„Du hattest damals schon einen Bart?“ Stockachs Altbürgermeister Franz Ziwey blickt mit kritischem Stirnrunzeln von einem Foto auf und schaut seinen Nachfolger Rainer Stolz fragend an. „Ja, nur war er damals noch schwarz“, antwortet der Angesprochene lachend.

Das Bild in Ziweys Händen zeigt eine Szene vom Abend des 24. Oktober 1993, als der zweite Wahlgang der Bürgermeisterwahl ausgetragen wurde. Damals wurde Rainer Stolz zum Bürgermeister von Stockach gewählt. Er ist bis heute in diesem Amt.

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Stolz war einer unter vielen

Dass es soweit kam, war damals alles andere als eine Selbstverständlichkeit, denn die Stelle des Chefs in der Stockacher Stadtverwaltung war hart umkämpft. Insgesamt sieben Kandidaten hatten ihren Hut in den Ring geworfen, nachdem Franz Ziwey angekündigt hatte, bei der Wahl im Jahr 1993 nicht mehr antreten zu wollen. Damit war auch schon vorprogrammiert, dass es zwei Wahlgänge geben wird.

Gespannt blickten die Stockacher am Abend des 24. Oktober 1993 auf die Wand des Rathauses auf die mittels der damals modernsten Technik ...
Gespannt blickten die Stockacher am Abend des 24. Oktober 1993 auf die Wand des Rathauses auf die mittels der damals modernsten Technik die Wahlergebnisse projiziert wurden. Rund 1000 von ihnen waren an diesem Abend zum Rathaus gekommen, um zu sehen, wer ihr neuer Bürgermeister wird (im Bild). Etwa 400 weitere Stockacher drängten sich vor der Geschäftsstelle des SÜDKURIER um den dauernd aktualisierten Aushang. | Bild: SK-Archiv

„Für mich war von Anfang an klar: Spätestens nach drei Amtszeiten ist Schluss“, erzählt Ziwey im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Deshalb sei es ihm auch nicht schwer gefallen, loszulassen. Einen Favoriten unter allen Bewerbern hatte er jedoch sofort: „Ich war mir schon vor dem ersten Wahlgang klar, dass Rainer Stolz am Ende das Rennen machen wird“, so Ziwey.

Ganz so sicher war sich Rainer Stolz selbst nicht. „Für mich war es überhaupt nicht klar. Auch wenn ich nach dem ersten Wahlgang vorne lag, habe ich nochmal 14 Tage lang alles gegeben. Es war dann eine Erleichterung und ein gutes Gefühl als das Wahlergebnis verkündet wurde“, erinnert sich Stolz.

Das Ergebnis war deutlich

58,8 Prozent der Wähler gaben ihm an diesem Tag ihre Stimme. Sein letzter verbliebener Mitbewerber im zweiten Wahlgang, der damalige Mühlinger Bürgermeister Manfred Jüppner, erhielt 40,2 Prozent der Stimmen, wie aus einem Extrablatt des SÜDKURIER vom Wahlabend hervorgeht.

Die Stimmenauszählung beim zweiten Wahlgang der Bürgermeisterwahl 1993 ging schnell über die Bühne. Schon um 18.47 Uhr stand fest: Der ...
Die Stimmenauszählung beim zweiten Wahlgang der Bürgermeisterwahl 1993 ging schnell über die Bühne. Schon um 18.47 Uhr stand fest: Der neue Stockacher Bürgermeister heißt Rainer Stolz. | Bild: SK-Archiv

Für Stolz war es der Wiedereinstieg in das Arbeitsleben, nachdem er von seinem Amt als Wirtschaftsförderer in Tübingen in Vaterschaftsurlaub gewesen war. „Ich wollte damals wieder eine neue berufliche Herausforderung wahrnehmen“, so Stolz.

Im Wahlkampf habe er damals viel mit den Vereinen gesprochen und sei von Haus zu Haus gezogen, um mit den Stockachern in Kontakt zu kommen. Auch eine Broschüre habe es gegeben. Dass Stolz auch fast 30 Jahre später noch Bürgermeister sein würde, das hätte er sich damals noch nicht träumen lassen, gibt er zu.

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