Familien mit Kindern sind seit dem Beginn der Corona-Pandemie besonders stark gebeutelt. Das wurde unter anderem bei einem Fachgespräch deutlich, zu dem die Landtagsabgeordnete der Grünen, Dorothea Wehinger, Frauen von verschiedenen Organisationen und Fachstellen eingeladen hatte, die in der Familienbildung tätig sind. Besonders die Mütter müssten noch mehr Unterstützung erfahren, so ein Tenor der als Workshop angelegten Veranstaltung.

Oft sind die Mütter für alles zuständig

„Frauen sind die Garanten für das Miteinander in unserer Gesellschaft“, davon ist nicht nur Dorothea Wehinger überzeugt. Gerade in der Zeit des Lockdowns sei der Wert der Familie in vielfältiger Form aufgezeigt worden. Allerdings habe sich in diesem Zeitraum auch gezeigt, dass es oft die Mütter gewesen seien, die dann für alles zuständig und oftmals überfordert waren.

„Es kann nicht sein, dass wir nun in alte Rollenmuster aus den 1950er Jahren zurückfallen“, sagte Astrid Koberstein-Pes, Gleichstellungsbeauftragte beim Jobcenter sowie Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt.

Nachfrage nach Kita-Plätzen steigt

Tanja Graf, Familienberaterin im evangelischen Familienzentrum Markus, und die Leiterin Carmen Merz berichteten, dass gerade während des Lockdowns so viele Nachfragen nach Kita-Plätzen kamen. „Die Eltern rennen uns die Türen ein, aber wir können erst im nächsten Jahr wieder neue Kinder aufnehmen“, sagte Merz.

Weggebrochen sind erst mal auch Angebote wie das Elterncafé, auch, weil dort Eltern verschiedener Gruppen nicht aufeinandertreffen sollen. Dennoch sei man kreativ gewesen und habe versucht, dass der Kontakt zu den Eltern gehalten werden kann.

Auch Agnes Hügle, die beim Verein Kinderchancen und bei der Arbeiterwohlfahrt für frühe Hilfen für Jenische zuständig ist, ist der Meinung, dass Frauen noch mehr Unterstützung bekommen sollten, denn sie würden in der Familie die Hauptlast tragen.

Ruf nach Hilfe

Das Frauenhaus war vor allem im Juli stark nachgefragt, berichtet Susanne Biskoping. „Wir hatten doppelt so viele Anfragen und viele haben direkt aus der Gewaltsituation angerufen. Das hat unser Team sehr erschüttert“, so Biskoping.

In der Zeit des Lockdowns habe es in punkto Bürokratieabbau durchaus Erleichterungen gegeben, zum Beispiel beim Ausfüllen von Anträgen. „Dass die Bürokratie beim Ausfüllen von Anträgen verschlankt wurde, würden wir gern beibehalten“, sagte Biskoping. Das Jobcenter sei in dieser Zeit zu einem Freund und Helfer geworden, was beiden Seiten gut getan habe.

Angesprochen wurde darüber hinaus der Wunsch, dass es die leichte Sprache, die es im Behindertenbereich schon gibt, künftig auch bei Anträgen geben sollte. Um Sprache und Sprachverständnis geht es oft auch in Familien mit Migrationshintergrund. Deshalb wären zum Beispiel Kulturdolmetscher von Nöten, sagte Julia Cerisuelo Iserte. Besonders wertvoll sei jedoch die Arbeit von Mentoren aus den Reihen der Eltern, so Tanja Graf.

Videoberatung soll weiterhin ermöglicht werden

Bei Pro Familia lief die Schwangerenkonfliktberatung während des Lockdowns auch über Video. „Das könnte von uns aus so weiter laufen“, sagte Julia Cerisuelo Iserte. Ein Antrag auf Weiterführung dieser Form sei beim Landesverband gestellt worden.

Dass niederschwellige Angebote wie ein Elterncafé oder das Frauenfrühstück nun wegen der Corona-Krise nicht laufen, bedauern alle. „Warum kann man so etwas nicht einmal im Bürgersaal veranstalten? Mit entsprechendem Abstand“, schlug Susanne Biskoping vor.

„Unsere Frauentreffen mit Frühstück fanden bisher am runden Tisch statt, jetzt machen wir es auf Abstand und jede bekommt ein eingepacktes Brötchen“, sagte Christine Belzig von der Wohnungslosenhilfe der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AgJ).