Auch die schönste und beste Party geht einmal zu Ende. Drei Tage lang hat die Gottmadinger Gerstensackzunft ihr 150-jähriges Jubiläum mit Narrenzünften aus der Region gefeiert. Ein wahrlich stolzes Jubiläum, auf das nur wenige Zünfte im Hegau verweisen können. Von Freitag bis Sonntag wurde gemeinsam auf dem Platz vor der Fahrkantine gefeiert, gesungen und getanzt. Nun fand das bunte Treiben zum Jubiläm mit dem Zunftmeisterempfang und dem großen Umzug in der Ortsmitte ein Ende.
Zum Zunftmeisterempfang hat Bürgermeister Michael Klinger die vielen Narren begrüßt – und zwar auf gewohnt närrische Art: „Als Schirmherr tu ich‘s Maul aufreißen und alle Gäst willkommen heißen.“ Man habe sich schließlich zu einem ganz besonderen Anlass in der Fahrkantine versammelt. „Heut Morge sind mir alle froh, in diesem Sinn – Narri, Narro“, rief der Rathauschef. Selbstverständlich seien aber nur waschechte Liebhaber der Fasnacht im Gottmadinger Narrennest gern gesehen. Das gemeine Volk müsse draußen bleiben. „Wer it zum Narrsein gebore, der hot do hinne nünt verlore“, machte Klinger in seiner Rede deutlich.
150 Jahre sieht man den Gerstensäcken nicht an
Doch nach all den Sticheleien mussten dann auch noch ein paar nette Worte für die Gerstensackzunft gesprochen werden, befand der Bürgermeister. „150 Jahre voller Schwung, sind die Gerstensäcke jung.“ Daher sei es auch keine Frage gewesen, dass in Gottmadingen die Narrentage der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee stattfinden würden. „Gottmadingen, Narrennest, rocken die ein geiles Fest“, konstatierte Michael Klinger und erntete dafür Zustimmung von den Gästen. Ob der lieben Worte mussten dann doch noch ein paar Witze auf Kosten der Besucher gerissen werden.
Denn gäbe es noch ein Gründungsfoto der Gottmadinger Gerstensackzunft, dann wäre ein Narr immer ganz vorne mit dabei: „Ihr ahnt es schon voll Prominenz, wär mitten drin der Walter Benz“, sagte Klinger über den 80-jährigen Erznarr, der kürzlich für 50 Jahre Einsatz bei der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee einen eigens für ihn angefertigten Orden verliehen bekommen hat.
Alle Bilder vom großen Umzug am Sonntag
Erznarr Benz, auch als Allzweckwaffe bekannt, musste für weitere Sticheleien herhalten. Denn in 50 Jahren stehe ja auch schon das nächste Jubiläum für die Gerstensäcke an. „Ein süffiges Bier wird dann gehopft und Walter Benz – längst ausgestopft – wird uns durch alle Foto-Linsen, auch dann noch fett entgegengrinsen“, reimte Klinger und hatte die Lacher der Gäste auf seiner Seite.
Zuletzt animierte der Gottmadinger Rathauschef die Gäste in der Fahrkantine, das zu tun, wofür sie sich alle dort versammelt hätten: Ausgiebig zu feiern. „Ich muss nicht wirklich lange fackeln, feiert bis die Wände wackeln, hier in dieser Fahrkantine. Ich verziehe keine Miene, denn diese Sause in der Tat, bezahlt ganz edel der Gemeinderat.“
Klinger muss auch einstecken: „Prädestiniert für den Zeltaufbau“
Diesem Ruf sind die zahlreichen Narren später auch gefolgt. Vorher sprach aber auch Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, ein paar Worte und lobte den Einsatz von Bürgermeister Michael Klinger bei den Vorbereitungen für die Narrentage. „Es ist von Vorteil, wenn Bürgermeister Quereinsteiger sind. Das bedeutet, sie haben irgendwann einmal etwas Vernünftiges gelernt“, erklärte Hespeler. Bei Klinger sei es die Molekularbiologie gewesen. „Damit war er prädestiniert für den Zeltaufbau“, sagte der Präsident.
Dass Hespeler genauso gut austeilen könne wie der Gottmadinger Rathauschef, bewies er mit seinen letzten Worten. „Ich habe gehört, dass Gottmadingen 2024 kleinere Brötchen backen muss. Ich hoffe, dass es die nicht heute für unsere Gäste gibt.“
Hespeler war aber nicht nur für Scherze aufgelegt, sondern gab den Gästen auch eine kleine, nicht ganz ernst gemeinte Geschichtsstunde. So habe die Gerstensackzunft seinen Ursprung bei den drei Brauereien Sonne, Mond und dem Sternen. Gottmadingen soll aber in den besten Zeiten gar sieben Brauereien im Ort gehabt haben. Die Menschen seien daher wegen des guten Gerstensaftes nach Gottmadingen gepilgert.
Nach Hespeler habe sich die Bedeutung des Begriffs Pilgern deswegen von Bilger abgeleitet, einer früheren großen Brauerei im Ort, und sei von den Glaubensrichtungen übernommen worden.
Eine erste Bilanz fällt positiv aus
Im Anschluss an seine Rede übergab Hespeler dem Zunftmeister der Gerstensäcke, John Weber, eine neue Narrenschelle, ehe die Narren munter weiterfeiern konnten. Weber zeigte sich beim Zunftmeisterempfang erfreut über die rege Teilnahme an den Narrentagen. „Die Resonanz war sehr gut“, so der Zunftmeister.

Nach dem Zunftempfang folgte der große Jubiläumsumzug in der Ortsmitte. 56 Zünfte aus der Region nahmen daran teil und konnten, auch dank des sonnigen Sonntags, viele Besucherinnen und Besucher auf die Straßen Gottmadingens locken. Nach dem Umzug ging die Party im großen Festzelt auf dem Fahrkantinengelände weiter.