Jetzt gibt es eine erste Summe: Die Stadt Singen könnte für die abgebrannte Scheffelhalle von der Versicherung rund zwei Millionen Euro erhalten. „In etwa diese Summe hat die Versicherung angekündigt“, sagt Oberbürgermeister Bernd Häusler im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Er betonte aber auch, dass es noch keine endgültige Zusage über die Summe gebe. „Wir sind weiter in Gesprächen mit der Versicherung“, betont er.

Kein Stein auf dem anderen: Aktuell laufen die Auswertungen, wie hoch die Asbestbelastung der Brandruine ist.
Kein Stein auf dem anderen: Aktuell laufen die Auswertungen, wie hoch die Asbestbelastung der Brandruine ist. | Bild: Matthias Güntert

Mit der von der Versicherung angekündigten Summe von etwa zwei Millionen Euro steigen die Hoffnungen auf einen Wiederaufbau, der vor allem von vielen Singener Bürgern gefordert wird, weiter an. OB Häusler bekräftigt dies: „Wir gehen aktuell davon aus, dass ein Wiederaufbau für Singen realisierbar ist.“

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Er rechne damit, dass ein Neubau der Scheffelhalle zwischen fünf und sechs Millionen Euro kosten könnte. „Das ist lediglich eine grobe Richtung, eine Baukostenschätzung liegt noch nicht vor“, so Häusler. Er orientiere sich bei den möglichen Baukosten an der neuen Halle in Beuren. Diese habe laut Häusler etwa fünf Millionen Euro gekostet. Die Bauzeit für die neue Scheffelhalle könnte laut Häusler bei etwa zwei Jahren liegen. „Wir werden in der Lage sein, die neue Scheffelhalle zu realisieren“, sagt er.

2022 wird richtungsweisend

Für einen möglichen Wiederaufbau der im November 2020 abgebrannten Scheffelhalle könnte das kommende Jahr 2022 laut OB Bernd Häusler ein ganz entscheidendes werden. Dann nämlich müssen die Weichen in die ein oder andere Richtung gestellt sein. Singens Oberbürgermeister wird deutlicher: Wenn bis 2023 nicht mit dem Neubau der Scheffelhalle begonnen werde, drohe die Stadt die Summe des Neuwertes von der Versicherung zu verlieren. Dann nämlich greife die Restwertversicherung.

Daumen hoch für den Neubau der Scheffelhalle (von links): Peter Adrian Gäng, Vorsitzender des Scheffelhallen-Fördervereins, ...
Daumen hoch für den Neubau der Scheffelhalle (von links): Peter Adrian Gäng, Vorsitzender des Scheffelhallen-Fördervereins, Oberbürgermeister Bernd Häusler, Cai Adrian Boesken, Vorsitzender der Dietrich H. Boesken-Stiftung, Stephan Glunk, Zuntfmeister der Poppele, und Angelika Kohler von den Freunden der Scheffelhalle. | Bild: Matthias Güntert

Soll heißen: Aus den rund zwei Millionen Euro würde dann etwa nur eine Millionen Euro werden, die von der Versicherung fließen könnte. „Der Startschuss für einen Wiederaufbau muss drei Jahre nach der Brandkatastrophe beginnen, sonst bekommt die Stadt deutlich weniger von der Versicherung“, sagt Häusler. Voraussetzung sei natürlich, dass der Gemeinderat einem Neubau der ehrwürdigen Singener Halle zustimme.

Die Brandruine der Scheffelhalle. Die Reste könnten alle mit Asbest belastet sein.
Die Brandruine der Scheffelhalle. Die Reste könnten alle mit Asbest belastet sein. | Bild: Matthias Güntert

Damit das Geld von der Versicherung fließt, muss mit dem Neubau der Scheffelhalle also bis 2023 begonnen werden. „Die Bagger müssen dann noch nicht anrollen, aber die ersten Verträge müssen unterzeichnet und Gewerke vergeben sein“, sagt der Singener Rathauschef.

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Aktuell schreiten die Abbrucharbeiten der Brandruine voran. Wie Häusler mitteilte, wurden die einsturzgefährdeten Restwände abgeräumt. Nun laufe die Auswertung der Schadstoffanalyse. Dabei sollen die restlichen Bau- und Schuttteile auf ihre Asbesthaltigkeit fraktioniert werden. Ein Ergebnis solle in zwei Wochen vorliegen. Er gehe aktuell davon aus, dass mit dem Abriss der noch stehenden Teile bis in sechs Wochen begonnen werde.

Wie hoch ist die Asbest-Belastung?

Aber: Wie hoch die Belastung durch Asbest sei und wie viele Teile mit dem Schadstoff belastet sind, stehe aktuell noch nicht fest. „Wenn es ganz dumm läuft, ist alles mit Asbest belastet“, sagt Häusler. Dann werde der Abriss teurer als erwartet. „Wir wissen aktuell noch nicht, was uns der Abriss kosten wird“, so der OB. Und auch die Frage, wohin mit dem Bauschutt, ist noch nicht klar: Denn im Landkreis gebe es laut Häusler keine einzige Deponie, die Asbest annehme.

Förderverein will 200.000 Euro erbringen

  • Die Boesken-Stiftung hilft: Die Anteilnahme nach der Brandkatastrophe der Scheffelhalle sei in Singen laut Peter Adrian Gäng, Vorsitzender des Fördervereins der Scheffelhalle, weiterhin ungebrochen. 1924/25 sei die Halle gebaut worden. Im Jahr 2025 wäre sie 100 Jahre alt geworden. „Jeder hat Erlebnisse, die er mit unserer Scheffelhalle verbindet“, sagt er bei der Scheckübergabe. Gäng wolle deshalb rund 200.000 Euro für einen Wiederaufbau zusammen mit den Mitgliedern des Fördervereins sammeln. Einen großen Finanzschub erhielt der Förderverein nun von der Dietrich H. Boesken-Stiftung: 15.000 Euro hat der Förderverein von dessen Vorsitzenden Cai Adrian Boesken erhalten. „Die Scheffelhalle hat in Singen Symbolcharakter, die Stiftung wollte mit dieser Summe einen Beitrag für den Wiederaufbau leisten“, betont er gegenüber dem SÜDKURIER.
  • Keine Konkurrenz zur Stadthalle: Die alte Scheffelhalle stehe laut Cai Adrian Boesken für gut gelebtes Brauchtum und Singener Traditionen. Diese gelte es zu erhalten. „Dies sind identitätsschaffende Werte“, sagte er. Boesken mache sich für den Wiederaufbau der Scheffelhalle stark: „Es muss in Singen wieder einen Ort für Vereine geben.“ Allerdings sei die Scheffelhalle keine Konkurrenz für die Stadthalle.
  • Der 100 Geburtstag: Drei Jahre hätte es gedauert, dann wäre die Scheffelhalle 100 Jahre alt geworden. „Es gibt nicht viele Gebäude in Singen, die dieses Alter haben“, sagt Stephan Glunk, Zunftmeister der Poppele. Auch er macht sich seit Monaten für einen Wiederaufbau stark. Und zwar in Art und Güte der alten Scheffelhalle: „Wir würden uns wünschen, dass sie so aufgebaut wird, wie sie war.“ Glunk wünscht sich etwa die zwei Treppen hinauf zur Empore wieder.