Die Hohentwielstadt wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. Zumindest wenn man ab dem Tag rechnet, als Singen die Stadtrechte erhielt, und zwar genau am 2. September 1899. Mit einem Kulturschwerpunkt wollen alle Kulturschaffenden dieses Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen feiern, wie jetzt bei einem Termin erläutert wurde. Drei Höhepunkte sind ein eigens inszeniertes Theaterstück über die Geschichte der Stadtplanung, eine Doppelausstellung im Kunstmuseum sowie eine Theateraufführung auf dem Hohentwiel.

„Als Singen die Stadtrechte erhielt, hatte der Marktflecken am Flüsschen Aach, unter der ruinierten Festung Hohentwiel gelegen, erst 891 Seelen“, sagte Oberbürgermeister Bernd Häusler. Schon vor der Stadterhebung zeichnete sich wegen des Baus der Eisenbahn und der Ansiedlung von Industriebetrieben wie der Maggi und der Georg Fischer AG ab, dass die Stadt wachsen würde. Auch kulturell waren damals schon Vereine wie die Poppele-Zunft oder die Feuerwehr aktiv. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Stadt und hat heute knapp 50.000 Einwohner.

Sie freuen sich, zum 125-jährigen Jubiläum der Stadterhebung von Singen ein buntes Kulturprogramm mitzugestalten. Der Kulturschwerpunkt ...
Sie freuen sich, zum 125-jährigen Jubiläum der Stadterhebung von Singen ein buntes Kulturprogramm mitzugestalten. Der Kulturschwerpunkt steht unter dem Motto „125 x Singen. Geschichte. Identität. Vielfalt“. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Lebendige Stadt mit urbanem Charakter

„125 Mal Singen. Geschichte. Identität. Vielfalt“ lautet das Thema des Jubiläumsjahrs und des Kulturschwerpunkts, erläuterte die Fachbereichsleiterin Kultur und Tourismus, Catharina Scheufele. „Singen zeugt von Lebendigkeit und Lebenskraft und ist heute eine attraktive Stadt der Moderne mit urbanem Charakter inmitten der reizvollen Landschaft Hegau“, sagt sie. Mit dem Kulturprogramm wolle man aber nicht nur Rückschau halten, sondern auch hinterfragen, warum Singen so ist, wie es ist.

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Am Sonntag, 28. April, findet um 15 Uhr im Theater „Die Färbe“ die Buchtaufe der neuen Anthologie „Hegau Literarisch“, herausgegeben von Siegmund Kopitzki und Waltraut Liebl, statt. Beide sind in Singen aufgewachsen und haben für die Anthologie 41 Orte, Landschaften oder Berge ausgesucht. In dem Buch kommen 120 Autorinnen und Autoren zu Wort, darunter auch Mundartgedichte des Arbeiterdichters Otto Ziese oder des Baupfarrers Karl Christian Sachs.

Für den historischen Teil der großen Doppelausstellung, die am 3. Mai im Kunstmuseum eröffnet wird, haben sich vor allem der Historiker Simon Götz und das Stadtarchiv mit der Leiterin Britta Panzer eingebracht. „Wir haben im Vorfeld Umfragen und Workshops gemacht. So haben sich am Ende über 500 Bürgern sowie je gut zehn Vereine und Unternehmen beteiligt“, sagte Götz. Die Besucher können diese historische Ausstellung, die bis zum 15. September dauert, in fünf Themenbereichen erkunden und multimedial erleben.

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Parallel sind im zweiten Teil rund 170 Fotografien des Künstlers Marcus Schwier zu sehen. Der Architekturfotograf aus Düsseldorf hat über Jahre prägende Orte in Singen aufgenommen und so ein zeitgeschichtliches Porträt geschaffen, das die historische Ausstellung ergänzt, so Museumsleiter Christoph Bauer.

Politischer Gefangener steht im Mittelpunkt

In der Woche des Hohentwielfestes können Besucher am 24. Juli auf der unteren Festung ein ganz besonders Theaterstück sehen: Die Färbe zeigt dort nach der Premiere im Stratozero im vergangenen Jahr noch einmal das Stück „Mosers Schweigen“ von Johannes Stürner und Gerd Zahner unter der Regie von Klaus Hemmerle. Johann Jakob Moser, der Vater des Deutschen Staatsrechts, war seinerzeit etwa fünf Jahre als politischer Gefangener auf dem Hohentwiel inhaftiert.

Am 21. April werden acht Vorleser bei einer literarischen Matinee das Jüdische Leben im Hegau darstellen, sagte die Leiterin des Theaters, Cornelia Hentschel.

Städtische Mitarbeiter führen Theaterstück auf

Ein weiteres Theaterstück ist für Ende November in der Basilika geplant. Susanne Breyer, freischaffende Kulturpädagogin und Regisseurin, hat das Stück „125 Jahre Stadtplanung Singen – Zwischen Vision und Wirklichkeit“ dank Informationen des Stadtplaners Tilo Brügel inszeniert. „Bei dem Stück schlüpfen Mitarbeiter der Stadtverwaltung in die Rollen. Sie werden sehen, dass Rom und Singen mehr gemeinsam haben, als man denkt“, kündigte sie an.

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Außerdem gibt es noch viele weitere Programmpunkte, Simon Götz hält etwa beim Festabend am 28. September in der Stadthalle den Festvortrag. Verschiedene Vereine und das Blasorchester werden das Programm mitgestalten. Der Vorverkauf startet am 2. September. Am 20. Juni findet im archäologischen Hegau-Museum eine Podiumsdiskussion zum Thema „Städtebauliche Identität einer jungen Stadt“ statt. Der Verein Insi (Integration in Singen) veranstaltet am 11. Juli im Kunstmuseum einen Gesprächsabend unter dem Titel „Wir in Singen – unsere Stadt“. „Wir wollen damit das migrantische Engagement sichtbar machen“, sagte Linda Kelmendi, Projektmanagerin Integration.

Höhepunkte

Die Bilder der Singener Maler in der Stadtgartengalerie erfreuen seit einigen Jahren über den Sommer die Besucher und Spaziergänger.
Die Bilder der Singener Maler in der Stadtgartengalerie erfreuen seit einigen Jahren über den Sommer die Besucher und Spaziergänger. | Bild: Gehrmann-Roehm, Susanne (SK-Archiv)

Der erste Programmpunkt startete schon im März, denn die Lichtbildnergruppe hatte zu einem Fotowettbewerb für Jugendliche bis 18 Jahren unter dem Motto „Zeig mir Deine Stadt“ aufgerufen. Die schönsten Fotos werden prämiert sowie bei der Museumsnacht und beim Festabend gezeigt. Die Fotos können bis Ende Juni eingesandt werden. Informationen unter www.fotoclub-singen.de.

Im Zuge des Kulturschwerpunkts wurden auch einige Stadtführungen neu geschaffen. So gibt es nun neben der Führung mit Herzogin Hadwig auch Führungen mit dem Kaufmann Gäng oder spezielle Radführungen, die entlang der Fluchtroute der kriegsgefangenen Offiziere aus Schloss Colditz in Sachsen führt. Führungen durch das Maggi-Museum und die Theresienkapelle komplettieren das Programm.