Tritte, Schläge, Spuckattacken und massive Beleidigungen gegenüber Polizeibeamten kommen einen 29-jährigen Mann nun schwer zu stehen. Wegen gleich neun beinahe identischen Fällen musste er sich kürzlich vor dem Singener Amtsgericht verantworten. Dabei war er unter erheblichen Alkoholeinfluss in Auseinandersetzungen geraten. Sobald die Polizei eintraf, um den Konflikt zu lösen, richtete sich die Wut des Mannes direkt gegen die Beamten oder die Rettungskräfte.

So war die Polizei beispielsweise im Sommer 2022 an eine Singener Bushaltestelle gerufen worden. Wie die Staatsanwaltschaft erklärte, hatte sich der Angeklagte damals geweigert, einen Linienbus zu verlassen, nachdem er sich vehement gegen das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung gewehrt hatte. Wie ein Polizeibeamter im Zeugenstand aussagte, habe sich der Mann zunächst den Anweisungen widersetzt, dann aber dazu entschlossen, aus dem Bus zu eilen und gegen die Scheibe zu schlagen.

Daraufhin seien drei Polizisten nötig gewesen, um den alkoholisierten Angeklagten, der sie massivst beleidigte, dingfest zu machen, berichtete der Beamte, der als Zeuge auftrat. Doch damit nicht genug. Nachdem der damals 27-Jährige auf dem Revier keinen guten Gesundheitszustand aufgewiesen hatte, habe man einen Rettungswagen gerufen, sagte ein weiterer beteiligter Polizist aus. Auf dem Weg ins Krankenhaus habe der Angeklagte dann die begleitenden Beamten bespuckt und auf sie eingetreten. Dabei verletzte sich ein Polizist leicht.

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Blechschaden und ein Kopfstoß

In einem weiteren Fall wurden ein Privatmann und ein Rettungssanitäter Opfer eines Exzesses, wie die Staatsanwaltschaft erklärte. Der spätere Geschädigte habe dem Angeklagten helfen wollen, nachdem dieser alkoholisiert gestürzt war. Als der Geschädigte, mit seinem Auto, in Richtung des Angeklagten gefahren sei, um nach dem Rechten zu sehen, sei dieser plötzlich aufgestanden, habe den Mann beleidigt und ihm durch das Beifahrerfenster ins Gesicht gespuckt, schilderte der Geschädigte selbst vor Gericht. Anschließend habe der Angeklagte versucht, die Weiterfahrt des Mannes mit einer Mülltonne zu verhindern, was einen Blechschaden zur Folge hatte, so die Staatsanwaltschaft.

Wenige Minuten später habe der Angeklagte dann per Notruf einen Krankenwagen alarmiert, denn er sei von „einem Auto geschlagen worden“, so die Staatsanwaltschaft. Obwohl die eingetroffenen Rettungskräfte vor Ort keine ernsthaften Verletzungen erkannt hätten, sollte der Angeklagte im Singener Krankenhaus weiter untersucht werden, erinnerte sich ein Rettungssanitäter.

Im Krankenhaus angekommen, habe ein Sanitäter den Gurt des eingeschlafenen Angeklagten gelöst. Dieser sei jedoch plötzlich hellwach gewesen und habe dem Sanitäter einen heftigen Kopfstoß verpasst, erklärte der Geschädigte selbst, der nach dem Vorfall ein Hämatom im Gesichts- und Nackenbereich davontrug.

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Die Staatsanwaltschaft rechnet ab

Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft war aber noch länger. So endeten weitere Fälle von Flaschenwürfen, Kopfstößen, Tritten und Beleidigungen, meist in Folge von massiven Widerständen gegen Polizeibeamte, auf dem Singener Polizeirevier.

Der vorbestrafte 29-Jährige muss sich nun für insgesamt neun Taten innerhalb von eineinhalb Jahren verantworten. Obwohl der Angeklagte, der zuvor bereits eine Bewährungsstrafe verbüßt hatte, die Richterin Daniela Krack in seinen letzten Worten um eine weitere Chance für eine Bewährungsstrafe bat, wurde er wegen tätlichen Angriffs und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte sowie versuchter Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. Zusätzlich muss er sich aufgrund seiner Alkoholsucht in eine Entziehungsanstalt begeben.