Jetzt sind es also vier: Die Stadt Singen hat kurz vor Fristende nochmal Schwung in die Grundstücksdiskussion für den geplanten Klinik-Neubau des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz (GLKN) gebracht. Oberbürgermeister Bernd Häusler hatte es zwar immer wieder einmal anklingen lassen, aber dass Singen tatsächlich ein zweites Grundstück für einen möglichen Klinikneubau ins Spiel bringt, kam dann doch überraschend. Denn so sind es vier Vorschläge: Zwei davon kommen aus Radolfzell und befinden sich in Böhringen. Der zweite Vorschlag aus Singen befindet sich zwischen der Hohenkrähenstraße und der Bruderhofstraße kurz vor der Auffahrt zur Autobahn 81.

Der neue Grundstücksvorschlag befindet sich um das Gebiet Sandacker und Steingrube in der Nähe des Kreuz Singen. Es umfasst rund 20 Hektar, etwa die Hälfte davon befindet sich im Besitz der Stadt Singen, die andere Hälfte ist im Privateigentum. Doch was sagen die Singener Gemeinderäte zur neuen Grundstücksalternative?

Favorit oder nur Ersatzstandort?

Eberhard Röhm (Grüne) beschreibt den zweiten Grundstücksvorschlag nicht als Überraschung: „Er wurde schon seit einiger Zeit als Ersatzstandort diskutiert.“ Es sei ein Vorschlag für den Fall, dass beim ersten Vorschlag etwas Unvorhergesehenes eintrete und er deshalb nicht mehr in Frage komme, so Röhm.

Auch Franz Hirschle (CDU) bezeichnet den neuen Standort im Gewann Sandacker als ein weiteres Angebot für die neue Klinik im Landkreis Konstanz. Einen klaren Favoriten sehe er nicht: „Vor- und Nachteile werden anhand der im Rahmen der Grundstückskommissionsfindung erarbeiteten Parameter abgearbeitet und sorgfältig abgewogen“, sagt er. Dabei spielt etwa Erreichbarkeit, insbesondere durch den ÖPNV, eine Rolle. Außerdem sei Umwelt ein Thema: „Massive Eingriffe in die Natur wie zum Beispiel das Abholzen riesiger Waldflächen sind heutzutage nicht mehr zeitgemäß und sollten vermieden werden“, so Hirschle.

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Regina Brütsch (SPD) gibt ihm Recht: „Von Seiten der SPD halten wir beide Singener Standorte für sehr gut geeignet, haben aber keinen klaren Favoriten.“ Es sei für die SPD wichtig gewesen, dass Singen zwei Vorschläge habe machen können. „Für die SPD ist klar, dass es einen Neubau an einem neuen Standort braucht“, so Brütsch weiter.

Ähnlich sieht es Hubertus Both (FW). „Welcher Standort der geeignetere ist, können wir im Moment noch nicht entscheiden. Dazu fehlen noch Informationen“, erklärt er.

Dieses Grundstück hat die Stadt neu vorgeschlagen

Bild 1: Favorit oder nur Ersatz? Das sagen Singener zum zweiten Klinik-Grundstück
Bild: Schönlein, Ute

Deutlicher werden hingegen Kirsten Brößke (FDP) und Dirk Oehle (Neue Linie), die in der Standortfrage keine Zweifel aufkommen lassen. Beide hätten einen klaren Favoriten: Und dieser befinde sich auf Singener Gemarkung, wie sie betonen. „Dass die Stadt Singen ein zweites Grundstück ins Rennen schickt, ist für uns nur positiv“, sagt Oehle. Hätte man noch mehr geeignete Flächen zur Verfügung, würden beide auch diese begrüßen. Wobei die Frist, um solche vorzuschlagen, Ende Juli abgelaufen ist.

Sowohl Brößke als auch Oehle sehen mit nun zwei möglichen Standorten die Möglichkeit, sämtliche Bedürfnisse sowie die Auswahlkriterien zu prüfen, um einen bestmöglichen Standort zu finden. Dabei sei beim zweiten Grundstück laut Oehle der Vorteil, dass keine Bäume gefällt werden müssten.

Die SöS-Fraktion im Singener Gemeinderat war für eine Stellungnahme urlaubsbedingt nicht erreichbar.

Neubau? Sanierung? Was denn nun?

Die Zeichen stehen für den zweiten Klinikstandort des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz neben der Klinik in Konstanz schon länger auf Neubau: Denn Gutachter raten von Sanierung des Singener Krankenhauses ab. 

Auch bei den Stadträten herrscht darüber Einigkeit. Als Fass ohne Boden bezeichnet etwa Dirk Oehle eine Sanierung des Bestandes. „Eine Sanierung würde höchstwahrscheinlich auf lange Sicht kein befriedigendes Ergebnis liefern“, sagt er. Für Kirsten Brößke biete nur ein Neubau dem GLKN die Möglichkeit, schrittweise ein neues Betriebskonzept umzusetzen. „In einem Neubau können auch im nächsten Jahrzehnt sehr hohe Standards in der OP-Versorgung geboten werden“, sagt sie.

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Eine moderne technische Ausstattung in einem neuen Zentral-OP und seinen Nebenbereichen erleichtere den Beschäftigten ihre Tätigkeit. „Nicht nur das Geld ist der Schlüssel gegen den Fachkräftemangel, insbesondere in den Intensivbereichen. Attraktive Arbeitsplätze steigern die Sinnhaftigkeit und das Zugehörigkeitsgefühl zum Klinikum. Das erzielen wir mit einer Sanierung nicht. Ein Neubau ist eine Investition in die Arbeitgeber-Attraktivität“, so Brößke weiter.

Der erste Vorschlag aus Singen: Auf diesem Areal zwischen der Hohenkrähenstraße und der Nordstadtanbindung möchte die Stadt Singen das ...
Der erste Vorschlag aus Singen: Auf diesem Areal zwischen der Hohenkrähenstraße und der Nordstadtanbindung möchte die Stadt Singen das neue Krankenhaus bauen. | Bild: Matthias Güntert

Für Eberhard Röhm sei eine Sanierung im laufenden Betrieb nicht möglich und würde auch nicht zu zukunftsfähigen Strukturen führen. „Deshalb muss es einen Neubau am alten oder einem der neuen Standorte geben. Sollte es eine gute Lösung am alten Standort geben, dann würden wir diese bevorzugen“, so der Grünen-Fraktionssprecher.

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Franz Hirschle verweist auf das zweite Sanierungsgutachten für die Singener Bestandsklinik: „Daraus abzuleiten ist ein unausweichlicher Neubau mit der Option einer Erweiterung in der Zukunft.“ Hubertus Both bekräftigt: „Wir haben eine ausführliche Begehung des derzeitigen Klinikbaues erhalten und glauben, dass ein Neubau an einem neuen Standort die beste Lösung wäre.“ Es sei eine Auswahlkommission vom Kreistag eingerichtet und ein Kriterienkatalog sei erarbeitet worden. Oder wie es Regina Brütsch formuliert: „Jetzt ist die Auswahlkommission am Zug, den besten Standort für die neue Klinik zu finden.“