Eine Stadt ist bekanntlich nie fertig. Doch wie sie sich entwickeln soll, dazu gibt es mitunter sehr unterschiedliche Vorstellungen. Die Vereinigung der Gewerbetreibenden in der Südstadt, die IG Singen Süd, hat daher zur Ideensammlung zu einem Forum eingeladen und circa 25 Vertreter von Betrieben in der Südstadt kamen. Man wolle eine breite Meinung herausfiltern, was man im Industriegebiet noch besser machen könne, sagte Dirk Oehle, Vorsitzender der IG Singen Süd und Betreiber einer Rohstoffverwertung im Industriegebiet, in seiner Begrüßung. Oder wie es sein Stellvertreter im Vorstandsteam, Steffen Wagenblast, formulierte: „Was macht es für einen Betrieb attraktiv, nach Singen zu ziehen?“
Verstehen konnte man das auch als Wunschliste an die Stadtverwaltung und den Gemeinderat, der am Sonntag, 9. Juni, neu gewählt wird. Für das Gremium waren denn auch Kirsten Brößke (FDP), Ralf Knittel und Klaus Niederberger (beide CDU) und natürlich Oehle selbst (Neue Linie) dabei. Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler und Wirtschaftsförderin Claudia Kessler-Franzen haben aufmerksam zugehört.
Verkehr im Industriegebiet ist ein großes Thema
Ein großer Teil der Themen, die in der Gruppenarbeit zur Sprache kamen, drehte sich, wenig überraschend, um das Thema Verkehr im Industriegebiet. Auf den Klebezetteln, die an der Stellwand in den Räumen des Sanitär- und Heiztechnikgroßhandels FX Ruch landeten, standen unter anderem die Schlagworte Parkplätze oder ein zentrales Parkhaus am Bahnhaltepunkt im Industriegebiet.
In der Kleingruppe hatte Pietro Martorana vom Elektromarkt Hem Expert in Singen auch eine Meinung zum Bahnhaltepunkt: „Abends ist es da viel zu dunkel.“ Fahrräder müsste man dort sicher abstellen können, sagte er. Wagenblast, einer der Chefs des Sanitär- und Heizungsbetriebs Widmann, brachte die Erreichbarkeit von Betrieben mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf. Für Auszubildende, die noch nicht Auto fahren, sei es mitunter schwierig, um 7 Uhr zum Arbeitsbeginn im Betrieb zu sein. Kessler-Franzen sagte dazu, dass für das geplante Gewerbe- und Wohngebiet Tiefenreute/Bühl vieles in der Überlegung sei. Sie nannte das Schlagwort autonom fahrende Busse.
Doch es ging auch um greifbarere alternative Lösungen wie Car-Sharing oder einen Mietservice für elektrisch betriebene Roller, auch als E-Scooter bekannt. Eine einjährige Testphase für E-Scooter in Singen hat am Freitag, 12. April, begonnen, worauf auch Häusler bei der Ergebnisvorstellung hinwies.
Mehr Grün im Industriegebiet geplant
Doch bei der Ideensammlung tauchte auch der Wunsch nach mehr Grün im Industriegebiet oder sogar nach einem kleinen Park oder einer grünen Lunge auf. David Wallrafen von EAK B.I.S. Security berichtete, dass seine Kollegen in der Mittagspause auch für 20 Minuten spazieren gehen würden.
Zum Thema grüne Lunge im Industriegebiet hatte auch OB Häusler in seinem Grußwort etwas zu sagen. Durch den Klimawandel heize sich ein Gewerbegebiet mit seinen vielen versiegelten Flächen immer stärker auf: „Es wird auch unattraktiv, da zu arbeiten“, so Häusler. Bei der Verwaltung habe es daher schon einen Workshop zum Thema Klimawandel im Gewerbegebiet gegeben. Und für Tiefenreute/Bühl kündigte er an, dass auch in die Höhe gebaut werden müsse: „Da wird es Veränderungen geben.“ Zum Beispiel durch Fassadenbegrünung.
Häusler betonte auch: „Es ist wichtig, dass es der Wirtschaft gut geht.“ Da hoffe man auch auf gute Kontakte zum Mittelstand. Ein weiteres Thema, das die Stadtverwaltung beschäftigt, sei etwa die Versorgung mit Wasserstoff für die Betriebe. Und: „Auch die Kinderbetreuung beschäftigt uns massiv und kostet Geld.“
Weitere Kinderbetreuung für Elternteile, die im Industriegebiet arbeiten, war auch eine der Ideen, die am Ende auf den Klebezetteln standen. Nahversorgung mit Lebensmitteln im Gewerbegebiet, ein kleines Restaurant, in dem Mitarbeitende von Betrieben ohne eigene Kantine zu Mittag essen können, oder auch kurzfristig verfügbarer Wohnraum für Menschen, die neu in einem Unternehmen anfangen wollen, aber nicht rechtzeitig eine Wohnung finden – die Liste ist lang. Auch die Aufwertung der Automeile fand sich darunter.
Zunächst filterten Wagenblast und Oehle allerdings etwas anderes aus den Wortmeldungen heraus: den Wunsch, besser informiert zu sein. Die Idee seien daher halbjährliche Treffen zum Informationsaustausch der Gewerbetreibenden untereinander.