Der Gesundheitsverbund des Landkreis Konstanz (GLKN) betreibt bereits ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in Engen. Nun kommt ein weiteres MVZ hinzu. Denn der GLKN hat eines am Hegau-Bodensee-Klinikum (HBK) in Singen eröffnet. Wie Pressesprecher Nils Torke mitteilt, bietet das MVZ Hegau-Singen auf rund 350 Quadratmetern hausärztliche Versorgung mit fünf Behandlungs- und Sprechzimmern. „Es fehlen überall Hausärzte, der GLKN will versuchen, mit dem MVZ einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Situation zu leisten“, sagt Torke auf Nachfrage. Dazu solle auch eine engere Verzahnung von Klinik und ambulanter Medizin beitragen.

Behutsam gesteuerter Start

Laut Torke sei das neue MVZ seit dem 1. April am Start. Man habe sich allerdings dazu entschieden, die medizinische Einrichtung langsam anlaufen zu lassen. Zwei Ärzte sollen dort praktizieren. Sie teilen sich laut Torke einen krankenärztlichen Sitz. „Perspektivisch könnte das MVZ allerdings auch um weitere Fachbereiche erweitert werden“, sagt er.

Das Singener Krankenhaus aus der Vogelperspektive: In dem blauen Gebäude im unteren, rechten Bildrand ist das neue MVZ zu finden.
Das Singener Krankenhaus aus der Vogelperspektive: In dem blauen Gebäude im unteren, rechten Bildrand ist das neue MVZ zu finden. | Bild: Gerhard Plessing

Räumlich ist die neue Einrichtung eng an das bestehende Krankenhaus gebunden. Laut Torke sei das MVZ zum größten Teil in den Räumlichkeiten, in denen zuletzt Neurochirurg Aram Bani praktiziert habe, untergebracht. Die Räume, die dem GLKN gehören und von Bani angemietet wurden, standen nach einem langen Rechtsstreit leer. Bani hatte die Praxis im Jahr 2021 geschlossen, aktuell praktiziert er in der Kreuzensteinstraße.

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An der Ausarbeitung des Konzeptes habe der GLKN laut Torke ein Dreivierteljahr gearbeitet. Er sehe vor allem die patientenzentrierte und wohnortnahe Ausrichtung als einen Vorteil. „Durch die direkte Anbindung an die Klinik ist das MVZ Hegau-Bodensee gut zu erreichen. Darüber hinaus profitieren die Patienten von einer koordinierten Überweisung an die Fachabteilungen des HBK sowie einer nahtlosen Kommunikation zwischen ihren behandelnden Ärzten“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Notaufnahme voller Menschen, die keinen Hausarzt finden

„Immer wieder behandeln wir im Krankenhaus Menschen, die keine Hausärztin oder keinen Hausarzt haben – und oft auch keinen finden“, wird Sebastian Jung, Ärztlicher Leiter des MVZ Hegau-Singen, zitiert. „Das zeigt sich auch in der Zentralen Notfallaufnahme: Dorthin wenden sich viele mit Beschwerden, die eigentlich in die Hausarztpraxis gehören. Das belastet die Kapazitäten für Notfälle und führt auch zu langen Wartezeiten“, so Jung weiter.

Das neue MVZ am Krankenhaus ist nicht das einzige, das in Singen entstehen soll. Auch die Stadt arbeitet an einem medizinischen Versorgungszentrum. Es soll als städtischer Eigenbetrieb entstehen und zwei Standorte haben: einen in der Südstadt, eine weitere Praxis soll in der Nordstadt bleiben. Zwei von drei praktizierenden Ärzten sind bereits bekannt. Auf SÜDKURIER-Nachfrage bestätigte die Allgemeinärztin Birgit Kloos im Februar, dass sie zukünftig Patienten im neuen MVZ behandeln will. Auch ihr Kollege Christian Oexle soll Teil davon werden, so Kloos damals weiter.

Der dritte Arzt wolle vorerst noch anonym bleiben – aber die Anzeichen verdichten sich, dass seine jetzige Praxis in der Nordstadt zu finden ist.

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Auch im Hegau hat sich seit Ende 2023 eine neue MVZ GmbH gegründet. Seit 1. April 2024 gibt es dort in den ehemaligen Praxisräumen von Joachim Kaiser in Gottmadingen und Michael Psczolla in Gailingen ein MVZ. Zum Herbst 2025 soll das in die alten Gebäude der Sparkasse umziehen. Dort soll dann das neue, barrierefreie medizinische Versorgungszentrum mit 15 Räumen auf zwei Etagen entstehen. Die Trägerschaft verteilt sich zu zwei Dritteln auf die Gemeinde Gottmadingen und zu einem Drittel auf Gailingen. Die kaufmännische Verantwortung liegt bei der Gesellschaft Dostal Medical Office.