Kindertagespflege auf dem Schirm, so lautete kürzlich das Motto des landesweiten Aktionstages. Der Landesverband Kindertagespflege und seine Mitglieder setzen sich dafür ein, die finanziellen und beruflichen Bedingungen für Kindertagespflege-Personen zu verbessern. Aber was ist eigentlich Kindertagespflege? Und warum ist sie so wichtig? Darüber informierte auch die neue Einrichtung „Die Zipfelmützen“, die seit etwa einem Monat im Singener Ortsteil Friedingen in Betrieb ist.

Sandra Steidle und Lisa Ciraci kennen sich quasi schon immer, denn sie sind Schwestern. Bei der Tagespflegestelle „Die Zipfelmützen“ sind sie ein Team und betreuen Kinder im Alter von sechs Monaten bis etwa zwei Jahren. Beide Frauen haben eigene Kinder und wissen, wie wichtig es ist, den Beruf trotz Kindern weiter ausüben zu können. ‚Wir starteten 2019 in Hilzingen mit der Kindertagespflege‘, erzählt Sandra Steidle. 2023 kam ihre Mutter Margot Bühler dazu. Bevor die beiden Schwestern in Friedingen ihre zweite Tagespflegestelle eröffnen konnten, waren sie übergangsweise im Franziskusheim in Überlingen am Ried.

Die Räume hinter der Schlossberghalle in Friedingen gehören der Stadt Singen, die auch die Außenanlage finanziert hat. Sandra Steidle und Lisa Ciraci haben für ihre Tagespflegeeinrichtung mit neun Plätzen eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. Die beiden Frauen haben außerdem eine Vertretungskraft, die im Krankheitsfall einspringt. In Hilzingen hatten die Schwestern für ihre „Kindertagespflege in anderen geeigneten Räumen“, wie es offiziell heißt, 2019 sogar ein kleines Häuschen gebaut, erzählen sie.

Stadt kooperiert seit 2011 mit dem Tagesmütterverein

Zum Tag der offenen Tür stattete auch Oberbürgermeister Bernd Häusler den Zipfelmützen einen Besuch ab. „Wir sind so froh, dass wir mit der Kindertagespflege ‚Die Zipfelmützen‘ so einen tollen Partner gefunden haben, der in Friedingen eine Betreuung für unter Dreijährigen anbietet“, sagt Bernd Häusler. Sandra Steidle und Lisa Ciraci haben die Räumlichkeiten von der Stadt gemietet.

Mit dem Mietvertrag, den die Leiterin der Abteilung Kindertagesbetreuung bei der Stadt Singen, Leonie Braun, dabei hatte, sind die Zipfelmützen nun offiziell in Friedingen angekommen. Die Stadt Singen kooperiert bereits seit 2011 eng mit dem Tagesmütterverein.

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Im Friedinger Kindergarten, der gleich unterhalb der Zipfelmützen neben der Halle liegt, waren bis zur Eröffnung der Tagespflegestelle auch unter Dreijährige untergebracht. Nun hat der Kindergarten mehr Plätze für Ü3-Kinder zur Verfügung, da die Gruppengröße bei den unter Dreijährigen deutlich geringer ist. Im Bereich der unter Dreijährigen ist die Kindertagespflege den Kitas gleich gestellt. Aber es sind offiziell Betreuungsstellen und keine Einrichtungen, erklären die Tagesmütter. Die Betreuungszeiten werden mit den Kindertagespflegepersonen, die in der Regel selbstständig sind, individuell vereinbart.

Hier spielen sonst neun Kinder. Am Tag der offenen Tür war es aufgeräumt in der Kindertagespflege „Die Zipfelmützen“ und die betreuten ...
Hier spielen sonst neun Kinder. Am Tag der offenen Tür war es aufgeräumt in der Kindertagespflege „Die Zipfelmützen“ und die betreuten Kinder nicht anwesend. Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Doch nicht jeder kann einfach so eine Kindertagespflege-Person werden. Sie haben in der Regel einen Kurs gemacht, der 300 Unterrichtseinheiten umfasst. Die Qualifizierung erfolgt über den Tagesmütterverein des Landkreises Konstanz. Die Kosten für die Kindertagespflege belaufen sich im Kindergartenjahr 2024/25 auf 62 Euro im Monat für das erste Kind bei einer Stunde Betreuung am Tag und steigen bei längerer Betreuungszeit, bei täglich zehn Stunden Betreuung sind es beispielsweise 617 Euro im Monat.

„Es können für die Eltern noch Zuzahlungen anfallen, die von der Kindertagespflegeperson erhoben werden, zum Beispiel für angebotene Bio-Lebensmittel“, erläutert Sabrina Falkner. Zum Vergleich: Im Regelkindergarten kostet der Platz in Singen derzeit für das erste Kind ab drei Jahren 153 Euro und die Halbtagsbetreuung 127 Euro, während die Ganztagsbetreuung bei einer Betreuungszeit von zehn Stunden mit Verpflegung 645 Euro im Monat kostet.

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Durch kleine, überschaubare Gruppengrößen mit familienähnlichen Strukturen und besonderer Bindung zwischen Kind und Betreuungsperson ist die Tagespflege im Betreuungsfeld für unter Dreijährige ein alternatives Angebot zu den normalen Kitas. Die Eignung der betreuenden Person sowie die Räume werden regelmäßig vom Jugendamt überprüft und eine Weiterbildung der Tagespflegepersonen ist garantiert, auch durch die Fachberaterinnen des Tagesmüttervereins.

Es gibt immer mehr Tagesmütter im Landkreis

Die Zahl der betreuenden Tagesmütter steigt. So waren in Singen zum Stichtag 1. März dieses Jahres 29 Tagesmütter aktiv, die 112 Betreuungsplätze anboten, darunter 23 für Kinder im Alter von ein bis zwei Jahren sowie 42 für Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren. Zu diesem Zeitpunkt waren im gesamten Landkreis 93 Tagesmütter aktiv.

„Aktuell betreuen im Landkreis Konstanz 167 Kindertagespflegepersonen 661 Kinder“, sagt die Vorsitzende des Tagesmüttervereins, Sabrina Falkner. Von diesen 661 Kindern entfallen 256 auf die Stadt Konstanz, die restlichen 405 verteilen sich im Landkreis. Von den Kindertagespflegepersonen sind 79 in der Stadt Konstanz tätig und 88 im restlichen Landkreis.