Sie sind eine Notlösung für Mütter in verzweifelter Lage: Vor 25 Jahren eröffnete in Deutschland die erste Babyklappe. Hier können Neugeborene anonym abgelegt werden, um die Babys wird sich umgehend gekümmert. Auch in Singen gibt es seit nunmehr 15 Jahren eine Babyklappe in der alten Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes. Neben dieser Einrichtung gibt es für Mütter in Not aber auch noch die Möglichkeit der vertraulichen Geburt.
Sie ist eine Alternative, die vielen Menschen nicht bekannt ist, weiß Maleen Mack von Pro Familia Singen. „Dabei können Schwangere anonym und medizinisch sicher entbinden.“ Dieser Prozess werde durch eine Schwangerenberatungsstelle begleitet, also auch durch Pro Familia.
Das Angebot ist 2014 als „Gesetz zum Ausbau der Hilfen für Schwangere“ in Kraft getreten. Es unterstützt Frauen, die sich in der Schwangerschaft in einer schweren persönlichen Krise befinden und ihre Mutterschaft geheim halten oder verdrängen. „Mit dem Angebot soll das Risiko von heimlichen Geburten außerhalb von medizinischen Einrichtungen reduziert werden“, so Maleen Mack.
Was ist der Unterschied zur Babyklappe?
Bei der vertraulichen Geburt gibt es im Vergleich zur Babyklappe einen entscheidenden Unterschied. „Wird ein Baby in der Babyklappe abgelegt, wird sich um das Neugeborene gekümmert. Doch was ist mit der Mutter? Da knüpft unsere Arbeit an“, sagt Mack. Mehrere Ansprechpartner würden hierfür zusammenarbeiten, etwa Beratungsstellen, Kliniken, Hebammen und Jugendämter.
Durch die Wahl eines Pseudonyms können Schwangere ihre Identität verbergen und sich damit schützen. Die Kosten der medizinischen Versorgung sowie der Geburt werden laut Mack vom Bund übernommen. Die Geburt selbst findet in einem Krankenhaus oder mit einer Hebamme zuhause statt. Nach der Geburt werde das Baby durch den Adoptionsdienst vermittelt. „Ab dem Alter von 16 Jahren kann das Kind seine Herkunft erfahren“, sagt die Expertin.
Mit der vertraulichen Geburt sei ein Rechtsanspruch für den Zugang zur Schwangerenversorgung und Geburtshilfe entstanden. „Dies soll dazu beitragen, die Gesundheit von Mutter und Kind zu schützen.“ Schwangere in Not können sich jederzeit an das Hilfstelefon unter der Nummer 0800 4040020 wenden und finden Infos unter www.hilfetelefon-schwangere.de
Babyklappe rettet das Leben von Neugeborenen
Für schwangere Frauen gibt es neben der begleiteten vertraulichen Geburt aber trotzdem auch die Möglichkeit, ihr Kind in die Babyklappe zu legen. Hier liegt dann der Fokus auf dem Wohlergehen des Kindes. „Jede Alternative, die eine verzweifelte Mutter ergreifen kann, ist auch zu ihrem eigenen Vorteil“, sagt Hans Teschner. Er ist neben Rudolf Babeck der Begründer der Babyklappe, denn sie sind die Vorsitzenden des Vereins Widmann hilft Kindern in der Region.

„Es ist sicher, dass viel mehr Kinder in einer dunklen Verdammnis verschwinden, als in einer Babyklappe abgelegt werden“, meint Teschner. „Deshalb unterstützen wir jede Möglichkeit, ein Kind zu retten, und haben selbst vor fast 15 Jahren, auch gegen großen Widerstand, eine Babyklappe geschaffen.“
Die Hartnäckigkeit der beiden Begründer hat sich gelohnt: Seit der Einrichtung der Babyklappe wurden neun Säuglingen, die nicht nur aus dem Hegau stammen, das Leben gerettet, wie Teschner betont. „Dadurch wurden neun Mütter nicht zu Täterinnen.“ Ob neun gerettete Babys im Vergleich zu anderen Babyklappen viel oder wenig sind, das können Hans Teschner und Rudolf Babeck nicht beurteilen. „Wir wissen es nicht, denn wir betreiben keinen Wettbewerb. Für uns ist diese Zahl überwältigend und unbeschreiblich“, so Teschner.
Die Kinder in der Babyklappe seien alle frisch geboren oder wenige Tage alt, weiß er. Und es werde sich umgehend um das Wohlergehen des Babys gekümmert. „Wenn die Babyklappe wieder geöffnet und das Kind aus der Babyklappe geholt wird, geht es sofort in die Verantwortung der Kreisjugendamts Konstanz über“, erklärt Teschner. Dass die Babyklappe in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses eingerichtet wurde, hat einen entscheidenden Vorteil. „Das Baby kommt sofort ins Kinderklinikum Singen und wird dort medizinisch untersucht.“
Mutter holt sich ihr Baby wieder zurück
Mütter, die ihr Neugeborenes in die Babyklappe ablegen, befinden sich meist in einer Notlage. Doch was passiert, wenn sie diese Entscheidung bereuen? „Nur durch die Babyklappe besteht die Möglichkeit, dass Eltern ihre Entscheidung überdenken können“, so Hans Teschner.
Innerhalb von acht Wochen sei die Rücknahme des Säuglings problemlos. Dieser Fall ist kürzlich eingetreten. „Unser neuntes Baby wurde von der Mutter zurückgeholt.“ Sie sei aus dem Raum Waldshut gewesen. „Aber auch danach ist nichts unmöglich, was einer Mutter verwehrt werden sollte“, sagt Teschner.