Leicht hat sich der Gemeinderat die Entscheidung nicht gemacht. Seit knapp drei Jahren diskutieren die Stadträte über die Sanierung des Kreuzensteinplatzes im östlichen Bereich der Innenstadt. In der jüngsten Sitzung rang sich das 32köpfige Gremium bei sieben Gegenstimmen nun zu einem Beschluss durch: Die südlich der viel befahrenen Ekkehardstraße gelegene und unscheinbare Rasenfläche soll für 737.000 Euro in einen attraktiven Treffpunkt umgewandelt werden.
Aufwertung des Quartiers
Aus planerischer Sicht handelt es sich dabei um einen Baustein zur Steigerung der Aufenthaltsqualität im gesamten Quartier. Dies ist nach Darstellung der Stadtverwaltung mit neuen Wohnungen, die Neugestaltung des Herz-Jesu- oder des Storchenbrunnenplatzes bereits gelungen. Mit dem Kreuzensteinplatz soll ein weiteres Mosaik zum Wohlgefühl der Bewohner in der Innenstadt geschaffen werden. Dabei haben die Stadtplaner vor allem Familien im Blickfeld: Während beispielsweise der Herz-Jesu-Platz vornehmlich für Feste oder Märkte genutzt wird, stellt beim Kreuzensteinplatz nach der Neugestaltung ein Spielplatz das prägende Element dar.

Die Idee, den Bewohnern des Viertels zugleich eine grüne Oase als öffentlichen Treffpunkt zur Verfügung zu stellen, war unter den Stadträten ebenso unstrittig wie der Sanierungsbedarf des Platzes mit einem Dauerschandfleck wie etwa überfüllten Leergut-Containern. Auseinander gingen die Vorstellungen jedoch bei der Einschätzung, ob die hoch gesteckten Erwartungen mit der Sanierung erfüllt werden können und ob die Kosten von 737 000 Euro das Experiment wert ist.
„Der Platz ist keine Perle und ich bezweifle, dass er das jemals werden wird“, sagte beispielsweise Eberhard Röhm, der auf die Lage des von drei Straßen umsäumten Kreuzensteinplatzes hinwies. Der Fraktionssprecher der Grünen regte an, die Gestaltung des Platz mit einem geringeren Finanzaufwand zu optimieren, selbst wenn dadurch der bereits zugesagte Bundeszuschuss in Höhe von 70 Prozent verloren gehen sollte.
Für Walafried Schrott dagegen stellt es immer einen Spagat da, wenn in einem vom Verkehr stark frequentierten Bereich auf einer vergleichsweise geringen Fläche ein öffentlicher Treffpunkt samt Spielplatz etabliert werden soll. Die Qualität der Anlage, zu der nach einer früheren Forderung von ihm in der neuesten Planung auch ein Sandspielbereich zählt, veranlasse ihn jedoch zu der Zuversicht, dass das Konzept aufgehe. „Mit 100.000 Euro funktioniert das eher nicht“, so seine Überzeugung.
Einige der Skeptiker wie Birgit Kloos ließen sich durch die modifizierte Planung überzeugen, die SÖS-Stadträtin will in der Folge auch das Mobilitätskonzept am Ziel einer höheren innerstädtischen Aufenthaltsqualität orientieren. Kirsten Brößke (FDP) schließlich handelt es sich bei der Neugestaltung des Platzes wegen der langen Planungsphase und des bereits zugesagten Zuschusses nachgerade um eine politische Pflicht.
Sozialer Zusammenhang bedeutet auch Verantwortung für Anlieger
Die Finanzierung: Seit 2017 fördert das Bundesbauministerium den Ausbau beziehungsweise Neubau der sozialen Infrastruktur mit dem Ziel einer Förderung des sozialen Zusammenhalts mit einem Gesamtbetrag von 200 Millionen Euro im Jahr. Der Entwurf für die Neugestaltung des Kreuzensteinplatzes wurde akzeptiert, ein Zuschuss in Höhe von 70 Prozent der Kosten (etwa 464.000 Euro) bewilligt. Für die Stadt Singen schlägt die Sanierung damit mit rund 273.000 Euro zu Buche.
Die Platzgestaltung: Der Spielplatz-Entwurf mit einer Bogenschaukel und einem Trampolin wurde auf Anregung des Gemeinderats um eine Sandspiel-Anlage erweitert. Der Spielbereich soll durch Sitzgelegenheiten einsehbar sein, der Anteil des Grünbereichs durch Bäume, Sträucher und Beete quantitativ und qualitativ aufgewertet werden. Aus Ermangelung alternativer Standorte für die Glascontainer sollen die Behälter unterirdisch platziert werden, so dass sie die Platzgestaltung weniger beeinträchtigen.
Die Idee von Patenschaften: Die Pflege der Anlage, insbesondere mit Blick auf den Sandspielbereich, wird zu Folgekosten führen und Kontrollen der Regeln für die Platznutzung erfordern. Gemeinderat und Stadtverwaltung wollen mit Aktionen wie etwa einem Einweihungsfest dafür sorgen, dass die Anwohner den Kreuzensteinplatz (Baubeginn ist im Herbst) von Beginn an als „ihren Platz“ wahrnehmen. In diesem Zusammenhang ist auch an die Idee von Patenschaften etwa für die Sitzgelegenheiten gedacht.