Papa arbeitet und Mama ist zuhause, wenn das Kind aus der Schule kommt? Dieses traditionelle Modell ist im Jahr 2021 deutlich weniger verbreitet als noch vor Jahren und Jahrzehnten. Heute arbeiten Papa und Mama – und das Kind muss betreut sein. Deshalb hat der Spruch „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“ inzwischen neue Dimensionen angenommen. Es braucht eine ganze Stadt, wie im Ausschuss für Kultur, Schule und Sport deutlich wurde.

Bundestag und Bundesrat haben im September einem Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung für Grundschüler zugestimmt. Der gilt zwar erst ab 2026, doch bis dahin ist nicht mehr viel Zeit, wie Bürgermeisterin Ute Seifried und Sandra Kleipa als Fachbereichsleiterin für Schule und Bildung erklärten. Denn Betreuer zu finden, ist schwer. Mehrere Bausteine sollen helfen, den Rechtsanspruch künftig erfüllen zu können – mit qualifizierten, besser bezahlten Mitarbeitern und einer hauptamtlichen Organisation.

Organisation bisher im 450-Euro-Job

Das Organisieren von Kinderbetreuung soll kein 450-Euro-Job mehr sein. Da waren sich die Mitglieder des Ausschusses einig. Denn bislang übernimmt der Verein Lebensraum Schule die Organisation für die Stadt. Das soll auch so bleiben, allerdings mit einer hauptamtlichen Geschäftsführung. „Das Thema Personal und Organisation geht nicht nebenher“, sagte Ute Seifried. Ohne den Verein sei es nicht möglich, Schulkindbetreuung anzubieten, und nun müsse man diesen so aufstellen, dass er diese Aufgabe gut bewältigen könne. Das wird laut Sitzungsvorlage rund 60.000 Euro pro Jahr kosten.

Schon jetzt beschäftige der Verein über 150 Menschen. Einige davon sind Erzieherinnen, andere Hausfrauen und Mütter, erklärte Sandra Kleipa auf Nachfrage von Angelika Berner-Assfalg (CDU). Gabriele Eckert (SPD) betonte: „So eine Betreuung ist ein unglaublich wichtiger Beitrag für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“

Grundschüler sollen 8 bis 17 Uhr betreut sein

Der Rechtsanspruch sehe nach aktuellem Stand vor, dass an Grundschulen täglich von 8 bis 17 Uhr eine Betreuung sichergestellt sein müsse. Auch die Ferienbetreuung soll ausgeweitet werden, sodass Kinder in zehn von 14 Ferienwochen betreut werden. „Da müssen wir jetzt dran gehen, damit es bis 2026 funktioniert“, sagte Kleipa. Inzwischen sei der Bund weg von der Forderung nach pädagogischen Fachkräften, wie Seifried erklärte, denn diese seien ohnehin rar.

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Nun gehe es darum, Mitarbeiter nachzuqualifizieren. „Unsere Kinder werden durchaus herausfordernder“, so die Bürgermeisterin. Daher müssten die Betreuer wissen, wie sie pädagogisch mit den Kindern umgehen können und sollen. Auch das ist ein Baustein für künftige Schulkindbetreuung: Es soll ein gemeinsames pädagogisches Konzept erarbeitet werden.

230.000 Euro für höhere Löhne

Was die Stadt viel Geld kosten wird, ist eine Anpassung des Stundenlohns der Mitarbeiter. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass dadurch Kosten von 230.000 Euro pro Jahr entstehen. Und doch sei es unabdingbar: „Mit dem Lohn, den wir bisher bezahlt haben, ist es nicht mehr möglich“, erklärte Seifried. Das zeige sich auch daran, dass gute Bewerbungen fehlen. Außerdem werde der Mindestlohn voraussichtlich ohnehin bald steigen.

Zum 1. März 2022 sollen Mitarbeiter der verlässlichen Grundschule und der Mensa 12 statt bisher 9,60 Euro pro Stunde verdienen. Für die Nachmittagsbetreuung soll es 13 statt bisher 10 Euro geben und für die Teamleitung 14 Euro statt bislang 12,74 Euro. Nach der Qualifizierung könnten Nachmittagsbetreuer dann 15 Euro und Teamleiter 17 Euro pro Stunde verdienen.

Gemeinderat soll am Dienstag entscheiden

Der Ausschuss für Kultur, Schule und Sport hat den Vorhaben einstimmig zugestimmt, am Dienstag soll darüber dann der Gemeinderat entscheiden. Die nötigen Gelder sind bereits für den kommenden Haushalt angemeldet, wie Bürgermeisterin Ute Seifried auf Nachfrage von Sabine Danassis (Die Grünen) erklärte.

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