Die schwarze Wand im Untergeschoss des Karstadt-Warenhauses löst im ersten Moment Beklemmung aus. Bis vor wenigen Tagen war hier noch die Lebensmittelabteilung. Zwar hatte sich deren Ende bereits seit einiger Zeit angedeutet. Der Vollzug ist aber gewöhnungsbedürftig.

Eine Verkäuferin aus einer anderen Abteilung steht selber noch fassungslos davor. Was hinter der schwarzen Plastikwand geschieht, weiß sie auch nicht. Sie ist zunächst einmal froh, dass die komplette Schließung des Hauses verhindert werden konnte.

Die Betriebsratsvorsitzende des Singener Karstadt-Hauses, Karin Greuter, kann ebenfalls nichts zu den Plänen für die Fläche sagen. Die Lebensmittelabteilung gehörte nicht zu ihrem Zuständigkeitsbereich. Was aus den Mitarbeitern wurde? – „Keine Ahnung“, sagt die Mitarbeitervertreterin. Einige seien möglicherweise in die Auffanggesellschaft gewechselt. „Wir hatten ihnen angeboten, zu uns zu kommen“, so Karin Greuter.

Ohne Auto ein Problem

Für Reinhard Fehringer aus der Zelglestraße kommt diese Schließung zur Unzeit, weil zeitgleich auch der City-Markt Münchow am Heinrich-Weber-Platz seinen Standort zum 31. Oktober räumt. Dieser Vollsortimenter und Karstadt waren Fehringers Haupteinkaufsquellen. Er hat kein Auto und kann aus gesundheitlichen Gründen weder in der Südstadt noch in der Nordstadt einkaufen: Die Wege sind ihm zu weit.

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Mit Sorge sieht er den drei Wochen ab 1. November bis zur Eröffnung des Münchow-Marktes im Einkaufszentrum Cano am 19. November entgegen. „Da entsteht ein echtes Versorgungsvakuum für alle, die nicht so gut zu Fuß sind und kein Auto haben“, sagt Fehringer.

Teure Alternative Lieferdienst

Im Lockdown der ersten Corona-Wochen wurde Fehringer zunächst von der AWO unterstützt. Danach hat er auf einen Lieferservice zurückgegriffen. Doch das sei ihm zu teuer. Bei Lieferungen einmal die Woche habe ihn das zwischen 60 und 75 Euro gekostet. „Den Bio-Laden bei der Post kann ich mir auch nicht leisten“, sagt er. Er vermutet, dass es vielen anderen Stadtbewohnern ähnlich ergeht.

Seit dem vergangenen Wochenende findet im Supermarkt am Heinrich-Weber-Platz der große Ausverkauf statt. Ganze Regalreihen sind schon leer. Der Umzug ins Cano ist mittlerweile in vollem Gange.