Heute gibt es einige Kreisverkehre in Stockach, doch der Linde-Kreisel war der erste. Er entstand für rund 400.000 Mark ab Oktober 1997 in nur zwei Monaten Bauzeit und sollte den unfallträchtigen Linde-Knoten entschärfen. Dort fuhren täglich bis zu 18.000 Fahrzeuge, wie ein Blick ins SÜDKURIER-Archiv zeigt. Vor allem ein sicheres Abbiegen aus der Oberstadt in Richtung Ludwigshafen war oft nicht möglich.

Für die neue Lösung waren von der Schießer-Kreuzung kommend zwei Radwege vorgesehen. Die Radfahrer sollten genau wie die Autofahrer in den Kreisel einfahren. Die Fahrbahnbreite wurde so konzipiert, dass Lastwagen gut fahren konnten, zwei Autos nebeneinander jedoch keinen Platz hatten. Die Gestaltung der Innenfläche und der Umgebung sorgte im Planungsausschuss für Diskussionen, wie Berichte aus der Zeit zeigen. Fraglich war auch, ob der damalige Kiosk bestehen bleiben konnte.

Autos fahren an Baustelle vorbei
Der Kreisverkehr sollte vor dem Winter provisorisch befahrbar sein. Deshalb wurden Umleitungen eingerichtet. Dank einer Ampelregelung konnten Autos auch während der Bauarbeiten diesen Bereich passieren. Die endgültige Fertigstellung war für das Frühjahr 1998 geplant.
Bürgermeister Rainer Stolz, der seit 1993 im Amt ist, erinnert sich gut an die Zeit. Der Kreisverkehr sei einer Ampellösung vorgezogen worden, obwohl diese Art der Verkehrsführung damals noch nicht so akzeptiert gewesen sei. „Die Regelung mit Kreisverkehren kam über Frankreich und England auch bei uns an.“ Sie sei ideal, wenn von allen Seiten gleichmäßig große Verkehrsmengen kämen, so Stolz.
Erste Autos rollen am 20. Dezember 1997
Bauleiter Hans Jörg Rechberg hatte betont, im Gegensatz zur Ampel könne man hier nach dem Reißverschlussprinzip immer ein- und ausfahren. Auch die Unfallzahlen seien bei Kreiseln sehr gering, wenngleich anfangs die Gefahr von Auffahrunfällen bestünde, bis sich alle an die neue Verkehrsführung gewöhnt hätten. Am 20. Dezember 1997 fuhren schließlich die ersten Fahrzeuge durch den Linde-Kreisel.

Ursprünglich hatte die Stadt im Innenbereich des Kreisverkehrs gepflasterte Wappen von Stockach und der Partnerstadt La Roche sur Foron anbringen wollen. Für diese Visitenkarte rechnete man mit Kosten von 30.000 bis 40.000 DM, so der damalige Stadtbaumeister Willi Schirmeister.
Fahnen zeigen die Internationalität
Bürgermeister Rainer Stolz erklärt, warum es anders kam: „Wir hatten ja bereits den La Roche-Platz und haben deshalb davon abgesehen und einen Baum gepflanzt. Wir wollten aber die Vielzahl der Internationalität zum Ausdruck zu bringen.“ Viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern fuhren und fahren durch die Stadt. Deshalb habe man Fahnenmasten aufgestellt. „Dort hängen die Fahnen von Stockach, der Europäischen Union, Frankreich, Deutschland oder anderer Nationen – je nachdem, welchen Schwerpunkt wir setzen, welchen Anlass es gibt oder wer gerade da ist“, sagt Stolz.
Durch Stockach fließt nach wie vor viel Verkehr. Am ZG-Kreisel sind es noch mehr Fahrzeuge als am Linde-Kreisel. „Am stärksten befahren ist aber die Schiesser-Kreuzung. In der Radolfzeller Straße haben wir täglich 23.000 bis 24.000 Bewegungen.“ Eine Umfahrung der Stadt sei daher besonders vordringlich, so Bürgermeister Rainer Stolz.