Auch eine Industriestadt kann Wald besitzen. Der Stadt Singen gehören 685 Hektar Wald – das sind immerhin fast sieben Quadratkilometer. Und was mit diesem Stadtwald passiert, wird alle zehn Jahre in der Forsteinrichtung festgelegt. Dazu war kürzlich Forsteinrichter Andreas Sippel vom Regierungspräsidium Freiburg im Singener Gemeinderat zu Gast und stellte mit dem städtischen Forstrevierleiter Julian Filipp und dem Leiter des Kreisforstamtes, Walter Jäger, das Konzept vor. Sippel sagte zum Beispiel, dass der Singener Stadtwald in den vergangenen zehn Jahren um 64 Hektar gewachsen sei, etwa durch den Kauf des Radolfzeller Spitalstiftungswaldes.

Aus seinem Vortrag wurde deutlich: Der Stadtwald hat im Wesentlichen mit drei Themen zu kämpfen. Es gebe erhebliche Probleme mit dem Klimawandel, sagte Sippel zum Beispiel. Es gebe eine massive Vermehrung von Borkenkäfern. Und schließlich habe man in den Jahren von 2015 bis einschließlich 2023 ein Defizit von knapp 1,2 Millionen Euro mit dem Wald eingefahren – was natürlich alles irgendwie zusammenhängt. Durch den Klimawandel sind Bäume weniger resistent gegen Borkenkäfer. Und durch das viele Schadholz habe es die Preise verhagelt, wie es Sippel formulierte – mit der Konsequenz sinkender Erlöse.

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Größter Teil des Holzes fiel durch Schäden an

Nur 28 Prozent des Holzes sei bei planmäßigen Hieben geerntet worden, 72 Prozent mussten aufgrund von Schäden geschlagen werden. Doch: „Der Wald leistet deutlich mehr, als man in der Kasse sieht“, so Sippel während der Aussprache im Gemeinderat. Und die Zielsetzung der Stadt Singen sei auch nicht der größtmögliche finanzielle Profit. Auf der Liste stehen auch Punkte wie nachhaltige und naturnahe Bewirtschaftung oder dass auch Ökologie und Sozialfunktion berücksichtigt werden. Unter anderem gibt es etwa 33 Hektar Wald, die dauerhaft oder zeitweise nicht bewirtschaftet werden, was dem Naturschutz dienen soll.

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Zum Gesamtbild gehört auch, dass die Fichte auf dem Rückzug ist und dass Eschen im Großen und Ganzen durch das Eschentriebsterben durch einen eingeschleppten Pilz verschwinden. Dabei habe man in Singen einen Mischwald mit vielen verschiedenen Baumarten. „Das ist wirklich etwas Besonderes“, so Sippels Einschätzung. Das Ziel sei der Umbau zu einem klimastabilen Bestand.

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Der Hiebsatz soll daher im Vergleich zum abgelaufenen Jahrzehnt ein wenig von 50.000 auf 48.000 Festmeter gesenkt werden. Das ist etwas mehr, als durch Wachstum hinzukommen soll, so Sippel, denn im Stadtwald gebe es zunehmend langsam wachsende Bäume. Außerdem sollen fast 59 Hektar an jungen Bäumen hinzukommen, davon fast 40 Prozent aus Naturverjüngung – also Bäume, die sich selbst gesät haben. Für 36 Hektar seien Pflanzungen vorgesehen, als Baumarten dafür zählt Sippel Douglasien, Lärchen, Ahorn und Eiche auf. Dass es schon jetzt mehr Eichen gebe, sei erfreulich: „Das ist eine Baumart, von der wir hoffen, dass sie dem Klimawandel ganz gut standhält.“ Das Konzept erhielt in der Aussprache viel Zuspruch von den Gemeinderäten – und am Ende die einhellige Zustimmung des Gremiums.