Auf Bahnreisende, die aus der westlichen Bodenseeregion in Richtung Stuttgart fahren wollen, kommen ab Ende Oktober Einschränkungen zu – wieder einmal. Denn die Bahn baut und das spüren die Fahrgäste. Ab dem Herbstferienbeginn gibt es für etwa zwei Wochen starke Einschränkungen im Bahnverkehr von der Region in Richtung Norden.
Unter anderem erneuert die Bahn die Gleise zwischen Singen und dem Engener Ortsteil Welschingen, wie eine Bahnsprecherin auf Anfrage erklärt. Auf einer Strecke von zehn Kilometern werden demnach Schwellen, Schotter und Schienen ausgetauscht. Die Gleiserneuerung habe das Unternehmen in mehrere Bauphasen zwischen März und November aufgeteilt.
Und sie erklärt auch, dass es noch einen zweiten Schwerpunkt für Bauarbeiten gebe. Im Bahnhof Herrenberg südlich von Stuttgart würden Weichen erneuert. Laut der Sprecherin hat das weitreichende Auswirkungen auf den Zugverkehr auf der Gäubahn. Das ruft Kritik beim Fahrgastverband Pro Bahn hervor. Stefan Buhl, Vorsitzender des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, sagt, es würden regelmäßig mehr Züge ausfallen, als notwendig wäre. Und er spricht von Chaos bei der Baustellenplanung.
Zahlreiche Einschränkungen zwischen westlichem Bodensee und Stuttgart
Konkret müssen sich Fahrgäste, die vom westlichen Bodensee in die Landeshauptstadt reisen, auf Umwege und Verzögerungen einstellen. Die Intercity-Züge zwischen Singen und Stuttgart entfallen von Freitag, 28. Oktober, um 21 Uhr bis Montag, 14. November, um 8.30 Uhr komplett.
Wer in dieser Zeit nach Stuttgart will, muss einen Ersatzbus nehmen. Diese fahren laut der Sprecherin, je nach Stadium der Bauarbeiten, auf der Strecke zwischen Singen und Gärtringen oder zwischen Singen und Herrenberg. Ab dort geht es mit der Stuttgarter S-Bahn weiter. Fahrzeit: etwa zwei Stunden und 45 Minuten, wo bislang etwa zwei Stunden reichen.

Auch die Nahverkehrszüge auf der Gäubahn sind von den Bauarbeiten betroffen. So fallen laut den Bahn-Informationen von Samstag, 29. Oktober, bis Mittwoch, 9. November, die IRE-Züge zwischen Stuttgart und Singen beziehungsweise Konstanz komplett aus. Am Sonntag, 13. November, und Montag, 14. November, fallen diese Züge zwischen Tuttlingen und Singen beziehungsweise Konstanz aus.
Sie „werden größtenteils durch Busse ersetzt“, so die Sprecherin. Die Regionalzüge zwischen Stuttgart und Rottweil fahren, werden aber für die Baustelle bei Herrenberg unterbrochen. Übrigens werden dies nicht die letzten Bauarbeiten auf der Gäubahn sein. Für den kommenden Sommer stellt die Bahnsprecherin eine fünfmonatige Sperrung zwischen Horb und Neckarhausen in Aussicht – für den zweigleisigen Ausbau dieses Abschnitts.
Auch auf der Schwarzwaldbahn fahren etliche Züge nicht
Betroffen von den Bauarbeiten zwischen Singen und Welschingen sind aber auch Züge auf der Schwarzwaldbahn, die sich an dieser Stelle die Gleise mit der Gäubahn teilt. Die Regionalzüge der Deutschen Bahn fallen während der Bauzeit zwischen Immendingen und Konstanz aus und werden durch Busse ersetzt.
Und der Verkehrsverbund Hegau Bodensee (VHB) weist darauf hin, dass es von Freitag, 28. Oktober, um 21 Uhr bis Montag, 14. November, um 5.30 Uhr Schienenersatzverkehr und einen Ersatzfahrplan für die Seehas-Züge geben werde. Bis Freitag, 18. November, bleibe die Strecke zudem nachts gesperrt.
Ersatzfahrpläne werde man rechtzeitig bekannt geben. Und auch der ohnehin spärliche Fernverkehr auf der Schwarzwaldbahn kann nicht fahren. Die einzelnen Intercity-Züge, die Konstanz mit dem Oberrhein und Norddeutschland verbinden, enden und beginnen in der Zeit vom 28. Oktober bis 14. November bereits in Karlsruhe – wegen der Gleisbauarbeiten zwischen Welschingen und Singen.
Ist das nun bereits das Korridorkonzept der Bahn, das Bauarbeiten möglichst bündeln soll, damit nicht ständig eine andere Baustelle für Ausfälle sorgt? Es würden möglichst viele Arbeiten in einem Zeitraum gebündelt, schreibt die Bahnsprecherin. Doch mit der Generalsanierung von hochbelasteten Korridoren hat die Strecke zwischen Stuttgart und Zürich nichts zu tun. Die erste Strecke, die nach dem groß angekündigten Korridorkonzept saniert wird, ist die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim.
Dass viele Arbeiten gebündelt werden, kann Stefan Buhl von Pro Bahn hingegen nicht erkennen. Immer wieder werde der Abschnitt zwischen Singen und Engen gesperrt, das sei schon seltsam: „Irgendwann fehlt dafür das Verständnis.“ Und auch die großräumigen Ausfälle kritisiert er: „Man lässt mehr Züge ausfallen, als notwendig wäre.“ So seien vor allem die Ausfälle im Fernverkehr, den die Bahn eigenwirtschaftlich betreibt, regelmäßig zu groß.
Kritik an Bahn und Ministerium
Doch auch die Tatsache, dass die Schwarzwaldbahnzüge der Deutschen Bahn auch zwischen Konstanz und Singen ausfallen, missbilligt er. In diesen Zügen würden viele Menschen mitfahren, die nur diese Teilstrecke nutzten. Abokunden würden während der Sperrung das gleiche zahlen, aber ein Drittel weniger Angebot bekommen.
Auch das Landesverkehrsministerium, das den Regionalverkehr auf der Schiene bestellt, bekommt bei Buhl sein Fett weg: Das Ministerium habe offenbar kein Problem mit diesen Ausfällen. Dabei sei es eigentlich inakzeptabel, wenn immer wieder die gleiche Strecke gesperrt werde. Buhl kommt zu dem Schluss: „Die ganze Bahn-Branche steht sich gerne selbst im Weg.“ Fahrgäste informieren sich während der Bauzeit am besten im Internet über www.bahn.de über die Verbindungen.