Ein Großaufgebot an Feuerwehr kam am Freitag und Samstag nach Singen. Doch die 500 Führungskräfte waren nicht im Einsatz: Sie trafen sich zur Jahrestagung mit Hauptversammlung des Landesfeuerwehrverbands, dieses Mal in Singen. Der Verband vertritt die Interessen der Feuerwehren in Baden-Württemberg mit rund 186.000 Feuerwehrangehörigen.
Grundsätzlich seien die Feuerwehren gut aufgestellt, erklärte der Verbandspräsident Frank Knödler bei einem Pressegespräch im Vorfeld der Tagung. Sie seien in Baden-Württemberg mit 1097 Feuerwehren in 1101 Städten und Gemeinden flächendeckend vertreten. Alle seien ehrenamtlich organisiert, sie würden von 2600 hauptamtlichen Kräften in 17 Städten unterstützt. Im vergangenen Jahr wurden laut Frank Knödler die Feuerwehren 150.919 Mal alarmiert, durchschnittlich alle drei Minuten.

Was fordern Feuerwehrkräfte fürs Ehrenamt?
Damit die Feuerwehren weiterhin zuverlässig ausrücken können, brauche es laut dem Präsidenten auch in Zukunft ehrenamtlich engagierte Mitglieder. Um deren Wünsche zu erfragen, hat der Verband gemeinsam mit dem Innenministerium eine Ehrenamtsstudie in Auftrag gegeben, bei der 2023 insgesamt 7000 Feuerwehrangehörige befragt wurden. Die gute Nachricht sei, so der Präsident zu den Ergebnissen: „Die Leute sind mit dem System Feuerwehr zufrieden.“
Doch die Ehrenamtlichen müssten ihre Zeit zwischen Familie, Beruf, Freizeit und Ehrenamt aufteilen, so Frank Knödler. Und um auch für junge Leute attraktiv zu bleiben, müssten deren Sichtweise und die Frage, wie sie motiviert werden könnten, einbezogen werden.
Die meisten Befragten wünschten sich bessere Rahmenbedingungen. Die Einführung einer Feuerwehrrente, die das oft Jahrzehnte lange ehrenamtliche Engagement würdigt, weniger Bürokratie bei den Verwaltungsaufgaben und Unterstützung bei der Mitgliedergewinnung würden in ihren Augen das Ehrenamt stärken.
Neue Herausforderungen für die Wehren
Ein weiteres wichtiges Thema sei der Bevölkerungsschutz, der neu strukturiert werden soll. Da fordere er von der Landesregierung und am Samstag von CDU-Innenminister und Gastredner Thomas Strobl, das Thema jetzt ernsthaft anzugehen und die benötigten Finanzen bereitzustellen.
„Feuerwehr können wir“, erklärte der Präsident. Doch die Bewältigung von Umweltkatastrophen wie des Hochwassers in Mühlhausen-Ehingen 2021, einer Pandemie und Krisenmanagement seien neue Aufgabengebiete, die strukturiert werden müssten. Dabei sprach er auch Fälle an, wenn die Bevölkerung medizinisch, mit Strom oder Wasser versorgt werden muss.
Leitstellen sind unverzichtbar
Der Verband fordert außerdem ein einheitliches und wirtschaftliches Leitstellengesetzes. „Diese Steuerungszentren für nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr spielen eine zentrale Rolle in einer modernen Sicherheitsarchitektur“, sagte Frank Knödler. Dort würden alle Notrufe zusammenlaufen, die Helfer alarmiert und gesteuert, die Bevölkerung gewarnt und Lagebilder erstellt.
Klare Vorgaben an Qualität, Anzahl, Größe, Trägerschaft und Finanzierung habe der Verband vorgelegt, jetzt sei die Politik am Zug. Sie wolle laut Koalitionsvertrag ein modernes Leitstellengesetz auf den Weg bringen. Außerdem müsse die Einführung des Digitalfunks landesweit zügig abgeschlossen werden.
Die Grundlagen der erfolgreichen Arbeit der Feuerwehren liegen in der Finanzierung. Bei einer Neustrukturierung der Förderung, die 2025 kommen soll, stimme der Verband laut seinem Präsidenten den Leitmotiven des Innenministeriums zu. Dies seien Entbürokratisierung, Entlastung des Ehrenamts, Wirtschaftlichkeit, einheitliche Strategien bei überregionalen Einsätzen sowie einheitliche technische und taktische Module, um die gesamte Aus-, Fort- und Weiterbildung zu harmonisieren.
Ein Thema, bei dem sich die Feuerwehren immer weiterbilden müssten, sei der Umgang mit neuen Technologien wie E-Autos oder Solaranlagen, wie Landesbrandmeister Thomas Egelhaaf erklärte.
Stadt und Landkreis unterstützen Feuerwehren
Stefan Kienzler, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands als Organisator der Tagung, Oberbürgermeister Bernd Häusler und Landrat Zeno Danner hießen die Feuerwehrführungskräfte in der Stadt und im Landkreis willkommen. Die Feuerwehr sei eine große Aufgabe der Stadt, erklärte Häusler vor dem Hintergrund einer steigenden Zahl von Einsätzen. Die Stadt honoriere das ehrenamtliche Engagement schon seit 15 Jahren als eine der ersten Städte mit einer Feuerwehrrente. Dabei zahlt die Kommune für ehrenamtliche Feuerwehrleute einen Betrag an ein Versicherungsunternehmen als freiwillige Zusatzrente.
„Die Feuerwehr ist uns was wert“, sagte der Oberbürgermeister im Hinblick auf den geplanten Neubau eines Feuerwehrhauses. Auch schreibe die Stadt zwei neue hauptamtliche Stellen für die Feuerwehr aus, um die Einsatzbereitschaft tagsüber zu gewährleisten. Auch der Landkreis unterstütze die Wehr zum Beispiel mit dem Bau der neuen Atemschutzübungsanlage in Rielasingen-Worblingen, die 10 Millionen Euro kostet und Ende 2025 fertig sein soll, berichtete Landrat Zeno Danner.