Was macht eine Zeugmeisterin? Dass die Aufgaben sehr vielfältig sind und man unbedingt nicht sieht, was sie alles zu tun hat, das verrät die neue Zeugmeisterin der Poppele-Zunft, Sandra Georg. Eigentlich hätte sie am 11.11. bei der Eröffnung der Fasnacht offiziell in den Rat aufgenommen werden sollen. Doch sie arbeitet sowieso schon seit rund zwei Jahren in der Zeugmeisterei mit, und ihr Vorgänger Holger Altevogt hat sie gut eingearbeitet.

Viel Arbeit und ein Helferlein

„Ich bin dafür zuständig, dass vom Zeug immer genug da ist“, fasst es Sandra Georg kurz zusammen. Dahinter steckt aber jede Menge Arbeit und Organisationstalent ist äußerst hilfreich, um alles im Blick zu behalten. Sie zeigt ihr kleines Helferlein, ein mit Filz eingeschlagenes Ringbuch, in dem alle Termine und Aufgaben akribisch notiert sind. Sehr von Vorteil für die Einarbeitung sei auch das Blättern in dem Buch „Hoorig Bär und Blätzlihansel“, das schon 1985 zum 125. Geburtstag der Zunft erschienen ist, gewesen. Darin erfährt der Leser alle Details über die Geschichte der Zunft.

Die Poppele-Kinderfibel wird wohl bald neu aufgelegt, denn es gibt nur noch zwei Exemplare. Sandra Georg gibt einen kurzen Einblick in ...
Die Poppele-Kinderfibel wird wohl bald neu aufgelegt, denn es gibt nur noch zwei Exemplare. Sandra Georg gibt einen kurzen Einblick in das Büchlein, was von Kindergärten und Grundschulen gern verwendet wird. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Sandra Georg ist seit dem 11.11.2007 in der Zunft

„Ich kam über meine Kinder rein, sie wollten damals im Kindergartenalter mitmachen“. Ihre Tochter, inzwischen 19 Jahre alt, ist heute noch bei den Schellenhansele aktiv dabei. Das Häs dafür hat Sandra Georg genäht, ebenso das Rebwieb der Tochter. Vor rund zwei Jahren hatte Holger Altevogt sie angesprochen, ob sie Lust hätte, seine Nachfolgerin zu werden. „Wir haben dann in der Zeugmeisterei im Dachgeschoss der Zunftschüür gründlich aufgeräumt, entsorgt und auch einen neuen Boden reinlegen lassen“, sagt Georg. Die Fasnacht 2020 hatte sie noch gemeinsam mit Holger Altevogt gemacht. Die nun ausfallende Narretei wäre die erste unter eigener Regie gewesen.

Präsentation historischer Häser

In einem der Schränke hängen auch ganz alte, historische Häser. Mit Ali Knoblauch, ihrem Vorvorgänger, der von 1992 bis 2014 Zeugmeister war, habe sie drüber gesprochen, ob die Zunft diese alten Häser nicht einmal bei einem Umzug oder vielleicht beim närrischen Jahrmarkt präsentieren könnte. Das sei auf jeden Fall ein Projekt für die Zukunft, sagt sie. Unter den Raritäten sind Originale der Schellenhansele oder eine Kutte mit der aufgestickten Jahreszahl 1862, die keine Verwendung fand, weil sich herausstellte, dass die Zunft bereits 1860 gegründet worden war.

Ausnahmsweise öffnet Sandra Georg die kleine Schachtel, in der ein Schädelteil des Poppele liegt. Sonst hat diese nur am 11.11. ihren ...
Ausnahmsweise öffnet Sandra Georg die kleine Schachtel, in der ein Schädelteil des Poppele liegt. Sonst hat diese nur am 11.11. ihren traditionellen Auftritt, wenn der Poppele aus seiner Gruft steigt. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Großer Schatz in der Eisenkiste

In der Zunftschüür und im Nachbargebäude gibt es neben dem großen Raum der Zeugmeisterei weitere Räume mit Utensilien für die Fasnacht. Ein großer Schatz ist in einer schweren Eisenkiste verborgen. Sandra Georg zeigt das Stück vom Schädel des Poppele, das jedes Jahr am 11.11. gebraucht wird, wenn er aus seiner Gruft steigt. Sandra Georg ist auch zuständig für die Pflege der Pferdekutsche und des Zaumzeugs in der Garage neben der Zunftschüür. „Wer weiß, ob wir an Umzügen zukünftig noch mit Pferd dabei sein können“, sagt sie. Das neue Pflaster in der Hegaustraße sei für die Tiere einfach zu rutschig.

Nähen stärkt die Gemeinschaft

Die Zeugmeisterin muss den Überblick behalten, ob ausreichend Orden vorhanden sind und wann neuer Stoff bestellt werden muss. „Wir müssen immer sehr große Mengen abnehmen“, sagt sie. Gerade seien ein knappes Dutzend Stoffballen für neue Rebwieberhäser gekommen. Rund vier Meter Stoff sei für ein Rebwiebhäs notwendig. „Wir könnten sehr gut eine Schneiderin gebrauchen, die unsere einzige Schneiderin unterstützen könnte“, sagt Georg. Über den Sommer finden im Zunftschüür-Saal regelmäßig Nähtermine statt. „Bei diesen Terminen wächst die Gemeinschaft sehr gut zusammen“, sagt die Zeugmeisterin. Jugendliche helfen da auch schon mal mit, denn schließlich müssen die vielen Glöcklein ans Schellenhansele-Häs genäht werden.

Was ist das für ein Stoff?

Beim Gespräch in der Zeugmeisterei fällt der Blick auch auf einen gefalteten blau-grünen Stoff am Boden: Dieser diente in der Scheffelhalle zum Abhängen seitlich der Empore und hätte mal erneuert werden müssen, sagt Sandra Georg. Das hat sich mit dem Brand der Halle erübrigt. Die Zeugmeisterei hat am 3. Dezember und 7. Januar ab 19 Uhr geöffnet. Wenn Eltern mit ihren Kindern zu diesen Terminen kommen, um ein neues Häs für den Narrensamen auszusuchen und die Augen der Kinder dann strahlen, das sei das für Sandra Georg immer ein tolles Gefühl.