Der Fachkräftemangel im Erziehungsbereich beschäftigt die Kommunen und die anderen Träger von Kitas. „Wir haben gute Wege, um Fachkräfte zu gewinnen, aber sie reichen nicht aus. Deshalb müssen wir neue Wege gehen“, erklärt Mathias Auch, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Konstanz-Ravensburg. Dieser neue Weg heißt „Direkteinstieg Kita“. Er ermöglicht es, Quereinsteigern in zwei Jahren eine Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz mit Bezahlung zu machen. Das Gehalt beträgt beim Einstieg etwa 2.600 Euro brutto.
„Das Angebot richtet sich an Menschen mit Lebens- und Berufserfahrung“, so Mathias Auch bei der Vorstellung der Ausbildung. Das können zum Beispiel Mütter sein, die schon ehrenamtlich in der Kinderbetreuung tätig sind, Menschen die ihren Beruf wechseln wollen oder auch Arbeitslose, die damit den Wiedereinstieg wagen wollen. Vorausgesetzt wird mindestens ein Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene zweijährige Berufsausbildung.
Die neue Ausbildung könne sowohl in Voll- als auch in Teilzeit absolviert werden, ohne dass sich die Ausbildungszeit verlängert, wie Projektleiter Nico Dmeiri von der Arbeitsagentur erklärt. Die Teilzeitausbildung entspreche einer 75-Prozent-Stelle. Die Deutsche Angestellten Akademie (DAA) als Bildungsträger ist für den schulischen Teil der Ausbildung zuständig, der Praxisteil findet in der Kita statt. Ab 11. September soll die erste Klasse mit bis zu 24 Schülern in die Ausbildung starten, erklärt Paula Lamprecht von der DAA.
Die Ausbildung ist in zwei Abschnitte aufgeteilt, erklärt Nico Dmeiri: Im ersten Jahr findet an drei Tagen die Woche Berufsfachschule statt, zwei Tage sind die Azubis in der Kita. Nach dem ersten Jahr der Ausbildung können die Teilnehmerinnen das Zertifikat als Schulkindbetreuerin erlangen. Im zweiten Jahr überwiegt die Praxis: Drei Tage Kita, zwei Tage Schule stehen auf dem Programm. Die Ausbildung schließt mit zwei schriftlichen und einer mündlichen Prüfung ab. Danach können sich die Azubis staatlich geprüfte sozialpädagogische Assistenten nennen.
Rund 50 Interessentinnen gibt es
Die Ausbildung entspricht der praxisintegrierten Berufsfachschule für Kinderpflege. Eine Weiterbildung zur Erzieherin ebenfalls möglich. Die Arbeitsagentur mache kräftig Werbung für das Angebot und spreche Menschen an, die in Frage kommen, berichtet Dmeiri. Sie helfe auch bei der Suche nach einem Arbeitgeber: Ein Arbeitsvertrag mit einer Kita ist Bedingung, um mit der Ausbildung starten zu können. Rund 50 Interessentinnen gebe es schon.
Das Angebot ist darauf ausgerichtet, dass die sozialpädagogischen Assistentinnen später gemeinsam mit Erzieherinnen vor allem Kleinkinder und Säuglinge betreuen. Die Arbeitsagentur schaffe für Arbeitgeber den Anreiz, die Ausbildung unter bestimmten Voraussetzungen mit bis zu 100 Prozent der Lehrgangskosten zu unterstützen oder zahlt einen Zuschuss zum Gehalt. „Das neue Angebot soll nicht nur gegen den Fachkräftemangel in den Kitas helfen, sondern hilft auch, durch eine verlässliche Kinderbetreuung neue Arbeitskräfte zu finden“, erläutert Mathias Auch den Vorteil für den Arbeitsmarkt.
Die Radolfzeller Bürgermeisterin Monika Laule findet als Vertreterin der Kommunen und damit als Arbeitgeberin für die zukünftigen sozialpädagogischen Assistenten das Konzept auch aus Sicht der Einrichtungen gut. „Es hat uns überzeugt, dass es ein Weg ist, Arbeitskräfte in die Kitas zu bringen“, erklärt Monika Laule. Singen und Radolfzell sind bei dem Modellversuch der Arbeitsagentur Konstanz-Ravensburg, mit der die neue Ausbildung etabliert werden soll, dabei.
Die Ausbildung habe laut Laule eine gute Qualität und könne die Erzieherinnen entlasten, die aufgrund des Fachkräftemangels überbelastet seien. Sie begrüßt, dass die Auszubildenden von Beginn an in der Kita dabei sind und Praxis und Theorie verbunden sind.