Pfarrer Andreas Sturm ist angekommen, im Hegau und in der alt-katholischen Kirche. Bereits im Sommer 2022 wurde er vom Bischof der alt-katholischen Kirche in Deutschland, Matthias Ring, zum Seelsorger für die alt-katholischen Gemeinden Singen und Sauldorf berufen. Dies ist nicht der übliche Weg für die Besetzung einer freien Pfarrerstelle. Normalerweise wird diese ausgeschrieben und die Gemeindeversammlung der Kirchengemeinde entscheidet sich für einen Bewerber. Aber bei Andreas Sturm war das nicht möglich. Er muss noch den Master in alt-katholischer und ökumenischer Theologie absolvieren und studiert seit Jahresbeginn an der Uni in Bonn.

Pfarrer Andreas Sturm im Gottesdienst in der Kirche der St.Thomas Gemeinde.
Pfarrer Andreas Sturm im Gottesdienst in der Kirche der St.Thomas Gemeinde. | Bild: Elisabeth Stauder

Dabei hat er sein Theologiestudium längst abgeschlossen. Im Jahr 2002 wurde der heute 49-jährige Pfälzer in der römisch-katholischen Kirche zum Priester geweiht und im März 2018 von Bischof Karl-Heinz Wiesemann zum Generalvikar im Bistum Speyer ernannt. Von diesem Amt trat er vier Jahre später zurück und aus der katholischen Kirche aus.

„Ich glaube nicht mehr an einen Reformkurs“

In der alt-katholischen Kirche hat er eine neue Heimat gesucht. „Ich hatte die Hoffnung und Zuversicht verloren, dass die katholische Kirche sich wirklich wandeln könne und ich fühle mich heute nach mehr als einem Jahr bestätigt. Ich glaube nicht mehr an einen Reformkurs“, gesteht Andreas Sturm in einem Gespräch nach der vierten Gemeindeversammlung in der alt-katholischen Gemeinde St. Thomas in Singen.

Dort mussten die Vertreter der Kirchengemeinde für die Bistumssynode gewählt werden. Nach dem Gottesdienst wurde in einer kurzen Versammlung im neben der Kirche liegenden Gemeindesaal die Vertreter der Kirchengemeinde Singen/Sauldorf gewählt.

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„Es sind rund 35 Minuten Fahrzeit zwischen den Gemeinden“ erzählt Sturm, „aber das stört nicht, mir gefällt die Arbeit hier an und mit Menschen. Deshalb bin ich Pfarrer geworden. Und ich fühle mich in der alt-katholische Kirche wohl. Sie geht mehr mit der Zeit, sie lässt Frauen zum Priesteramt zu, sie traut homosexuelle Paare, sie schließt wiederverheiratete Geschiedene nicht aus, sie arbeitet konfessionsübergreifend. Hier muss ich mich nicht verbiegen, kann sagen, was ich denke.“

Sturms Buch hat hohe Wellen geschlagen

Sturm hat nach seinem Austritt aus der katholischen Kirche ein Buch veröffentlicht mit dem Titel „Ich muss raus aus der Kirche“. Das Buch habe dazu geführt, dass seine Entscheidung von dem ein oder anderen besser verstanden wurde. Anfangs sei das Interesse an ihm groß gewesen, sei dann abgeflacht. „Aber derzeit bekomme ich wieder verstärkt Anrufe und Anfragen für Gespräche“, sagt er.

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Im Herbst 2024 will Sturm seinen Master abschließen. Dann wird die Stelle in Singen ausgeschrieben werden und Sturm wird sich nach eigenen Angaben auf die Stelle bewerben. Das hofft auch Gemeindemitglied Petra Laule: „Wir sind sehr froh, Andreas Sturm als Seelsorger zu haben und ich geh davon aus, wenn er sich bewirbt, wird er gewählt.“