Herr Gulden, STS ist seit 50 Jahren eine Ur-Stockacher Firma. War immer klar, dass STS hier bleibt?

Ja. Es gibt Firmen, die Werke in einem Billiglohnland haben wollen, aber wir wollen in Deutschland Produkte entwickeln und fertigen. Alles, was wir machen, ist Made in Germany und deutsche Qualitätsarbeit.

Wie sehen die Pläne für die Firma aus? Soll wieder erweitert werden?

Zuletzt haben wir im Jahr 2011 angebaut. Wir wachsen natürlich immer weiter und der Platzbedarf wird größer. Noch geht es, aber wir wollen in der Zukunft auch wieder erweitern, sofern das am Standort möglich ist. Wir wollen aber hier bleiben. Wir bilden Leute auch selbst aus – nicht nur Azubis, sondern auch wenn Ungelernte in die Produktion kommen. Die Investitionen sind im Lauf der Zeit gestiegen, weil neue Technologien für die Produktion auch neue Spezialmaschinen brauchen. Am Tag der offenen Tür kann man die neuste Bandwickelmaschine sehen.

Wie ist STS eigentlich entstanden? War Ihre Familie schon immer dabei, Herr Gulden?

Wolfgang Thieler und Helmut Schenk haben die Firma im Jahr 1973 gegründet. Herr Thieler war Ingenieur und hat früher bei Siemens gearbeitet. Herr Schenk war der Macher, der die Firma aufgebaut hat. Sie haben sich überlegt, was für die Zukunft wichtig ist. Sie haben damals schon erkannt, dass diese Bauteile für Schaltnetzteile in der Zukunft eine große Rolle spielen. Davor hatte man diese 50-Hertz-Transformer. Und sie wussten, wenn man diese Transformer mit Schaltnetzteilen ersetzt, dann hat man einen höheren Wirkungsgrad und man ist variabel in der Eingangs- und Ausgangsspannung. Sie haben die Revolution gesehen, die stattgefunden hat. Das war eine tolle Gründungsidee und auf dieser Erfolgswelle reiten wir heute immer noch. Beide haben die Firma dann 1988 an mehrere Leute verkauft. Einer davon war mein Vater Max Gulden.

Ein Arbeitsplatz in de Anfängen der Firma STS, als diese noch in einem Gebäude am Stadtwall war.
Ein Arbeitsplatz in de Anfängen der Firma STS, als diese noch in einem Gebäude am Stadtwall war. | Bild: Archiv Firma STS

Und wie ging es dann weiter? Wann und wie kamen Sie in die Firma?

Mein Vater war der Geschäftsführer, hat es im Sinne der beiden weitergetrieben und entsprechende Experten eingestellt. Ich war als Student schon oft bei der STS, habe dann aber erst woanders Berufserfahrung gesammelt, bis mein Vater gesagt hat, ich solle in der Firma das Technologiefeld leiten. So ist es weitergelaufen, bis mein Vater in Rente wollte und ich 2002 die Geschäftsführung übernommen habe.

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STS ist in den fünf Jahrzehnten sehr stark gewachsen. Wie sah die Entwicklung aus?

Ganz am Anfang gab es ein kleines Haus am Stadtwall, aber der Umzug in die Industriestraße kam recht schnell und dort wurde angebaut. Als mein Vater dazu kam, war es dort schon so ausgebaut, dass man sich nicht mehr gut erweitern konnte. Er hat das erkannt und gesagt, da müssen wir raus. So sind wir auf das Industriegebiet Hardt gekommen.

Das war damals ein großer Schritt für eine kleinere Firma. Es wurde gleich so gebaut, dass es unbelegte Flächen gab, die sich Stück für Stück gefüllt haben. Dann ist es wieder eng geworden und wir haben die Fläche verdoppelt. In Krumbach gab es zwischendurch auch ein Werk für den Solarsektor als separates Geschäftsfeld, aber später wurde wieder alles hier vereint, als wir hier die neue Halle gebaut haben.

Die Firma STS Anfang der 1990er-Jahre am jetzigen Standort im Hardt.
Die Firma STS Anfang der 1990er-Jahre am jetzigen Standort im Hardt. | Bild: Archiv Firma STS

Und wo kommen die Bauteile von STS zum Einsatz? Waren es immer dieselben Bereiche?

Den Bereich Maschinenbau in der Industrie hatten wir schon immer. Wenn man Sonderlösungen braucht, kommen die von STS. Wir haben auch schon fast von Anfang an induktive Bauteile für die Medizintechnik gemacht, zum Beispiel für Nierensteinzertrümmerer. Die Teile müssen immer verlässlich funktionieren, sonst kann ein Mensch sterben.

In der Hilfsstromversorgung im Bahnbereich, also für Licht oder wenn man das Handy aufladen will, sind viele Bauteile von uns drin. Der Bereich ist zusammen mit der AEG entstanden, die damals die STS für die induktiven Bauteile auserkoren hat. In Beschichtungsanlagen für Handys sind unsere Bauteile auch. Die Beschichtungsanlagen sorgen dafür, dass man mit dem Finger drauftippen kann und das Handy weiß, was man will. Dann gibt es zum Beispiel auch Schnellladestationen, in denen Bauteile drin sind. Auch bei Brennstoffzellen, die Wasserstoff in elektrische Energie wandeln, sind wir dabei.

Wir sind also bei den wirklich wichtigen Themen der Zukunft dabei. STS leistet einen Beitrag, die Transformation bei erneuerbaren Energien hinzubekommen. Wir machen viel und haben in Forschungsprojekten mit bekannten Konzernen, deren Namen wir aber nicht nennen dürfen. Wir sind Experten im Energiebereich.

Mit modernsten Transformatoren wie diesem Modell in den Händen von Geschäftsführer Christof Gulden erobert die STS den Markt. Seine 85 ...
Mit modernsten Transformatoren wie diesem Modell in den Händen von Geschäftsführer Christof Gulden erobert die STS den Markt. Seine 85 kW Leistung entsprechen gut 113 PS. Im Viererpack laden sie ein E-Auto mit 340 kW (453 PS) und generieren so die derzeit schnellstmögliche Aufladegeschwindigkeit. Dieses Foto entstand im Jahr 2018. | Bild: Firma STS

Und weil die Firma diese Expertise hat, entstehen neue Einsatzfelder und Bauteile?

Ja, bei neuen Technologien werden wir gebaucht. Wir sind von Anfang an dabei und es gelingt uns ganz gut, schwierige Probleme zu lösen. Das erste Kreuzfahrtschiff mit Wasserstoff-Brennstoffzellen zur Stromerzeugung für das Schiffshotel zu gibt es schon. Die Innovation hat die Menschheit immer vorangebracht und es wäre schön, wenn wir immer einen kleinen Beitrag dazu leisten können.

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