Eltern von Kita-Kindern müssen ab dem Jahr 2024 mehr Schließtage an Singener Einrichtungen in Kauf nehmen. Dies hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Die Regelung gilt zunächst nur für die städtischen Kindertageseinrichtungen. Kirchliche und freie Träger können die Zahl ihrer Schließtage aber ebenfalls entsprechend erhöhen.

Schon die bisherigen 30 Schließtage der Kitas seien für manche Eltern schwer zu organisieren, sagte Isabelle Büren-Brauch (Grüne).
Schon die bisherigen 30 Schließtage der Kitas seien für manche Eltern schwer zu organisieren, sagte Isabelle Büren-Brauch (Grüne). | Bild: SK

Hintergrund des Vorstoßes der Stadtverwaltung ist der Tarifvertrag, der seit Juli 2022 für das Kita-Personal gilt. Darin ist festgeschrieben, dass jede Erzieherin mindestens zwei zusätzliche Regenerationstage bekommt. Außerdem können Erzieherinnen eine Zulage in bis zu zwei weitere freie Tage umwandeln – es könnten also vier freie Tage pro Erzieherin hinzukommen. Um diese besser einplanen zu können, soll die Zahl der Schließtage steigen.

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Vor dem Beschluss gab es eine heftige Diskussion darüber, was man Eltern von Kita-Kindern zumuten kann. Isabelle Büren-Brauch (Grüne) argumentierte besonders vehement aus Sicht der Eltern, die ohnehin durch Corona-Pandemie und Preissteigerungen zuletzt schon stark belastet seien. Bei einem gesetzlichen Mindesturlaubsanspruch von 20 Tagen pro Jahr seien schon die bisherigen 30 Schließtage der Kitas für manche Eltern schwer zu organisieren.

„Diese zwei zusätzlichen Schließtage sind sozusagen ebenso eine nochmalige Erhöhung des Beitrages.“, Kristin Sorg, zweite ...
„Diese zwei zusätzlichen Schließtage sind sozusagen ebenso eine nochmalige Erhöhung des Beitrages.“, Kristin Sorg, zweite Sprecherin des Singener Gesamtelternbeirats Kita | Bild: Tesche, Sabine

Die Regenerationstage nehme jede Erzieherin individuell und nicht gemeinsam als Schließtage, so Büren-Brauch. Und sie finde es irritierend, dass das Thema, das schon einmal abgelehnt wurde, nun wieder auf der Tagesordnung steht. Ende des Jahres 2022 hat die Stadt bereits einen Vorstoß für mehr Schließtage gemacht, der aber im Gemeinderat gescheitert war.

Stimmungswechsel im Gemeinderat

Dieses Mal sah es also anders aus, obwohl auch Ramona Halmer (Freie Wähler) und Silke Stockebrand (SÖS) sich gegen den Verwaltungsvorschlag aussprachen. Bürgermeisterin Ute Seifried, in deren Zuständigkeit die Kinderbetreuung fällt, argumentierte mit der Planbarkeit für Eltern. Denn aus eigener Erfahrung als damals alleinerziehende Mutter wisse sie, wie schlimm der morgendliche Anruf ist, dass die Kita-Gruppe geschlossen bleibt: „Deswegen hat mein Sohn mit vier Jahren Vorlesungen in Verwaltungsrecht gehört.“

Besser Klarheit als spontane Anrufe von der Kita, dass die Gruppe geschlossen bleibt, berichtete Bürgermeisterin Ute Seifried aus ...
Besser Klarheit als spontane Anrufe von der Kita, dass die Gruppe geschlossen bleibt, berichtete Bürgermeisterin Ute Seifried aus eigener Erfahrung. | Bild: Kirsten Astor

Da es bei vielen Erzieherinnen um drei oder vier zusätzliche freie Tage gehe, habe sie das Thema nochmals vorgelegt. Denn wenn man Urlaube und Regenerationstage einplane, könnte schon ein Krankheitsfall dazu führen, dass die vorgeschriebene Mindestzahl beim Personal nicht eingehalten wird und dann müsse man die Gruppe schließen. Das sei in Singen durchaus schon vorgekommen, die Schließung ganzer Einrichtungen aus diesem Grund hingegen nicht.

Keine Erzieherinnen sind auch keine Lösung

Dieser Sichtweise schloss sich die Mehrheit der Räte an. Klaus Bach (CDU) sagte, wenn die Erzieherinnen dann der Bedingungen wegen nach Radolfzell wechseln, seien die Singener Eltern erst recht gelackmeiert. Kirsten Brößke (FDP) sagte, die jungen Mütter, mit denen sie gesprochen habe, hätten lieber Planungssicherheit als weniger Schließtage.

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Und Regina Brütsch (SPD), im Hauptberuf Geschäftsführerin des Arbeiterwohlfahrt-Kreisverbandes, der in Singen mit drei Kindertageseinrichtungen als freier Träger vertreten ist, signalisierte, dass ihre Fraktion auch die Belastung sehe, aber zugunsten der Planungssicherheit für die Zustimmung plädiere. Die Abstimmung ging am Ende mit 19 Ja-Stimmen zu elf Nein-Stimmen für zwei zusätzliche Schließtage aus.

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