Der kommende Samstag steht im Landkreis Konstanz ganz im Zeichen der Schiene. Der Verein zur Erhaltung der Bahnlinie Etzwilen–Singen (VES) sowie der Förderverein Ablachtalbahn laden interessierte Bürger zu einer Sonderfahrt auf den Strecken zwischen Rielasingen/Arlen und Mühlingen mit Halt in Singen, Stockach und Radolfzell. Zahlreiche prominente Politiker und Vertreter von Verkehrsverbänden werden die Fahrt begleiten.

30 Jahre ist es jetzt her, dass der Seehas auf der Strecke Engen–Konstanz im Jahr 1994 in Betrieb ging. Die Hegau-Ablachtalbahn zwischen Stahringen und Stockach wurde kurz darauf im Jahr 1996 reaktiviert. Deshalb sei es nach 30 Jahren nun Zeit, weitere Möglichkeiten für den Schienenpersonennahverkehr im Landkreis Konstanz zu beleuchten, so die Organisatoren.

Dampfzüge fahren auf der Strecke zwischen Rielasingen und Stein am Rhein schon seit vielen Jahren mehrmals im Jahr. Die Strecke zwischen ...
Dampfzüge fahren auf der Strecke zwischen Rielasingen und Stein am Rhein schon seit vielen Jahren mehrmals im Jahr. Die Strecke zwischen Singen, Rielasingen und Ramsem soll jedoch dauerhaft reaktiviert werden. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Bei der Fahrt, die am Samstag nach einem kurzen Empfang im Singener Rathaus um 14.15 Uhr mit der ersten Etappe von Singen nach Rielasingen/Arlen beginnt, soll die gesamte Schienenachse zwischen Rielasingen und Mühlingen in den Blick genommen werden. Somit führt die zweite Etappe dann von Rielasingen/Arlen bis Mühlingen mit Halt in Singen, Radolfzell und Stockach. Von dort geht es schließlich ab 16.10 Uhr wieder zurück nach Singen geht, die Ankunft ist für 16.50 Uhr geplant mit einem Ausklang am Bahnsteig.

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Bis zum Anmeldeschluss für die Sonderfahrt waren bereits alle Plätze besetzt, sodass ein weiterer Waggon dazu gebucht worden sei, berichtet Ralf Derwing auf Nachfrage des SÜDKURIER. Derwing ist Co-Präsident der Initiative Bodensee-S-Bahn und organisiert die Fahrt im Auftrag der beiden Fördervereine.

Während der Sonderfahrt sollen die Potenziale der beiden Reaktivierungsstrecken vorgestellt werden. Dazu stehen Experten als Ansprechpartner zur Verfügung. Neben Mitgliedern der meisten Fraktionen aus dem Kreistag des Landkreises Konstanz und betroffenen Kommunen wird auch Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe dabei sein, außerdem sind die Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel (Grüne) und Andreas Jung (CDU) sowie die Landtagsabgeordneten Saskia Frank (Grüne) und Hans-Peter Storz (SPD) angekündigt.

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Neben Vertretern aus Politik und Verwaltung werden auch Zivilpersonen sowie Vertreter von Verkehrsverbänden aus Deutschland und der Schweiz teilnehmen.

Gemeinden werden zurück an die Schiene gebracht

Der SÜDKURIER fragte Ralf Derwing im Vorfeld der Veranstaltung, warum diese Strecken reaktiviert werden sollten. „Durch Reaktivierungen werden ganze Landstriche wieder zurück an die Schiene gebracht und neu erschlossen. Zudem zeigt sich gerade aktuell, wie störanfällig das Schienennetz ist – aufgrund von Überalterung, Überlastung und politischen Fehlentscheidungen. Jede Erweiterung des Schienennetzes trägt dazu bei, wieder Stabilität und mehr Flexibilität in das Gesamtnetz zu bringen.“

Ralf Derwing ist Co-Präsident der Initiative Bodensee-S-Bahn und organisiert den Tag der Schiene federführend.
Ralf Derwing ist Co-Präsident der Initiative Bodensee-S-Bahn und organisiert den Tag der Schiene federführend. | Bild: Ralf Derwing

Wenn diese Strecken reaktiviert würden, erhielten Rielasingen und Mühlingen wieder einen Anschluss an den Schienennahverkehr. Und auch die Vororte von Stockach oder Singen, wie die dortige Südstadt, würden mit der Schiene erschlossen, so Derwing. Die Ausdehnung des Schienennetzes, welches durch Überalterung, Überlastung und auch Fehlentscheidungen derzeit kaum noch leistungsfähig ist, sei dringend notwendig, auch im regionalen Bereich, ist er überzeugt.

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In ganz Baden-Württemberg gebe es nur drei durchgehende Nord-Südverbindungen, für den Landkreis Konstanz derzeit nur die Gäubahn. Außerdem sei auf allen Verbindungsstrecken aus dem Landkreis Konstanz heraus – also der Hochrheinbahn, der Schwarzwaldbahn, der Gäubahn und der Bodenseegürtelbahn – in den kommenden Jahren mit teils mehrjährigen Sperrungen zu rechnen. „Somit ist jede zusätzliche Strecke ein Gewinn, insbesondere wenn es, wie die beiden Strecken, Verbindungsstrecken sind, die Anschlussmöglichkeiten an das weitere Bahnnetz erzeugen können.“

Ganzer Landkreis könnte profitieren

Wenn die Strecken reaktiviert würden, könnte laut seiner Ansicht der gesamte Landkreis Konstanz profitieren. Die Reaktivierungsprozesse würden sehr viel Kraft von der kommunalen Ebene, also den Städten und Gemeinden sowie den Landkreisen erfordern. Würde man die beiden Strecken zusammen betrachten, würden aber viele Synergieeffekte entstehen, sind die Organisatoren des Tags der Schiene überzeugt.