Pubertät, Liebe und Sex: Das sind Themen, die Jugendliche bewegen. Die Hormone spielen verrückt, der Körper verändert sich. Sich mit der eigenen Sexualität auseinanderzusetzen, steht dann im Vordergrund – und ist gar nicht so einfach. Gerade bei jungen Mädchen und Frauen ist sexuelle Selbstbestimmung ein großes Thema, sagen Expertinnen aus Singen. Mit sexueller Selbstbestimmung ist gemeint, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu kennen und dafür einzustehen. Expertinnen nehmen sich der Sache an, um Frauen mit Informationen zu diesen Themen zu versorgen – denn die Wissensvermittlung hat noch Lücken, wie bei einer Podiumsdiskussion von Pro Familia deutlich wurde.

Leonie Kroner von der Mobilen Kindersozialarbeit und Marei von Bonin, Leiterin der Schulsozialarbeit, erklärten, dass es für solche spezifischen Themen ein Mädchentreff gebe, und die Sozialarbeiterinnen als Ansprechpartner gerade für Tabuthemen bereitstehen.

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Jugendliche würden ungern über Jungs und Sex mit den Eltern reden. „Wir haben allgemein eine offene Haltung, niemand wird in eine Schublade gesteckt. Das wissen die Mädchen“, so Kroner. Und Marei von Bonin ergänzt: „Wir unterliegen der Schweigepflicht. Das heißt, die Jugendlichen müssen sich keine Sorgen machen, dass wir den Eltern etwas erzählen.“

Alle sind sich einig, dass noch mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden müsse. Selbstbehauptungstrainerin Bianka Neußer arbeitet vor allem mit Menschen mit Behinderung zusammen. „Ich stelle immer wieder fest, dass Menschen mit Behinderungen wenig informiert und nicht aufgeklärt sind.“ Sie bemängelte, dass es zu wenig Informationsmaterial in leichter Sprache gebe. „Da haben wir Nachholbedarf“, so Neußer.

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Ähnlich sieht es Petra Martin-Schweizer, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises. „Wir müssen uns grundsätzlich um mehr Wissensvermittlung in diesem Bereich kümmern.“ Linda Kelmendi von Fachbereich Integration und Partizipation beobachte dies ebenfalls in ihrer Arbeit mit Geflüchteten. „Frauen mit anderen kulturellen Hintergründen wissen zum Teil gar nicht, was Selbstbestimmung ist“, sagte sie.

Auch Jungs müssen besser aufgeklärt werden

Sozialpädagogin Vanessa Wind vom Frauenhaus in Singen ist der Meinung, dass mehr Präventionsarbeit geleistet werden müsse. „Wir kommen ins Spiel, wenn ein ‚Nein‘ nicht gehört wurde. Dabei rutschen Frauen oft in die Scham- und Schuldspirale ab“, so Wind. Frauen müssten sensibilisiert werden, Nein zu sagen. Und: „Auch Jungen müssen im Rahmen der Präventionsarbeit lernen, was ein Nein bedeutet.“

Auch aus diesem Grund gibt es etwa von Pro Familia Beratungen an den Schulen. Sexuelle Bildung soll dabei unterstützen, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu kennen und diese zu vertreten. „Gleichzeitig sollen die Bedürfnisse und Grenzen der anderen respektiert werden“, sagte Julia Cerisuelo von Pro Familia. Diese beiden Grundpfeiler würden wesentlich zur Prävention von sexueller Gewalt beitragen. Daher machen sich die beteiligten Institutionen dafür stark, insbesondere junge Mädchen und Frauen in dieser Sache zu unterstützen.