Im Garten des neuen Waldorfkindergartens am Lindenhain sind alle gut beschäftigt. Im Schatten der großen Bäume schaukeln zwei Jungen um die Wette, ein kleines Mädchen reitet auf einem Steckenpferd über die Wiese.
Waldorfkindergarten ist in neues Gebäude eingezogen
Im Eingangsbereich fegt Hausmeister Volker Stutz die trockenen Blätter zusammen, auf einer Bank sitzt eine Erzieherin und strickt. Anfang des Jahres konnte der Waldorfkindergarten in das neue Gebäude am Lindenhain einziehen, zum Sommerfest und einem Tag der offenen Tür am Samstag, 16. Juli, sind alle Interessierten ab 16 Uhr eingeladen.

Durch Verzögerungen wegen Lieferengpässen bei Baustoffen war es bis zur Fertigstellung des neuen Kindergartens ein langer Weg, aber Leiterin Simone Knöbl sagt: „Wir sind der Stadt dankbar, dass alles getan wurde, um das neue Gebäude zu realisieren.“
Der Mietvertrag in der Weiherstraße sei überraschend gekündigt worden, auch platzmäßig sei es zu eng geworden. Im Lindenhain können mehr Kinder aufgenommen werden, ab September ist der Kindergarten mit 54 Mädchen und Jungen voll belegt.
Schon jetzt kümmern sich um die Kinder acht Erzieherinnen und ein Auszubildender. Philipp Prestele hat dieses Berufsziel ganz bewusst gewählt, er macht am Waldorfseminar in Stuttgart eine praxis-integrierte Ausbildung zum Waldorferzieher. Es würden auch immer mehr männliche Erzieher, kann er feststellen. Philipp Prestele geht es darum, der nächsten Generation Raum zu ermöglichen, in dem sich Kinder individuell entfalten können.

Im neuen Gebäude ist auch eine Werkstatt entstanden, ein Eurythmie-Raum und ein Teamzimmer. Deutlich vergrößert habe sich der Gartenbereich. An diesem Mittag hat Hausmeister Volker Stutz beim Laubfegen Unterstützung.
Ben lädt die Haufen in eine große Schubkarre und schiebt sie sicher quer durch den Garten zum Kompost. „Ich habe hier eine ziemlich hohe Stellung, meine handwerkliche Arbeit als Hausmeister ist immer interessant“, sagt Volker Stutz. Die Kinder würden zugucken, aber auch gern helfen. Lernen durch Nachahmung ist auch das leitende Prinzip der Waldorfpädagogik für die ersten sieben Jahre.
„Ben ist unser Schaffer, er packt gern an und braucht etwas zu tun“, sagt auch Erzieherin Maria Levin. Während Ben ganz konzentriert die Schubkarre vorbeischiebt, zeigt Emma stolz ihren Salat aus Sand, Blättern und Gras. Die Zutaten habe sie in der Wiese und an der Hecke gesammelt, erzählt Emma.
„Neulich hat sie echte Radieschen geerntet“, freut sich auch Maria Levin, dass der Garten Platz für ein Beet an der Hauswand bietet. Dort haben die Kinder gemeinsam mit den Erzieherinnen gesät und gepflanzt. Kreativität und Fantasie zu fördern gehört zur Waldorfpädagogik. Und dafür reicht auch ein leeres Holzfass. Mit Ausdauer wird es durch den Garten gerollt, gedreht und umgekippt. Ganz Mutige steigen auch mal hinein.

Es ist offensichtlich: Die Kinder der drei Gruppen haben den Garten und die neuen Räume für sich erobert. Das Konzept der Waldorfpädagogik kommt auch bei den Eltern an, die als Trägerverein fungieren. Denn wie Simone Knöbl feststellt: „Durch das Einbringen wie gemeinsame Bastelabende für den Basar, Putzdienst oder Garten-Aktionstage entsteht eine Gemeinschaft.“ Selbst Eltern, die dem Umfang anfangs skeptisch gegenüberstanden, genießen das Zusammensein mit anderen.