Singen Noch immer zieht der legendäre Emil. Noch immer hat er den Schalk nicht nur im Nacken, sondern mitten im Gesicht. Das Schelmische, das ihn weit über die Schweizer Grenzen hinaus berühmt gemacht hat, blitzt auch heute noch in den Augen des mittlerweile 92-Jährigen. Rund 100 Besucher waren im Singener Cineplex-Kino, um den Mann, der als Schweizermacher auch im Kino bereits Erfolge gefeiert hat, leibhaftig zu erleben. Denn Emil hat es wieder einmal auf die Leinwand geschafft. „Typisch Emil“ heißt der Film, in dem Steinberger seine Lebensgeschichte erzählt – von den Anfängen im Schülertheater bis zu seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten, wohin er einst geflüchtet war, weil ihm der Druck in der Heimat zu groß geworden ist. Damals hat er Abstand gesucht. „Lese, lose, luege, lerne...“, das seien die Ziele seiner Flucht gewesen. Er wollte die Zeit nutzen um zu lesen, zuzuhören, hinzuschauen – und daraus zu lernen. Was er dabei gelernt hat? Dass er sein Publikum nicht im Stich lassen konnte.
In den Staaten hat er seine heutige, 32 Jahre jüngere Frau Niccel kennen gelernt. Mit ihr kam er zurück nach Europa. Oft hat er sich neu erfunden. Inzwischen ist er wieder bei seinen Wurzeln angekommen. „Mach was Seriöses“, habe der Rat seiner Eltern gelautet. Als ihn ein Lehrer einst vor die Tür schickte, ahnte er noch lange nicht, dass dies der Weg auf die Bühne werden könnte.
Womöglich wäre der Kinosaal noch voller gewesen, würden dieser Tage nicht allerorten Dorf- und Stadtfeste gefeiert. Aber die Besucher sind meist langjährige Bewunderer des Schweizer Komikers. Einmal Emil umarmen dürfen, lautete ein Wunsch aus dem Publikum. Aber auch die Gretchenfrage wurde gestellt: Emil, wie halten Sie es mit der Kirche? “Es ist noch immer eine wichtige Institution“, antwortet Steinberger. Er sei in einem katholischen Umfeld groß geworden, wenngleich er längst nicht mehr die Nähe zur Kirche empfinde wie einst als Ministrant. Und die Politik? „Das ist ein hartes Geschäft – zu hart für mich“, so Steinberger. Dass ihn alle Schweizer Parteien gerne auf dem Stimmzettel gehabt hätten, mag er nicht verheimlichen.
Ans Aufhören denkt Steinberger noch lange nicht. „Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist“, zitiert er einen Popsong der Vergangenheit. Er habe noch einiges vor, verrät er. Was, das wolle er lieber für sich behalten. Aber er – und seine Frau Niccel wissen, was die Zukunft noch bereithalten könnte. „Er ist ein Energiebündel“, beschreibt Niccel Steinberger ihren Ehemann. Es geht ihr, wie den meisten im Publikum: „Ein Verzicht auf Emil ist unvorstellbar.“