Warum lieben die Menschen Krimis und bekommen vom Gruseln einfach nicht genug? Über diese Frage muss Gerd Stiefel nicht lange nachdenken: „Es ist der Reiz des Unbekannten und eine gehörige Portion Voyeurismus. Die Menschen dürfen fernab von ihrem Alltag eine Szenerie beobachten und in etwas eintauchen, was spannend, vielleicht grausam und lebensbedrohlich ist. Gleichzeitig wissen sie sich in Sicherheit, denn sie stehen hinter dem Zaun. Sie sind nicht betroffen und dann ist es von Unterhaltungswert.“

Gerd Stiefel kennt sich aus, denn während hinter den Machern von Kriminalfilmen oder Romanen in der Regel Drehbuchautoren, Schriftsteller oder auch Journalisten stehen, verfügt er über mehr als vier Jahrzehnte Berufserfahrung. Der ehemalige Leiter der Konstanzer Kriminalpolizei hat in viele Abgründe geschaut, berichtet er im Interview. Darunter ermittelte er auch in Fällen von Zwangsprostitution. Einzelschicksale, die ihn nachhaltig beschäftigt haben. Er erinnert sich an Hilflosigkeit und wie schwierig es war, betroffenen Frauen nachhaltig zu helfen.

Rotlicht beschäftigte ihn schon als Polizisten

Ein Thema, das ihm auch nach dem Austritt aus dem aktiven Arbeitsleben nachgeht und für ihn Motivation war, es zum zentralen Thema seines neuesten Romans werden zu lassen. „Die verlorenen Seelen vom Bodensee“ ist nicht nur ein hochbrisantes und politisches Thema, sondern vor allem eine gute Geschichte mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit.

In Singen liest er besonders gerne

Wie auch bei seinem letzten Roman wird es eine Premierenlesung im Singener Theater „Die Färbe“ geben, die in Kooperation mit dem Förderverein des Theaters und der Stadtbibliothek Singen initiiert wurde. Auch wenn er die Mordfälle am Teufelstisch, Konstanz-Wallhausen, stattfinden lässt, hat der Autor wieder ganz bewusst Singen für die Veranstaltung gewählt.

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Er sagt: „Die Singener Färbe halte ich für die beste Location, die ich für eine Lesung bekommen kann. In den einzigartigen Räumlichkeiten und der Atmosphäre zu sein, mitten im Publikum, das hat schon bei meiner ersten Lesung richtig Spaß gemacht. Die Färbe war ausverkauft und ich freue mich, wenn auch dieses Mal wieder viele Interessierte kommen werden.“

Die Moderation der Veranstaltung wird auch dieses Mal der ehemalige SÜDKURIER-Redakteur Siegmund Kopitzki übernehmen. Er wird nicht nur Passagen des Buches kritisch hinterfragen und diskutieren, sondern ebenso dem Publikum Raum und Zeit geben, Fragen an Gerd Stiefel zu stellen – als Kriminalist, als Autor. Ein Gesamtpaket, das eine spannende Matinee verspricht.

Autor stellt sich den Fragen des Journalisten

Zuletzt musste Kriminaloberrat Karl Grimm einen Mord in der Singener Nordstadt aufklären. „Jedoch nicht Grimm, sondern seine Kollegin Kerstin Elser steht im Mittelpunkt der neuen Geschichte“, verrät der Autor. „Man darf sie ebenso durch ihr Privatleben begleiten, das sie gemeinsam mit ihrem Freund im beschaulichen Hegau führt, wie bei ihren nervenaufreibenden Ermittlungen.“

Stiefels neuester Krimi beginnt gleich mit zwei Leichen – die einer jungen Frau und die eines Säuglings. Erste Erkenntnisse führen nach Konstanz und schließlich über die Grenze, in die Abgründe des Züricher Rotlichtmilieus und den Dunstkreis der rumänischen Mafia.

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Durch seine fundierten Erfahrungen und Kenntnisse gelingt es Stiefel, glaubwürdig durch die Maschinerie des brutalen Menschenhandels zu führen. Und wer den Hegau und die Bodenseeregion kennt, darf noch tiefer in die Geschichte eintauchen, denn er wird sich an manchen Orten wie zu Hause fühlen.

Die Premierenlesung „Die verlorenen Seelen vom Bodensee“ findet am Sonntag, 25. Februar, um 11 Uhr in Kooperation mit dem Förderverein der Färbe und der Stadtbibliothek Singen im Kneipentheater an der Schlachthausstraße statt. Eintritt: 10 Euro. Kartenreservierung im Färbe-Büro, Telefon 07731 64646, oder über die Internetseite www.diefaerbe.de