Das war wohl die wichtigste Nachricht beim Sommerfest der „Färbe“: Das Ensemble darf nach Absprache mit der Stadt für ihre neue Spielzeit das Basilika genannte ehemalige Umspannwerk uneingeschränkt nutzen. Damit ist die Existenz des kleinen Privattheaters auch für die Zukunft gesichert. Nach dem Starkregenereignis im Juni hatte ein Unwetter innerhalb einer halben Stunde die gesamte Einrichtung des Kneipentheaters mit Gastronomie zerstört. Unterstützung kommt jetzt nicht nur von der Stadt, sondern auch vom rührigen Förderverein. Der wirbt unerlässlich um neue Mitglieder und freut sich über einen starken Zuspruch von Theatergängern aus der Schweizer Nachbarschaft.

Zwei Abschiede schmerzen sehr

Die enge Verbundenheit mit der Schweiz zeigte sich unter anderem in der jahrzehntelangen chronistischen Begleitung durch die beiden Fotografen Bruno und Eric Bührer. Doch diese Ära geht nun zu Ende, nachdem Bruno Bührer im vergangenen Jahr verstarb und sein Zwillingsbruder Eric im Alter von 88 Jahren die dokumentarische Arbeit an Guido Kasper übergab.

In einer Schweigeminute erinnerte die Vorsitzende des Färbe-Fördervereins, Veronika Netzhammer, an den schmerzhaften Verlust des Theatergründers Peter Simon, der ebenfalls im vergangenen Jahr verstarb. Rechtzeitig habe dieser die Leitung des Theaters in die Hände der Intendantin Cornelia Hentschel übergeben können.

Netzhammer würdigte nicht nur die Verdienste von Peter Simon, dem es gelungen sei, ein professionelles Theater in der Diaspora zum Erfolg zu bringen; sie freute sich auch über die erfolgreiche vergangene Spielzeit unter der Leitung von Cornelia Hentschel mit zahlreichen ausverkauften Aufführungen und Sondervorstellungen für Schulklassen.

Als besonderes Anliegen formulierte sie den Wunsch, im Rahmen des Hohentwielfestivals auch einen Theaterabend auf der unteren Festung anzubieten. Mit dem lokalen Theaterstoff ‚Mosers Schweigen‘ rund um die Freiheitsrechte einer Demokratie habe das Färbe-Publikum einen schauspielerischen Höhepunkt vor historischer Kulisse erleben können.

Die Fördervereinsvorsitzende Veronika Netzhammer bilanzierte eine erfolgreiche vergangene Spielzeit unter der Leitung von Cornelia ...
Die Fördervereinsvorsitzende Veronika Netzhammer bilanzierte eine erfolgreiche vergangene Spielzeit unter der Leitung von Cornelia Hentschel mit zahlreichen ausverkauften Aufführungen und Sondervorstellungen für Schulklassen. | Bild: Christel Rossner

Oberbürgermeister Bernd Häusler nutzte das Sommerfest in der Basilika, um auf die Rettung des Kneipentheaters einzugehen. „Ich bin froh und dankbar, dass der Gemeinderat Geld in die Kultur investiert“, sagte er. Gerade zum 125-jährigen Jubiläum von Singen werde die Strahlkraft der Stadt als großer Arbeitgeber und Kulturstandort deutlich.

Das Kneipentheater wird generalsaniert

Das veranlasste ihn zu der Aussage: „Wir wollen in der Färbe weitermachen. Das ist unser Kneipentheater.“ Mit Hilfe der Gebäudeversicherung sei aber eine Generalsanierung nötig, nachdem der Starkregen bis auf die Toilettenanlagen die gesamte Einrichtung zerstört hatte. „Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr im September wieder in der Färbe starten können“, sagte Häusler.

Singens OB Bernd Häusler: „Wir wollen in der Färbe weitermachen. Das ist unser Kneipentheater.“
Singens OB Bernd Häusler: „Wir wollen in der Färbe weitermachen. Das ist unser Kneipentheater.“ | Bild: Matthias Güntert

Froh und dankbar für diese Unterstützung zeigte sich Cornelia Hentschel. Damit sei die größte Sorge vor einer Obdachlosigkeit des Theaters gebannt. Die Erleichterung über eine gesicherte Spielzeit war der Intendantin deutlich anzusehen. Nach der Bilanz einer überaus erfolgreichen Saison 2023/2024 warf sie einen Blick auf die kommende Spielzeit. Diese wird ausschließlich in der Basilika über die Bühne gehen, und zwar mit einem großteils neuen Ensemble.

Dina Roos erzählt als Kellnerin Anni von ihrem Pech mit den Männern und ihren Fahrkünsten im Panda. Hinten links verfolgen ...
Dina Roos erzählt als Kellnerin Anni von ihrem Pech mit den Männern und ihren Fahrkünsten im Panda. Hinten links verfolgen Färbe-Theater-Intendantin Cornelia Hentschel und Ballett-Chefin Ines Kuhlicke die humorvolle Einlage. | Bild: Trautmann, Gudrun

Einen besonderen Dank richtete Hentschel an Ines Kuhlicke von der Ballettschule. Mit ihrem Showballett seien Co-Produktionen geplant. Die Zusammenarbeit mit den Tänzern sei fantastisch. Ein eindrucksvolles Beispiel mit vier jungen Tänzerinnen und einem Tänzer quittierten die Sommerfestbesucher mit lang anhaltendem Applaus. Sie zeigten in ihrer Show sowohl Elemente des klassischen Spitzentanzes als auch modernen Ausdruckstanz.

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Tanz, Theater und noch viel mehr verspricht das kommende Programm in der Basilika. Dort beginnen die Vorstellungen jeweils um 20 Uhr und damit eine halbe Stunde früher als in der Färbe. Der Gastronomiebetrieb wird in reduzierter Form fortgeführt. Regelmäßig am ersten Montag im Monat lädt Andreas Frank zum Jazz-Jour-Fix ein, und am Sonntag, 13. Oktober, findet um 15 Uhr wieder die Autorenlesung mit den Stipendiaten des Landes Baden-Württemberg statt.

Die neue Spielzeit startet am 11. Oktober

Zum Saisonauftakt inszeniert Andreas von Studnitz mit dem Stück „Das Brautkleid“ eine Posse des Vorarlberger Autors Stefan Vögel. Premiere ist am Freitag, 11. Oktober. Der Regisseur vermittelte einen kurzen Einblick in diese rasante Komödie, in der Missverständnisse und Meinungsverschiedenheiten zweier Brautpaare zur Prüfung werden. Von Studnitz verspricht beste Unterhaltung.