Die Singener Grünen haben es sich zum Ziel gemacht, die Verkehrsführung durch die Stadt sicherer zu machen und erhöhte Lärm- und Schadstoffbelastung zu vermeiden. Ein Ansatz dafür: Die zulässige Höchstgeschwindigkeit in der Stadt mancherorts von 50 auf 30 Kilometer pro Stunde zu verringern. Zumindest einen Teilerfolg konnten die Grünen in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Bauen und Umwelt verzeichnen: Wo Autofahrer schon bald das Fuß vom Gaspedal nehmen müssen.
Grünen-Antrag kommt knapp durch
Der Grünen-Antrag sieht vor, die Höchstgeschwindigkeit auf der Anton-Bruckner-Straße zwischen Uhland- und Widerholdstraße sowie auf der Erzbergerstraße zwischen Widerhold- und Ekkehardstraße auf 30 Kilometer pro Stunde zu reduzieren. „Mit der Einführung einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde kann insbesondere die Sicherheit der Fahrradfahrer erhöht werden“, so Antragstellerin Isabelle Büren-Brauch. So könnte man kostengünstig und in kurzer Zeit das Fahrradfahren sicherer machen. Laut den Grünen komme es etwa an der Kreuzung Widerhold-/Anton-Bruckner-Straße immer wieder zu Unfällen.
Laut Torsten Kalb, Leiter des Fachbereiches Jugend, Soziales und Ordnung, habe die Stadt bei mehreren Verkehrsschauen die Situation auf den beiden Teilbereichen begutachtet. „Eine Recherche des Verkehrsunfallprogramms des Polizeipräsidiums Konstanz ergab für die letzten drei Jahre auf diesen Straßenabschnitten ein eher unterdurchschnittliches Verkehrsunfallaufkommen, insbesondere auf dem geradeaus laufenden Abschnitt der Anton-Bruckner-Straße“, so Kalb. Anders sieht es im Bereich der Ekkehard-Realschule aus. Laut Kalb sei dort ein hoher Querungsbedarf, da 500 Schüler die Realschule besuchen und das Gebäude einen Ausgang zur Ekkehardstraße habe. Außerdem würden dort zwischen Freiheit- und Ekkehardstraße viele Autofahrer am Straßenrand parken. Deshalb sei eine Anordnung von Tempo 30 denkbar. „Zumal danach der in der gesamten Innenstadt geltende verkehrsberuhigte Geschäftsbereich mit Tempo 20 beginnt“, so Kalb weiter.
Von Schilderwald und Raser-Szene: Meinungen gehen auseinander
Im Gremium herrschte ob des Antrages eine gespaltene Meinung. So machte Hans-Peter Storz (SPD) deutlich, dass ihm die Zerstückelung auf den Straßen in der Nordstadt schon länger nicht gefalle: „Wir haben dort einen echten Schilderwald.“ Zudem kritisierte er, dass etwa ein Fahrradweg beim Gefängnis fehle. Klaus Niederberger (CDU) war ebenfalls skeptisch. „Ich sehe in der Erzbergerstraße keine Raser-Szene“, sagte er. Er betonte, dass es eigentlich der Plan gegeben habe: Eine Achse für Autofahrer von der Süd- in die Nordstadt, auf der 50 gefahren werden dürfe.
Auch Markus Weber (Neue Linie) verwies auf die eigens eingerichtete Fahrradstraße, auf der sich Radler sicher von der Nord- in die Südstadt bewegen könnten. Eberhard Röhm (Grüne) sah dies anders: „Eine Radfahrstraße bedeutet aber nicht, dass Radfahrer nur diese nutzen können, wenn sie sich sicher im Straßenverkehr bewegen wollen.“ Weber entgegnete, dass ein kleiner Umweg in Kauf genommen werden müsse. „Wir können nicht jede Straße zur Fahrradstraße machen“, betonte er weiter.