Für viele Menschen gehört es zur Vorweihnachtszeit, jeden Tag ein Türchen am Adventskalender zu öffnen. In manchen Dörfern im Hegau gibt es noch eine weitere Tradition und es wird der ganze Ort zum Adventskalender. Analog zu den Kalender-Türchen wird dort jeden Abend ein von Familien, Vereinen und örtlichen Einrichtungen weihnachtlich geschmücktes Fenster – das Adventsfenster – enthüllt. Dazu laden in diesem Jahr auch wieder in Arlen, Binningen, Bittelbrunnn, Duchtlingen, Friedingen, Hilzingen, Schlatt unter Krähen und Tengen ein.

Die meist mit einem kleinen Rahmenprogramm verbundenen Adventsfenster-Öffnungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Man trifft hier Bekannte und Freunde, singt gemeinsam, hört Geschichten und freut sich in einer schönen und entspannten Atmosphäre gleich noch mal ein Stück mehr auf Weihnachten. Es gehe darum, den Menschen ein paar Minuten Auszeit, ein paar Minuten Zeit für Ruhe, Besinnlichkeit und Begegnungen zu ermöglichen, erklärt Michael Weber die Idee, die hinter diesen kleinen Events steht.

Weber ist der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinden Hilzingen und Tengen. Beide gehören ebenfalls zum Kreis der Organisatoren. Sie nennen ihre Aktion, wie die Landeskirche auch, „lebendiger Adventskalender“. Das Enthüllen der Dekorationen ist hier mit einer kurzen Andacht verbunden.

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Aber nicht nur die Kirche macht mit, auch die Vereinsbeteiligung ist überall groß. Gerade für noch neue Institutionen im Ort sind die Adventsfenster eine gute Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit bekannt zu machen. In Friedingen zum Beispiel ist die Haldenwang-Schule seit Schuljahresbeginn mit einer Gartenklasse präsent ist. Sie werde ein Fenster gestalten, so Sonja Unger. Sie organisiert federführend das mittlerweile fünfte Friedinger Adventsfenster.

In Arlen stößt der junge Waldkindergarten im Oberholz als Gastgeber dazu. In Hilzingen will die Initiative Zusammenkunft – unterstützt von der Initiative Offenes Hilzingen – unter der weihnachtlichen Thematik „Auf der Suche nach einer Herberge“ mit einem kleinen Lichterumzug darauf aufmerksam machen, dass auch sie ein Domizil braucht.

Es gibt Grillwurst und den Gedanken, Gutes zu tun

Und weil die Adventsfenster auch ein Ort der Zusammenkunft sein sollen, gibt es häufig einen Umtrunk, manchmal sogar eine Grillwurst. Ein Spenden-Kässchen steht auch oft bereit. Die Spenden sind dann für örtliche Einrichtungen und wohltätige Zwecke bestimmt. Der Gedanke, Gutes zu tun, war übrigens der Anstoß für das erste Adventsfenster in Binningen. Mittlerweile wird die Veranstaltung zum 29. Mal umgesetzt, wie die Organisatorin Ulrike Maus erzählt, und habe noch nichts von ihrer Beliebtheit verloren. Diesmal sollen die Spenden helfen, einen Bürgerverein für die nächstjährige 750-Jahr-Feier ins Leben zu rufen.

Nur zwei Jahre jünger ist das Adventsfenster in Schlatt unter Krähen, nämlich 27 Jahre. Organisator ist bis heute der Kindergarten, der stets den Adventsfenster-Reigen eröffnet. Die Kinder seien schon sehr aufgeregt, berichtet Erzieherin Beate Franz. Sie haben fleißig Wichtel gebastelt und übten nun die Weihnachtslieder ein. Und sie fiebern natürlich auch dem Nikolaus entgegen. Das weiß auch der örtliche Sportverein, der hat den Heiligen nämlich zu seinem Adventsfenster eingeladen. In Friedingen öffnet der Nikolaus seinen Gaben-Sack am Adventsfenster der Schlepperfreunde.

Im Singener Ortsteil Schlatt unter Krähen ist der Kindergarten traditionell der Organisator. Die Kleinen basteln diesmal für ihr ...
Im Singener Ortsteil Schlatt unter Krähen ist der Kindergarten traditionell der Organisator. Die Kleinen basteln diesmal für ihr Adventsfenster Wichtel. | Bild: Kindergarten Schlatt unter Krähen

Manche Krippenspiel-Darsteller sind erst zwei Jahre alt

In den meisten Orten symbolisiert das Krippenspiel an Heiligabend in der Kirche das letzte Adventsfenster. In Bittelbrunn sind die Darsteller der Weihnachtsgeschichte Kinder ab dem Kindergarten-Alter. In Duchtlingen sind die jüngsten der 19 kleinen Mimen sogar erst zwei Jahre alt. Wie Stefanie Kessinger vom Organisations-Team berichtet, ist die „Hördäpfelmetropole des Hegaus“ diesmal bereits am 30. November mit einem kleinen Weihnachtsmarkt als erstem Adventsfenster gestartet.

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„Wir freuen uns immer sehr auf diese Zeit“, sagt Sabine Schmid. Sie stellt Jahr für Jahr die Adventsfenster-Aktion in Arlen auf die Beine. Die musikalische Umrahmung spiele hier eine große Rolle. So gibt es dieses Jahr an allen privaten Adventsfenstern Jazz-Klänge zu hören, sagt sie.

In Friedingen und Bittelbrunn ist der Ablauf indes ein anderer. In beiden Orten gibt es kein Enthüllen der Fenster unter Publikumsbeteiligung. Stattdessen kann dort die Weihnachtsdeko individuell bei einem Spaziergang bewundert werden. Auf Gemeinsamkeit wird in Bittelbrunn dennoch nicht verzichtet: Jeden Abend findet in der Kirche eine Adventskalender-Lesung statt – ein gut besuchtes Angebot, wie Claudia Bier vom Organisations-Team erzählt.