Bewohner der Singener Südstadt konnten jahrelang ein Lied davon singen: Ab Karfreitag brach mit schöner Regelmäßigkeit eine Welle von aufgemotzten Autos samt deren Fahrern lautstark über die Stadt herein. In diesem Jahr ist es hingegen ziemlich ruhig geblieben. Diesen Eindruck bestätigen Stadtverwaltung und Polizei: „Von einer Szene kann gar nicht mehr die Rede sein“, schreibt etwa Katrin Rosenthal, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, auf Anfrage. Wie ist das gelungen?

Die Stadtverwaltung hat eine Erklärung dafür parat: „Hier wären die Maßnahmen der letzten Jahre wie die Allgemeinverfügung zum Car-Freitag und die Kontrolle zu deren Einhaltung zu nennen“, schreibt Pressesprecher Stefan Mohr auf Anfrage. Im Sommer habe es regelmäßig niederschwellige Kontrollen und Streifenfahrten von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) gegeben, die Präsenz sei spürbar gewesen.

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Insgesamt ergibt sich das Bild: Dass die Großaufgebote von Posern und Tunern nicht mehr vorkommen, ist das Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung. Zuerst gab es ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde in den Nächten von Freitag auf Samstag – mit dem Ergebnis, dass Bußgelder bei Geschwindigkeitsverstößen deutlich höher ausfallen konnten. Inzwischen gilt Tempo 30 in allen Nächten der Woche.

Und speziell für das Osterwochenende, das unter dem inoffiziellen Schlagwort Car-Freitag jahrelang der Szene zum Saisonstart diente, hat die Stadt Treffen von Tuning-Fahrzeugen per Allgemeinverfügung untersagt – so auch in diesem Jahr.

Nach Karfreitag wurde es ruhiger

Davon ließen sich zwar nicht alle abhalten und so waren an Karfreitag viele getunte Autos in der Stadt unterwegs. Mobile Einheiten der Polizei kontrollierten mehrere hundert Fahrzeuge, ahndeten 19 Verstöße und zogen auch einige Autos aus dem Verkehr. Nach Umbauten war bei diesen die Sicherheit nicht mehr gewährleistet.

Doch grundsätzlich blieb es im Sommer deutlich ruhiger. Die Stadtverwaltung verzeichnet 26 Ordnungswidrigkeitsverfahren, die sie von März bis Mitte September wegen unnötigen Autolärms eingeleitet habe – ein vergleichsweise übersichtlicher Wert. Beim Polizeirevier seien keine Ruhestörungen angezeigt worden, schreibt Rosenthal.

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Dabei ist es nicht so, dass sich keine autoverrückten Menschen mehr in der Südstadt treffen. Zumindest kurz nach Ostern war das an der Aral-Tankstelle beim Obi-Kreisel der Fall. Viele Menschen, die Autotuning nur als Hobby betreiben, ärgern sich dabei selbst über lautstarke PS-Protze, die den Ruf der Szene in Mitleidenschaft ziehen.

Die Polizei habe nach den größer angelegten Kontrollen am Karfreitag keine besonderen Kontrollaktionen mehr veranlasst, schreibt Sprecherin Rosenthal. Die Überwachung von Posern und Tunern habe zum täglichen Dienst der Reviere und der Verkehrspolizeiinspektion gehört. Mit den Schweizer Kollegen seien die Polizisten in engem Austausch gewesen, gemeinsame Aktionen in Singen seien aber nicht notwendig gewesen.

Lärmblitzer sind auch kein Thema mehr

Änderungen im Umgang mit Auto-Posern und -Tunern plant die Stadtverwaltung nicht. Auch nicht den Einsatz von Lärmblitzern, die die Lärmpegel am Straßenrand messen sollen. Auf breiter Front werden die Geräte nicht eingesetzt und daran will auch die Singener Stadtverwaltung nichts ändern. Bei den Ordnungswidrigkeiten habe sich kein eindeutiger Standort für solche Verstöße ergeben, so Stadtsprecher Mohr. Und in Deutschland habe es nur einen achtwöchigen Feldversuch in Berlin gegeben.