Es sind zwei Feste, die aus dem Singener Veranstaltungskalender einfach nicht wegzudenken sind: Das Hohentwielfestival mit seinen Konzerten und das Burgfest locken in jedem Jahr Tausende Besucher auf den Singener Hausberg. Oder anders formuliert: Die beiden Feste gehören zur Stadt Singen dazu, wie Ketchup zu einer Portion Pommes.
Ein Umstand, der auch den Singener Gemeinderäten bewusst ist. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates hat das Gremium deshalb beschlossen, das Hohentwielfest ab 2024 im bisherigen Rahmen zusammen mit dem Burgfest und den bis zu vier Konzerten fortzuführen. Soll heißen: Die Konzerte werden für weitere drei Jahre in Kooperation mit dem Konzertveranstalter Kokon Entertainment Konstanz organisiert.

Doch wer nun meint, dass sich der Gemeinderat einstimmig für die Fortführung der beiden stadtprägenden Feste ausgesprochen hat, der irrt. Die Abstimmung erfolgte zwar durch eine große Mehrheit und alle Stadträte betonten, wie wichtig die beiden Feste für die Singener und Hegauer seien. Jedoch enthielten sich auch sieben Stadträte und brachten zum Teil deutliche Kritik an den beiden Festen auf.
Die Feste auf dem Hohentwiel 2023
Die Sache mit den Kosten
Laut Oberbürgermeister Bernd Häusler seien die topografischen Begebenheiten auf dem Hohentwiel für das Burgfest wegen der ständig gestiegenen Sicherheitsanforderungen und einer sehr anspruchsvollen Infrastruktur immer aufwendiger geworden. So seien laut dem Singener Rathauschef für die Bereitstellung der immensen Grundkosten für das Burgfest zuletzt rund 370.000 Euro angefallen. Die Kostenanteile für die Konzerte würden rund 100.000 Euro betragen.
Ist das Burgfest zu teuer?
Ein Punkt, den Eberhard Röhm (Grüne) gezielt ansprach: „Viele Bürger wissen nicht, was uns das Burgfest kostet.“ Ständig steigende Pflichtaufgaben, die Entwicklung auf dem Baumarkt mit ständig steigenden Baukosten und dringend benötigte Großprojekte in der Warteschleife veranlassten ihn deshalb zu fragen: „Wir müssen uns schon überlegen, ob uns das Burgfest das wert ist“, so Röhm.

Auch Hubertus Both (Freie Wähler) sah dies so. Auch ihm sei das Burgfest zu teuer. Die Stadt müsse angesichts hoher Kosten in der Kinderbetreuung – im Übrigen eine Pflichtaufgabe der Stadt – und etwa der großen dreiteiligen Sporthalle in der Warteschleife Sparkurse fahren. „Ich kann langsam nicht mehr bei allen freiwilligen Leistungen der Stadt Singen mitgehen“, betonte Both.
Kirsten Brößke widersprach hierbei vehement: „Mit dem Burgfest identifizieren sich die Singener wie mit keinem anderen Fest. Wir brauchen das Burgfest für die Singener und die Hegauer“, sagte sie. Sie wolle nicht an diesem identifikationsschaffenden Fest sparen, sondern hätte es sich eher gewünscht bei Projekten für einen kleinen Personenkreis – etwa der neuen Teestube – zu sparen.
Ganz rauf auf den Berg? Das wollen nicht alle
Schon länger steht fest, dass das Burgfest wieder auf der gesamten Festung – also auch im oberen Bereich – angeboten werden soll. „Dies wollen wir in diesem Jahr wieder möglich machen“, versprach OB Häusler. Dies war 2022 aus logistischen Problemen bei den Brücken nicht möglich. Häusler hoffe nun, dass das Land Baden-Württemberg die Sanierung der entsprechenden Brücken schnellstmöglich in Angriff nehme.

Dass das Burgfest wieder die gesamte Festung bespielen soll, kam im Gremium bei den meisten gut an – allerdings regten sich auch Zweifel. Für Eberhard Röhm verursachen die Feste auf dem Hohentwiel eine erhebliche Störung von Flora und Fauna. „Wir müssen für eine Entlastung auf dem Hohentwiel sorgen“, sagte er. Röhm könne sich deshalb eine Verlegung der großen Konzert runter vom Hohentwiel vorstellen.

Laut Sitzungsunterlagen sei dieser Vorschlag im Arbeitskreis ebenfalls behandelt, allerdings auch wieder verworfen worden. Die Begründung: Da der Kostenanteil der Konzerte beim Hohentwielfestival im Verhältnis zu den grundsätzlich anfallenden Infrastrukturkosten relativ gering sei, erscheine aus Sicht des Arbeitskreises eine Verlegung der Konzerte etwa auf den Rathausplatz als weniger interessant. Hubertus Both, der über 20 Jahre lang die Domäne bewirtschaftet hat, habe den logistischen Krach, den die Feste verursachen, hautnah miterlebt. Auch er wünsche sich eine Entlastung für den Hontes.

Für Regina Brütsch (SPD) dürfe man beim Hohentwielfestival und dem Burgfest den Naturschutz auf dem Singener Hausberg natürlich nicht außer Acht lassen. „Aber das Hohentwiel-Festival und die Konzerte sind mit dem Hohentwiel fest verbunden“, sagte sie. Sie befürworte zudem wieder eine komplette Bespielung der Festung, denn dadurch sei man nicht mehr an begrenzte Besucherzahlen gebunden.
Auch für Markus Weber (Neue Linie) sind die Konzerte und das Burgfest einmalige Feste auf dem Hontes. „Die Kulisse ist einmalig. Wir wollen nicht, dass unser Hohentwiel unten abgesperrt wird, er gehört zu Singen dazu“, so Weber. Für Birgit Klos (SÖS) ist das Burgfest mit seinen vielen Vereinen auch ein Integrationspunkt in Singen: „Es ist ein Fest für Familien.“