Der kurzzeitig abgesetzte OB Bernd Häusler gratulierte der Gruppe zum Jubiläum: „Es macht unglaublich Spaß, mit euch Fasnacht zu machen“. Ali Knoblauch, ehemaliger Zunftkanzler, gratulierte der Gruppe in Reimform und freue sich, zum 100-Jährigen alle wiederzusehen.