Singen – Emma ist eine selbstbewusste junge Frau. „Ich bin eine Studentin und eine Freundin, eine Tochter und Schwester“, stellt sie sich zu Beginn des Stücks „Das kann mir nicht passieren“ den Gästen im Foyer der Ekkehard-Realschule vor. Sie arbeitet in einem kleinen Café, spielt gerne Tischtennis mit ihren Freunden und hört immer auf ihr Bauchgefühl. Emma hat nie darüber nachgedacht, wie schnell alles anders sein kann, aber dann teilt ein sexueller Übergriff ihr Leben in ein Davor und Danach.

Das Tanz- und Theaterstück zum Thema sexualisierte Gewalt, geschrieben und inszeniert von den Studentinnen Charlotte Lott und Lela Mader, beginnt mit dem Davor. Für Emma und ihre Freunde ist die Welt in Ordnung. Dann geschieht in Emmas Leben ein Bruch, sie erlebt einen sexuellen Übergriff und das Danach rückt in den Vordergrund. Was der Vorfall in Emma auslöst, die Reaktionen der Freundesgruppe und die Folgen in der Gesellschaft spielt und tanzt das Ensemble des Unitheaters Konstanz. Emma kämpft mit ihren Gefühlen, der Übergriff ist zu einem Teil von ihr geworden. Auch wenn ihr Herz schreit, kann sie nicht darüber reden. „Man muss sich damit abfinden“, stellt sie resigniert fest, auch andere sind Opfer von Übergriffen geworden. Und wer würde ihr glauben? Niemand kann ihre Aussagen bezeugen. Und dann kommen Fragen wie: „Haben Sie wirklich nein gesagt?“, oder: „Wieso sind Sie nicht gegangen?“ Sie stelle einen schwerwiegenden Vorwurf in den Raum, wird es heißen.

Freunde sind für sie da

Aber Emma ist nicht allein. Dafür stehen die Handabdrücke auf den T-Shirts ihrer Freunde, die für viele Betroffene stehen. Sie tauschen sich untereinander aus, und Emma sucht Hilfe bei einer Beratungsstelle. Der Übergriff gehört jetzt zu ihr, er wurde Teil ihres Lebens, den sie nicht mehr loswird. Emma gibt nicht auf, sie atmet Mut ein und Angst aus – sie nimmt diesen Teil an. Und gewinnt wieder an Selbstbewusstsein: „Ich bin Emma, eine Studentin, eine Frau“, sagt sie in der Schlussszene.

Dank der Unterstützung von außen kann sie wieder fröhlich mit der Freundesgruppe tanzen. Mit wenigen Requisiten und zum größten Teil tänzerisch dargestellt, berührte die packende Umsetzung des Themas emotional die rund 60 Gäste. Die Würde des Menschen ist unantastbar, und bei sexuellen Übergriffen werde die Würde der Frauen sehr verletzt, war das Fazit im Nachgespräch mit Vanessa Wind und Claudia Eisenmann vom Frauen- und Kinderschutz und den Autorinnen und Darstellern.