Allein ein Blick auf die Zahlen zeigt: Eine Kommunalwahl ist ein Großereignis. Nicht nur, dass in der ganzen Region tausende von Menschen zur Wahl aufgerufen sind – das ist bei Bundestags- und Landtagswahlen ähnlich. Aber anders als bei überregionalen Wahlen können die Wähler auf kommunaler Ebene Stimmen in vielen Fällen gleich dutzendfach verteilen.

Denn Wählerinnen und Wähler haben so viele Stimmen, wie Sitze in einem Gremium zu verteilen sind. Beispielsweise beim Singener Gemeinderat sind das 32 Sitze, um die mehr als 200 Kandidaten konkurrieren. Hinzu kommen Stimmen für Kreisräte und teilweise auch Ortschaftsräte. Außerdem können Wähler kumulieren und panaschieren – sie können ihre Stimmen also auf verschiedene Listen verteilen und einzelnen Kandidaten bis zu drei Stimmen geben. Und in manchen Kommunen gibt es noch die unechte Teilortswahl, für die weitere Regeln bei der Stimmabgabe zu beachten sind.

Das könnte Sie auch interessieren

Da ist es kein Wunder, dass die Kommunalwahl auch ein Großereignis ist, was die Auszählung der Stimmen angeht. Allein in Singen seien etwa 270 Wahlhelfer im Einsatz, sagt Vanessa Nielinger, die im Rathaus mit ihrem Team die Wahl leitet.

Schon ein halbes Jahr vor dem Wahltag hätten die Vorbereitungen begonnen, sagt Nielinger. Denn die vielen Arbeitsschichten in den 22 Urnen- und zehn Briefwahlbezirken, die es in Singen gibt, müssen organisiert sein. Eingeplant seien bei der Kommunalwahl sicher mehr Wahlhelfer als bei einer Bundestagswahl, so die Wahlleiterin, größtenteils handle es sich um Mitarbeiter des Rathauses.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Auszählung der Kommunalwahl wird im Großen und Ganzen erst am Montag, 10. Juni, erfolgen. Denn nach der Schließung der Wahllokale am Sonntag, 9. Juni, um 18 Uhr müssen die Wahlhelfer zuerst die Stimmen für die Europawahl auszählen. Das geht noch relativ einfach: Als Wähler darf man nur eine Stimme abgeben, die jeweils an eine Liste geht.

Verschlossene Wahlurnen und komplizierte Auszählung

Bei der Kommunalwahl gehe es dagegen deutlich aufwendiger zu, sagt auch Roland Schmeh, der Hauptamtsleiter in Steißlingen ist. Deswegen sei sie auch die einzige Wahl, bei der er Wahlleiterin Fiona Lutz zur Hand gehe. Er kümmere sich um die Urnenwahlbezirke, sagt Schmeh. Als Wahlhelfer ist er ebenfalls eingeteilt und leitet als Wahlvorstand ein Team in einem Wahllokal. Seit 1996 arbeitet er in der Steißlinger Gemeindeverwaltung, am Sonntag steht für ihn die sechste Kommunalwahl an.

Das könnte Sie auch interessieren

Dass die Stimmen erst am Montag nach der Wahl ausgezählt werden, bedeutet auch: Am Montag, 10. Juni, wird in den Rathäusern zwar gearbeitet, aber die normalen Amtsgeschäfte ruhen. „Das Rathaus ist aber offen, denn die Auszählung ist natürlich öffentlich“, sagt Schmeh. In früheren Zeiten hätten dabei mitunter Kandidaten direkt hinter den Auszählenden gestanden und wissen wollen, wie es für sie nun aussieht – was die Wahlhelfer natürlich nie hätten sagen können, so Schmeh. Ein Endergebnis gebe es ja erst im Lauf des Tages. Seit der Kommunalwahl 2014 seien die Kandidaten aber etwas entspannter, ist seine Beobachtung.

Damit die Auszählung korrekt läuft, würden die Urnen mit den Stimmzetteln am Sonntagabend verschlossen ins Rathaus transportiert und dort sicher aufbewahrt, sagt Wahlhelferin Barbara Fahr aus Hilzingen. Ihr Arbeitsplatz ist normalerweise im Bürgerbüro, sie hat 1989 bei der Gemeinde angefangen und war seither bei fast jeder Wahl im Einsatz, erzählt sie. Am Montag hätten die Wahlhelfer zunächst zu klären, ob ein Wahlschein gültig ist. Dann müsse gezählt werden, ob eine Wählerin oder ein Wähler nicht insgesamt zu viele Stimmen vergeben hat.

Das könnte Sie auch interessieren

Unechte Teilortswahl macht es noch schwieriger

Und schließlich müsse man prüfen, ob die Regeln der unechten Teilortswahl, die es in Hilzingen noch gibt, eingehalten werden. Das bedeutet, dass die Stimmen auch korrekt auf die Wohnbezirke verteilt werden müssen. Sind zu viele Stimmen in einen Wohnbezirk gegangen, werden diese Stimmen für diesen Wohnbezirk alle ungültig, sagt Fahr – der Wählerwille sei dann nicht mehr feststellbar.

Wie hoch der Anteil der Fehlstimmen ist, die auf die Regelungen der unechten Teilortswahl zurückgehen, dazu könne er aber keine Aussage machen, sagt Hauptamtsleiter Markus Wannenmacher, der in der Hilzinger Gemeindeverwaltung Wahlen federführend organisiert. Es gebe dafür keine eigene Statistik.