Die heutige Jugend ist nicht mehr belastbar, nur im Internet zum Zocken unterwegs und setzt sich nicht für ihre Mitmenschen ein? Weit gefehlt! Das zeigt die bundesweite 72-Stunden-Aktion, ein Sozialprojekt des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und seinen Verbänden. Die Aktion gehört zu den größten Sozialaktionen in Deutschland, laut Angaben des BDKJ nehmen daran mehr als 100.000 Kinder und Jugendliche teil.
Auch im Hegau packen 13 Projektgruppen 72 Stunden lang tatkräftig mit an. „Damit verzeichnet der Hegau deutlich mehr Anmeldungen als noch bei der letzten Aktion im Mai 2019, damals waren es nur acht Projektgruppen“, sagt Projektreferentin Sarah Perk.
Welches Projekt es wird, ist teils noch unklar
72 Stunden, also genau drei ganze Tage, haben die Teilnehmer der 72-Stunden-Aktion vom 18 bis 21. April Zeit, um ihr Projekt zu realisieren. „Bei der Aktion engagieren sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene 72 Stunden lang eigenverantwortlich und selbstorganisiert in einem sozialen Projekt“, schildert Sarah Perk. Mogeln geht nicht, denn Perk stellt klar: „Die Projekte müssen dem Gemeinwohl dienen. Also den eigenen Gruppenraum auf Vordermann bringen, ist nicht erlaubt.“ Der Grundgedanke der Solidarität im Einsatz für andere stehe während diesen Tagen im Fokus. Alleine im Hegau werden ihrer Einschätzung nach mehr als 500 Kinder und Jugendliche mitwirken.
Am 18. April um 17.07 Uhr fällt der Startschuss. Die Teilnehmergruppen erhalten dann laut Sarah Perk einen Umschlag mit ihren ganz persönlichen Aufgaben. Dann heißt es planen, improvisieren, Hilfe besorgen, anpacken – und ganz wichtig: Keine Zeit verlieren.
Woran genau die Teilnehmer arbeiten werden, ist in vielen Fällen noch geheim. Dekan Matthias Zimmermann verrät etwa, dass noch nicht alle Projekte ihre Umsetzer haben. „Gruppen konnten sich selber Vorhaben ausdenken. Oder sie bekommen sie kurz vor Beginn als Überraschung zugeteilt“, sagt Zimmermann. Laut seiner Einschätzung bringe die 72-Stunden-Aktion ans Licht, was in der kirchlichen Jugendarbeit geleistet werde. „Die Hegauer Jugendlichen sind einfach vielfältig aktiv und zeigen Eigenverantwortlichkeit und Engagement über das normale Maß hinaus“, so Zimmermann weiter.
Projekte für diese besondere Aktion können ganz unterschiedlich aussehen – ein Begegnungstag im Seniorenzentrum, die Gestaltung eines Spiel- oder Grillplatzes, eine Sammelaktion für einen guten Zweck oder der Einsatz für Bienen und Insekten. Im Hegau werden die Pfadfinder in Hilzingen etwa Vogelhäuser bauen und ein Vogelhäuschenpfad gestalten, die Pfarrjugend Gottmadingen wird in 72 Stunden ein Theaterstück einstudieren, die Ministranten in Engen wollen sich um bessere Spielmöglichkeiten auf dem Schulhof der Grundschule kümmern und die Ministranten Mittlerer Hegau wollen den Pfarrgarten neu gestalten, damit dort zukünftig Freiluft-Gottesdienste stattfinden können.
Das sagen die Schirmherren zur Aktion
„Die Teilnehmer erstellen hier etwas für die Gemeinschaft und dadurch bekommt der Glaube Hand und Fuß“, sagt Hans-Peter Storz, SPD-Landtagsabgeordneter und einer der Schirmherren. Für ihn war es eine Art Rückkehr zu den Wurzeln. Denn er habe schon selbst schon bei der 72-Stunden-Aktion mitgewirkt. In Erinnerung sei ihm ein Einsatz einer Gruppe im Hegau geblieben. Bei Dauerregen habe die Gruppe Wind und Wetter drei Tage lang getrotzt, sei dabei aber sprichwörtlich im Schlamm versunken.
Auch Schirmherrin Dorothea Wehinger (Landtagsabgeordnete der Grünen), die selbst vor Jahren das katholische Jugendbüro geleitet hat, betont: „Die Projekte sind nichts Kurzfristiges. Die Teilnehmer schaffen hier größtenteils etwas, das für einen langen Zeitraum genutzt werden kann.“