14 Jahren ist es her, dass das Stadtarchiv erstmals einen Kalender mit Bildern aus seinem Fundus herausgab. Seitdem entwickelte sich der Kalender zu einem wahren Geheimtipp. Daher heißt es, schnell zu sein, wenn der Kalender in der Vorweihnachtszeit erscheint. Denn die Nachfrage ist groß und die Auflage stark limitiert. „Innerhalb von zwei Wochen sind meist alle Exemplare vergriffen“, weiß Britta Panzer, die das Singener Stadtarchiv seit 2015 leitet.
Die Geschichte des Kalenders
Vor sieben Jahren sei laut Britta Panzer erstmals die Idee aufgekommen, den Kalender unter ein bestimmtes Motto zu stellen. „Singen in Bewegung“ war damals das erste Thema. Für 2024 sei es nun nahegelegen, den Kalender dem 125-jährigen Jubiläum der Stadterhebung Singens zu widmen.

Denn auch wenn die Siedlung „Sisinga“ 787 erstmals urkundlich erwähnt wurde, erhielt Singen erst 1899 vom badischen Großherzog Friedrich I. die Stadtrechte. Unter dem Motto „125x Singen. Geschichte. Identität. Vielfalt“ zeigt der diesjährige Kalender nun Themen, die die Singener mit ihrer Stadt verbinden.
Welche das sind, wissen die Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs dank einer Umfrage, die sie vor einem Jahr umsetzen. Dabei stehe für die Einwohner der Stadt unter dem Hohentwiel ihr Hausberg an erster Stelle, berichtet die Leiterin des Stadtarchivs. Direkt gefolgt vom Stadtgarten-Areal und der Aach. Auch der Stadt-Turnverein gehört für viele Singener zu ihrer Stadt. Ebenso wie der typische Maggi-Geruch, der zuweilen über der Stadt liegt. All diese Motive finden sich neben weiteren im Kalender wieder.
Gleichzeitig lässt sich dank der Aufnahmen die Entwicklung der Stadt mitverfolgen. Die Gegenüberstellung der Motive von damals und heute durch den SÜDKURIER erlaubt einen direkten Vergleich und zeigt, wie stark sich die Stadt entwickelt hat.

Basisdemokratisch würde über das jeweilige Motto des Kalenders und die Bildauswahl durch die Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs abgestimmt, erklärt Britta Panzer. Anschließend würden nach Hintergrundinformationen für die Bildunterschriften im Bestand des Archivs gesucht.
Viele Bilder von der Familie Ott-Albrecht
Neben dem Bildmaterial des Archivs stehen auch der umfangreiche Firmennachlass der alteingesessenen Fotografenfamilie Ott-Albrecht sowie der Nachlass des Verlags Alfred Weber zur Verfügung. „Unsere besten Bilder aus der Zeit um 1900 haben wir Familie Ott-Albrecht zu verdanken wie das Bild einer Turnergruppe des Stadt-Turnvereins um die Jahrhundertwende, das auch im Kalender zu sehen ist“, führt Panzer aus. „Die Qualität der Bilder aus diesem Nachlass ist wirklich erstaunlich.“
Beim Blick auf die Entwicklung der Stadt seit der Stadterhebung fasziniere Panzer vor allem das Tempo, in dem sich Singen zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts innerhalb eines Zeitraums von zehn bis 20 Jahren vom Dorf mit ausgeprägten dörflichen Strukturen zur Stadt entwickelt habe. Dies umfasse sowohl die Infrastruktur, die Industrialisierung als auch den Bildungsbereich.

Die drei großen Industrieunternehmen, die alle innerhalb weniger Jahre in Singen entstanden, hätten zahlreiche Arbeitnehmer angezogen. Die Lage in der Nähe zur Schweiz habe die Entwicklung weiter begünstigt.